Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
sich beanspruchte, mit der Begründung, dass Edward bereits eine Handfeuerwaffe habe, egal, dass ihm die .44-Munition dafür fehlte. Sie luden die Waffen neu und machten sich zum Weiterreiten bereit.
Das beste Pferd war eine Fuchsstute. Die Brüder warfen eine Münze und Edward gewann. Er nannte das Tier Janey in Erinnerung an ein hübsches Mädchen, das er einmal bei einem Scheunentanz kennengelernt und nie wieder gesehen hatte. Alle Sättel des Trupps waren verschlissen und gerissen. John bestieg ein gesundes, aber nervöses rotbraunes Tier und führte das dritte Pferd, einen alternden Falben, an der Leine. Edward zog das Maultier hinter sich her.
Am späten Morgen brach zum ersten Mal seit Tagen die Sonne durch die Wolken. Das Hochwasser ging stetig zurück, und am frühen Nachmittag ritten sie bereits hauptsächlich durch Schlamm. John erlegte mit der Pistole einen großen Hasen, nahm ihn aus, und sie brieten ihn auf einem Spieß, aßen die Hälfte und bewahrten den Rest für später auf. John sah nach Edwards Wunde, und sie war geschwollen und Blut sickerte aus ihr heraus. Bei Sonnenuntergang schlugen sie ihr Lager unter einer riesigen Eiche auf hohem trockenem Gelände auf und verspeisten den Rest des Hasen und sahen die westliche Baumlinie aufleuchten, als stünde sie in Brand.
Am nächsten Morgen hatte Edward hohes Fieber. Die geschwollene Wunde hatte die Farbe von verdorbenem Fleisch, und die Haut war gespannt. Er konnte den linken Arm nur unter Grimassen und Schmerzen heben. »Bleibt nix andres, als sie auszubrennen«, meinte John. »Hätte ich schon gestern tun sollen.«
Er fachte das Feuer an und legte einen Gewehrladestock hinein, bis das Metall leuchtend rot wurde. Edward saß dicht dabei, schob sich einen Stock zwischen die Zähne und packte den Gürtel über seinem Bauch fest mit beiden Händen. John nahm den alten Verband als Handschuh, um den glühenden Ladestock aufzuheben, und sagte: »Beiß drauf, Bruder.« Er presste das Ende der Stange in die hintere Öffnung der Wunde. Das Fleisch zischte und rauchte, und Edward schrie gellend durch den Stock hindurch, der zwischen seinen Zähnen knirschte. Die Sehnen in seinem Nacken traten wie Drähte hervor. Dann schob John die Stange in das vordere Ende der Wunde, und es zischte nicht mehr so laut. Um die Abkühlung des Eisens auszugleichen, ließ er diesmal den Stock etwas länger drin, bevor er ihn zurückzog. Edward atmete keuchend aus und sackte nach vorne, der zerbrochene Stock fiel ihm mit blutigem Speichel bedeckt aus dem Mund. Der widerwärtige Geruch von verbranntem Fleisch lag wie Fett in der Luft.
John wischte den Ladestock an seinem Hosenbein ab und sagte: »Schätze, wir sollten es noch einmal machen, nur um sicher zu sein, dass nichts bleibt.«
Edward sah zu dem bösen Grinsen seines Bruders hoch und lächelte schwach. »Du trauriger Hurensohn.«
»Das musst du gerade sagen, kleiner Bruder«, sagte John. »Das musst du gerade sagen.«
7 Früh an jenem Abend stießen sie auf eine Familie, die in Sichtweite des Pfades neben einem Pappelhain kampierte. Am Himmel leuchtete im Westen ein roter Streifen, der mit dünnen violetten Wolken verwischt war. Stärlinge krächzten in ihren hohen Schlafplätzen und Baumfrösche quakten ohne Unterlass. Die Brüder fragten die Siedler, ob sie etwas Kaffee erübrigen könnten, und wurden von ihnen zum Abendessen eingeladen.
Sie kamen aus South Carolina und waren unterwegs nach Ost-Texas. Der Mann, ein Farmer namens Campbell, war ein vierschrötiger Mann, der schleppend sprach. Sein Gesicht war schlimm verunstaltet, ein Backenknochen stak scharf hervor, während der andere eingefallen war, ein Auge saß höher und tiefer im Kopf als das andere, die Nase war schief, der Unterkiefer verschoben, und dem oberen fehlten beide Vorderzähne. Die Narben vereitelten jede Vermutung, dass er mit diesem Gesicht geboren worden war. Der Mann war irgendwann einmal beinahe zu Tode geprügelt worden.
Farmer Campbells Stimme wallte aus der Tiefe seiner Nase hervor. Er sagte, er habe genug von Carolina und habe lange darüber nachgedacht, in den Westen zu ziehen, habe sich aber gescheut, seine Töchter der Gefahr durch die verdammten Indianer auszusetzen. Aber er habe die Nachrichten aus Texas aufmerksam verfolgt und schätze, die Texaner würden mit Sicherheit die Angliederung an die Union annehmen, die der Kongress im Winter genehmigt hatte.
»Sowie der Bundesstaat kommt, wird die US Army bestimmt das Land von den
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