Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
Wilden säubern, damit ein Mann es vernünftig bewirtschaften kann«, sagte er. »Verflucht, könnte sein, dass die Texaner schon längst beigetreten sind. Natürlich muss man jetzt noch mit den verdammten Mexikanern rechnen. Aber die sind keine große Sorge wert. Die Hundesöhne konnten schon vor zehn Jahren Texas nicht gegen Sam Houstin und zweihundert Texaner halten, und jetzt drohen sie, gegen die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika Krieg zu führen darüber, wo die Grenze verlaufen soll. Also, wenn die ihr verfluchtes Maul weiter so aufreißen wie jetzt, dann kann es sein, dass sie sich gar keine Sorgen mehr um ’ne Grenze machen müssen, weil sie dann gar kein gottverdammtes Land mehr haben, für das sie ’ne Grenze brauchen, Herrgott noch mal!«
»Douglas Campbell!« fuhr seine Frau ihn an. »Willst du wohl sofort aufhören mit dieser schrecklichen Sprache und all dieser Gotteslästerei vor deinen Töchtern!« Die Mädchen waren etwa neun und zehn Jahre alt und schienen sich über die Gottlosigkeit ihres Vaters zu freuen. Der Farmer zwinkerte den Mädchen mit einem Achselzucken zu, und sie versteckten ihr Lächeln hinter vorgehaltener Hand. Mit einem verzweifelten Seufzer füllte die Mutter die Teller.
Als Campbell fragte, wohin sie wollten, widmete Edward sich ganz seinem Teller mit Maisbrot und Bohnen und Opossum-Eintopf, obwohl er noch fiebrig war und ihm der richtige Appetit fehlte, und überließ es John, dem Mann zu erzählen, sie seien nach New Orleans unterwegs. Er sagte, sie hätten dort einen Onkel, der Möbel machte und ihnen das Handwerk beibringen wollte. Edward warf seinem Bruder einen bewundernden Seitenblick zu, wie leicht ihm doch das Lügen fiel. Sie hatten vereinbart, niemandem ihr wirkliches Ziel zu verraten, für den Fall, dass jemand hinter ihnen her war und sich nach zwei Jungs erkundigte, die kürzlich drei Bürger von Mobile getötet hatten.
Als Edward nach dem Essen versuchte, sich auf seinem linken Arm abzustützen, um sich zu erheben, schoss ihm ein stechender Schmerz von der Schulter hoch durch den Hals. Die Frau bemerkte seine Grimasse. »Nanu, mein Sohn, du bist verletzt!«
Edward versuchte es herunterzuspielen, doch auch Campbell meinte fürsorglich, wenn Edward eine Verletzung habe, sollte er seine Frau sie sich mal ansehen lassen. »Sie ist eine natürliche Heilerin, wenn es so was gibt«, sagte er. Edward zögerte, doch John sagte: »Lass sie nachsehen, Bruder. Ich bin mir nicht sicher, wie gut ich es gemacht hab.«
Die Frau half Edward beim Ausziehen des Hemds, unterzog die Wunde einer genauen Untersuchung und blickte dann zu ihrem Mann. Er kam dazu und besah sie sich ebenfalls. Er schaute die Brüder an, als sähe er sie zum ersten Mal. Dann setzte er sich hin und machte sich daran, seine Pfeife zu stopfen und anzuzünden.
Die Frau lobte John für seine fachkundige Handhabung des Brenneisens, doch weder sie noch Campbell fragte Edward, woher er die Wunde hatte. Sie hieß die ältere Tochter von einem sauberen Leinenlaken Streifen für einen Verband schneiden, und sagte der jüngeren, sie solle einen Kessel Wasser kochen und mit einem Teil davon eine Tasse Rotwurzeltee zubereiten. Sie holte eine Handvoll Wildkartoffelblätter aus dem Wagen und zerdrückte sie in einer kleinen Menge Wasser, um eine Salbe daraus herzustellen. Als das heiße Wasser bereit war, tauchte sie einen sauberen Streifen Leinen hinein, wusch dann die Wunde behutsam aus, tupfte sie trocken, legte die Blattsalbe darauf und umwickelte sie mit einem frischen Verband. Das jüngere Mädchen bot Edward eine dampfende Tasse Rotwurzeltee an, und die Frau wies ihn an, sie bis zum letzten Tropfen auszutrinken. »Das ist Weidenrinde«, sagte sie. »Das nimmt jedes Fieber weg, das du noch hast.«
Nachdem die Frau und die Mädchen sich zur Nachtruhe in den Wagen zurückgezogen hatten, blieben Campbell und die Brüder noch beim verglimmenden Feuer sitzen und tranken Kaffee. Eine Weile lang saßen alle drei schweigend da, dann fragte Campbell mit leiser Stimme, ob den Jungs vielleicht der Sinn nach etwas Stärkerem als Kaffee stünde. Edward und John tauschten ein Grinsen aus, und John entgegnete, er glaube, etwas Stärkeres wäre sehr willkommen. Campbell blickte zum Wagen, als wolle er sich vergewissern, dass seine Frau tatsächlich schlief. Er legte einen Finger an die Lippen und erhob sich. Er ging zu einer Ecke des Wagens und nahm behutsam einen Rucksack, der dort hing, herunter, kam damit zum Feuer
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