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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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überzeugt, dass ihm bereits ein Suchtrupp wie geräuschlose Spürhunde auf den Fersen war. Dann erklang das heisere Stöhnen eines Dampfschiffhorns irgendwo zu seiner Rechten. Er verfluchte sich als dummer Angsthase und setzte sich in Bewegung, den Lauten des Schiffsverkehrs entgegen. In Richtung der Hörner, Glocken und Pfeifen laufend, verfolgte er seinen gewundenen Kurs durch die dunkle Hintergassenwelt undeutlicher Gestalten und undurchdringlicher Schatten. Ein längeres und näheres Donnergrollen ertönte. Er suchte sich seinen Weg durch Abfallhaufen, stolperte über Backsteinbrocken und weggeworfenes Holz, stieß gegen zerbrochene Kisten. Er watete durch Schichten glitschigen, scheußlich stinkenden Mülls. Fiepende Ratten huschten über seine Stiefel. Ein Hund knurrte in der Dunkelheit. Er spürte Augen, die ihn aus den dunkelsten Nischen beobachteten, hörte gedämpftes Husten in den Schatten, gemurmelte Flüche, überraschtes Keuchen. Als er an einer Seitengasse vorbeikam, hörte er das drängende Schnaufen menschlichen Kopulierens.
    Plötzlich wurde die Gasse durch einen grellen Blitz hell erleuchtet, und der gespenstische Moment enthüllte eine schwarze Frau, nackt bis auf ihr Hemd, die ausgestreckt auf einem Haufen Abfall lag, das Gebiss zu einer starren Grimasse entblößt, während Ratten an ihren Augen fraßen. Und dann war die Welt wieder schwarz, und ein krachender Donnerschlag ließ ihn taumeln, sodass Maggie beinahe seinem Griff entglitt. Vereinzelte Regentropfen fielen, als er endlich aus der Gasse heraus auf eine Straße trat, die am Fluss entlanglief. Er steckte die Pistole unter seine Jacke in seinen Gürtel, neben die Pistole, die er dem Mann mit dem Schnurrbart abgenommen hatte. Er war überrascht über die Schmerzen in seiner Hand, so fest hatte er die Waffe umklammert. Er stand dort und überlegte, während Regentropfen auf seine Hutkrempe platschten. Auf jeden Fall musste er sich fernab von den Straßen halten, bis Maggie wieder bei Bewusstsein war, dann konnten sie zusammen zum Stall beim Tchoupitoulas Dock gehen, wo er und Edward ihre Sachen in Verwahrung gegeben hatten, und entweder warten, bis Edward erschien, oder ihn dort schon vorfinden.
    Blitze leuchteten auf, Donner krachte, und der Wind wurde stärker. Männer eilten zu den Schiffen, die am Kai lagen, oder zu den Tavernen in der Straße. Er meinte weiter vorne auf der linken Straßenseite ein Hotelschild zu sehen und steuerte darauf zu. Ein paar Männer in den weiten Hemden der Flussmatrosen wollten gerade einen Saloon betreten, blieben aber stehen und starrten ihn an. Er merkte, dass das Hemd um Maggies Hüfte hinaufgerutscht war, sodass ihr Gesäß größtenteils entblößt war, und zog es wieder herunter. Er hörte, dass die Matrosen ihm folgten. »Scheint sich ja ganz schön zu langweilen mit dem da, stimmt’s?« sagte einer, und der andere lachte lüstern. John zog eine Pistole, drehte sich um und richtete sie auf die beiden, und sie blieben stehen. »Is ja gut, Kumpel«, sagte der eine und hob die Hände in einer besänftigenden und abwehrenden Geste. Sie gingen zurück zum Saloon, warfen ihm einen grinsenden Blick hinterher und gingen hinein.
    Auf halbem Weg den Block entlang markierte ein Hängeschild, das im Wind schwankte und knarrte, THE MERMAID HOTEL , ein kleines und schäbiges zweistöckiges Etablissement, dessen schmierige Fensterscheibe die vergilbte Verkündung – SCHNAPS – ESSEN – ZIMMER zierte. Er betrat einen beinahe menschenleeren Schankraum, als der Regen plötzlich in einer Sturmflut die Straße entlangfegte. Bis auf einen Mann, der, den Kopf auf die Arme gestützt, schlafend an einem Tisch saß, und zwei Männer, die an der Theke würfelten, war niemand zu sehen. Einer war bärtig und wie ein Schiffer gekleidet, der andere war der Gastwirt und sagte, ja, er habe ein Zimmer für die Nacht. Ein Dollar. Die Blicke der Männer wanderten kühn über Maggies nackte Beine.
    »Is das dein Papagei?« fragte der bärtige Mann mit einem Grinsen.
    »Meine Schwester. Sie ist krank.«
    Der Bärtige lachte und zwinkerte übertrieben. »Na klar, mein Junge. Ich hab mir auch mal ’n paar hübsche Schwestern mit der Rumkopfkrankheit zu Gemüte geführt.«
    »Sie
ist
meine Schwester«, sagte John. Der Bärtige lächelte breit und nickte und sagte: »Aber natürlich ist sie das.«
    Das Zimmer war oben, eines von sechs in einem schmalen Flur, in dem eine Wandlampe ein diffuses Licht verbreitete. Unregelmäßiges

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