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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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Erscheinung und Wesen aller Beschreibung trotzten und deren ewiges Vergnügen es war, die markerschütternden Schreie der Verdammten hervorzulocken. Dämonen, deren Gelächter dem Tollhaus des Teufels entstammte und sich mit dem unablässigen Geheul der Verurteilten vermengte und ohne Unterlass von den lodernden Mauern der Hölle widerhallte. Er sprach von Miasmen, neben denen sich die stinkendsten Abtritte und die Pestilenzgerüche verrottender Toter wie die lieblichen Düfte von Blumengärten ausnahmen, von Ausdünstungen, so abscheulich, wie sie noch keinem menschlichen Odem widerfahren waren. Er beschwor ein entsetzliches Schreckensbild nach dem anderen, und die Menge hatte schon bald vor Grausen und Selbstmitleid zu stöhnen begonnen. Nun weinten einige von ihnen frei heraus und andere schluchzten, als sie sich ausmalten, was sie jenseits des Grabes erwartete, wenn sie nicht hier und heute handelten, um sich der Errettung ihrer Seelen zu versichern. Jetzt stimmten einige ein Heulen und Wehklagen an, verdrehten die Augen und schüttelten sich wie unter Krämpfen, während die schrecklichen Verkündigungen des Predigers über die Wiese hallten. Während John und Edward sich mit einem unsicheren Grinsen ansahen, begannen selbst ihre Pferde zu stampfen und zu scheuen, da sie die zunehmende Angst und Tollheit um sich herum spürten, und die Brüder mussten die Zügel ihrer Tiere anziehen und ihnen beruhigende Worte in die Ohren flüstern. Im nächsten Moment wurde die Masse der Gläubigen von heftigen Zuckungen ergriffen, einige sanken zu Boden und wälzten sich umher, und alle stöhnten und flehten mit lauter Stimme Jesus an, er möge ihre verfluchten Seelen retten. Und immer noch brüllte der Prediger seine Worte von Verderben und Verdammnis hinaus. Die Pferde waren jetzt so aufgeschreckt, dass sie sich gegen die Zügel sträubten, als seien auch sie von den gleichen zuckenden Krämpfen entsetzter Ekstase befallen wie die Menge vor ihnen.
    »Verflucht noch mal«, schrie John Edward zu. »Hauen wir ab!«
    Sie zogen ihre Tiere herum und stießen ihnen die Fersen in die Flanken, und in einer einzigen Bewegung erhoben sich die Pferde auf die Hinterbeine und schossen vorwärts, als brannten ihre Schwänze lichterloh. Erst nach zwei Meilen auf dem Pfad verlangsamten sie ihren Galopp, und selbst dann zogen die Tiere einen nervösen Passgang vor, anstatt sich auf ein gemächlicheres Tempo einzulassen.
    John sagte, so etwas habe er noch nie in seinem Leben gesehen, und er hätte nichts dagegen, wenn es dabei bliebe. Edward schüttelte den Schweiß aus seinem Hut und meinte, er sei auch nicht davon begeistert.
    »Was meinst du, warum die das alle so mitgenommen hat?« fragte John.
    Edward entgegnete, das wisse er nicht. Dann sagte er: »Kann sein, dass das richtig echte Gläubige sind.«
    »Gläubige?« sagte John. »Gläubige von
was

    Edward zuckte mit der Achsel. Inzwischen schien sich sein Tier wieder eher in einen Schrittgang zügeln zu lassen.
    John verlangsamte sein Pferd und fiel zurück neben seinen Bruder. »An was glaubt einer, dass er das tut, was die getan haben?«
    Edward sah ihn an und zuckte wieder mit den Achseln. »Keine Ahnung. Das, was man ihnen da alles gesagt hat, schätze ich.«
    »
Alle
diese Leute glauben was, nur weil es ihnen jemand gesagt hat?«
    »Kann mir keinen andern Grund vorstellen.«
    »Also, ich will verflucht sein, wenn
ich
jemals an so was glauben will.«
    Edward grinste. »
Ich
glaube, darüber brauchen wir uns keine großen Sorgen zu machen.«
    Sie sahen einander einen Moment lang an, als würde jeder plötzlich etwas von sich selbst im anderen sehen. Dann lachten sie und ritten weiter.
    13 An einem späten Nachmittag mit zarten rosa Wolken am Himmel überquerten sie den Wolf River in der Nähe eines kleinen Ortes, von dem ein solcher Lärm herüberdrang, dass die Brüder dachten, es sei eine Feier im Gange. Sie lenkten ihre Tiere zu der Ortschaft hin und entdeckten bald an ihrem Rand eine lärmende Menge von etwa hundert Menschen, die um eine große Lebenseiche versammelt waren. Eine Meute Hunde rannte aufgeregt umher, bellte und winselte, verkeilte sich in knurrenden Gefechten, in die lachende, fluchende Männer mit Fußtritten dazwischenfuhren.
    Als die Brüder näher kamen, sahen sie das Schlingenende eines Seils über einen niedrigen Ast der Eiche segeln und lose nach unten wackeln, wartenden Händen entgegen. Einen Moment später wurde das Seil straff, und die Umstehenden

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