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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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Stallmeister: »Ihr bestehlt mich, Jungs, egal wie ihr’s dreht. Ihr kriegt es mit dem Gesetz zu tun. Seid ihr sicher, dass ihr das wollt?«
    »Falls du uns doch irgendwann ein faires Angebot machen willst«, sagte John, »dann komm uns in Pensacola besuchen.« Er zwinkerte Edward über den Kopf des Stallmeisters hinweg zu. »Da wohnen wir, und dorthin sind wir unterwegs.«
    John rollte den Jutestreifen zusammen und knebelte den Mann damit. Edward trat hinaus, um sich zu vergewissern, dass die Luft rein war, John blies die Lampe aus, und die Brüder bestiegen das Maultier Foots und ritten im Regen die Straße hinunter und aus Mobile hinaus.
    5 Sie ritten die ganze Nacht hindurch und den größten Teil des nächsten Tages, wechselten sich unterwegs mit Schlafen ab, jeweils hintereinander, zogen immer weiter Richtung Westen, immer weiter weg von Mobile. Es regnete ohne Unterlass. Sie waren bis auf die Knochen durchnässt. Beim ersten Licht überflogen sie die verschwommene Landschaft hinter ihnen nach Anzeichen von Verfolgern. Der tief liegende Himmel wirkte wie aus Lehm gemacht. Auf dem Pfad entlang der Auen ging dem Maultier das Wasser bis zum Bauch und sie hielten nach Mokassinschlangen Ausschau. Die einzigen Geräusche waren der keuchende Atem und der platschende Schritt des Maultiers, während der Regen auf die Bäume prasselte und das Wasser mit Grübchen musterte. Ein totes Schwein trieb vorbei, sein verdrehtes Auge trüb wie Stein, und dann ein Dutzend weiße aufgeblähte Hühner, deren Federn der Wind verstreute. Als ein Katzenwels so groß wie ein Kind neben ihnen die Wasseroberfläche durchbrach, scheute das Maultier, und Edward wurde abgeworfen und bekam beinahe einen Tritt gegen den Kopf. Während er sich aufrappelte, schluckte er gehörige Portionen schlammigen Wassers. John beruhigte das Tier wieder.
    Später an jenem Nachmittag ließ der Regen nach, doch der Himmel blieb bleiern. Während das Maultier durch das knietiefe Wasser vor sich hin platschte, sahen sie etwa dreißig Yards vor sich neben einem Zuckerrohrfeld bei der Straße etwas Großes auf dem Wasser schwanken. Es sah aus wie ein schweres Stück Holz, doch als sie näher kamen, entdeckten sie, dass es ein leerer Sarg war. Im Verlauf der nächsten halben Meile stießen sie auf vier weitere, alle leer. Die Luft roch jetzt nach Verwesung. Die Straße machte eine Biegung um ein weites Zypressenwäldchen, und dahinter trieben mehr als ein Dutzend Särge im Wasser, wo ein Friedhof überflutet worden war und das steigende Grundwasser die Särge aus der aufgeweichten vollgesogenen Erde nach oben gedrückt hatte. Die meisten Särge waren deckellos und leer, einige waren kaum mehr als ein paar verrottete Planken, die noch an ein paar verrosteten Nägeln zusammenhingen. Leichen in verschiedenen Stadien der Verwesung trieben in der langsamen Strömung der Überschwemmung. Die meisten hatten schon die Farbe der Erde angenommen. Einige waren im Gestrüpp und im Schilfrohr hängen geblieben, und jene, die auf dem Rücken schwammen, kehrten ihre schwarzen leeren Augenhöhlen und ihr verrottetes gelbes Grinsen dem trüben Himmel entgegen.
    Jetzt sahen sie auf einer nahe gelegenen Anhöhe zwei Männer in schwarzen Regenjacken, die mit einem Stemmeisen einen Sarg bearbeiteten. Der Deckel knarrte und zerbrach, und einer der Männer beugte sich über den Sarg und rief: »Volltreffer!« Er sank auf die Knie und hob eine verfaulte Hand ins Blickfeld. Er zog ihr einen Ring vom Finger, spülte ihn im Wasser ab und hielt ihn hoch, damit sein Kompagnon ihn sehen konnte. Doch der andere hatte jetzt die Brüder entdeckt, nahm sein Gewehr von der Schulter, riss den Lappen herunter, den er um den Verschluss gewickelt hatte, um ihn trocken zu halten, und richtete die Waffe in Hüfthöhe auf sie.
    Die Brüder ritten langsam in einer Entfernung von zehn Yards an ihnen vorbei, und Edward zog am Zaumzeug, um den neugierigen Blick des Maultiers von den Leichenfledderern wegzulenken. John hielt, den Finger am Abzug, das gespannte Hawken gegen seinen Schenkel gepresst. Die Männer hatten graubärtige, knochendürre Gesichter, und es lag nichts in ihren dunkeläugigen Mienen als scharfe Wachsamkeit. Niemand sagte etwas, und John behielt sie im Auge, bis er sich auf dem Rücken des Maultiers beinahe vollständig herumgedreht hatte. Die Leichenfledderer ihrerseits beobachteten sie, bis die Brüder um die nächste Biegung ritten und aus ihrem Blickfeld verschwanden.
    6 Sie kampierten

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