Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
eine Handvoll kleiner Jungen und ein paar Männer zurückgeblieben, die Pistolen und Halstücher und eine unnahbare Autoritätsmiene zur Schau trugen, während sie am Baumstamm lehnten, ihre Pfeifen rauchten und sich leise unterhielten. Die Buben umringten die verkohlte Leiche und machten sich gegenseitig auf verschiedene Einzelheiten aufmerksam, stupsten sich mit den Ellbogen und lachten. Einer trat gegen die Beine des Toten und schlug ein verkohltes Stück von etwas ab, das noch vor Kurzem lebendiges Fleisch gewesen war, und die Jungs lachten lauter. Einer der Männer am Baum sagte: »Genug jetzt, Jungs, macht euch davon«, und als einer der Buben leise etwas zu den anderen murmelte, richtete sich der Mann mit einem scharfen Blick auf, und sie flitzten mit schallendem Gelächter davon.
Die Brüder warfen noch einen letzten Blick auf die sterblichen Überreste des Schwarzen, zogen dann die Zügel ihrer Pferde herum und ritten weg.
14 Es zog sie nach New Orleans — Dixie City, so genannt, seit die Vereinigten Staaten Louisiana gekauft hatten und Banken in New Orleans Zehn-Dollar-Scheine ausgaben, die auf der einen Seite mit einem englischen »Ten« und auf der anderen mit einem französischen »Dix« bedruckt waren. Die Amerikaner hatten ihre eigene Art, das französische Wort auszusprechen, und nannten den Schein oft einen »Dixie«, und sehr bald stand das Wort für die Stadt selbst. Die Brüder hatten von Dixie Citys verderbten Vergnügungen gehört und waren begierig, selber von ihnen zu kosten. Doch solche Vergnügungen waren teuer, und ihr letztes Geld hatten sie für einen Krug Whiskey ausgegeben, den ihnen ein Händler unterwegs angeboten hatte. So suchten sie sich Arbeit in einem Holzfällerlager knapp östlich des Pearl-Flusses, um ihre leere Geldbörse wieder zu füllen.
Sie fällten und säuberten Zypressen und schafften die Stämme auf Lastschlitten zum Fluss, wo sie, zu Flößen zusammengebunden, im Schlepptau gezogen wurden. Einige wurden auf Broadhorns oder Kielboote geladen, je nach dem Bestimmungsort des Holzes und den Wasserwegen, die dafür durchschifft werden mussten. Sie schufteten von morgens bis abends und legten den größten Teil ihres Lohnes beiseite, doch an jedem Zahltag steckten sie etwas von ihrem Geld in den Einsatz für Edward, den besseren Spieler von beiden, damit er an einem der halben Dutzend Pokerspiele teilnehmen konnte, die jeden Samstagabend in den Unterkünften veranstaltet wurden. Über die nächsten Wochen blieben ihm am Schluss eines jeden Spiels immer ein paar Dollar Gewinn übrig, doch gab es zu viele Falschspieler, als dass er ständig gewinnen konnte.
Dann spielte eines Samstagabends sein Glück verrückt, und binnen einer Stunde hatte er über vierzig Dollar gewonnen. Woraufhin ein großer Schwede namens Larsson ihn des Betrugs beschuldigte. Als sie ihre Hemden auszogen und nach draußen stapften, um die Angelegenheit zu regeln, wurden lärmige Wetten auf den bevorstehenden Kampf abgeschlossen. Weil der Schwede dreißig Pfund schwerer und einen Kopf größer war als Edward, hatte John wenig Mühe, eine Quote von 3:1 auf seinen Bruder zu bekommen.
Sie kämpften auf der mit Fackeln beleuchteten Lichtung vor den Unterkünften, umringt von den Holzfällern, die nach Blut und Verstümmelung brüllten. Bei all seiner Größe und Körperkraft war Larsson, wie die meisten Holzfäller, ungelenk und schwerfällig. Edward hingegen war behände und hatte schnelle Fäuste und die Schlagkraft eines viel größeren Mannes. Immer wieder ließ er die tapsigen Angriffe des Schweden ins Leere laufen, wich geschmeidig seinen weiten Schwüngen aus und konterte mit einem Trommelfeuer, das Larssons breites, wütendes Gesicht bald in ein blutiges Stück Fleisch verwandelte. Einige in der Menge, die viel auf den Schweden gesetzt hatten, riefen jetzt immer wieder erbost: »Betrug!« Und dann, nachdem er beinahe eine Viertelstunde lang mit seinen wilden Schwingern meistens danebengeschlagen hatte und von Edwards harten Gegenschlägen bombardiert worden war, heulte der Schwede verzweifelt auf, stürmte mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu, umfing ihn in einer Bärenumarmung, hob ihn von den Füßen und biss ihm die Spitze seines rechten Ohrs ab.
Edward brüllte auf und rammte Larsson sein Knie zwischen die Beine. Die Augen des Schweden quollen hervor und sein Griff lockerte sich, und Edward schlug ihm mitten ins Gesicht, und dann ließ der Schwede ihn endlich los und taumelte rückwärts,
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