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Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
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herüberspähte. Der Dicke winkte sie herbei und sagte: »Komm mal hier rüber und sieh dir das an, verdammt!«
    Als er an der geöffneten Tür von Nummer zwölf vorbeiging, warf John einen Blick in das Zimmer und sah ein Mädchen mit geschlossenen Augen auf dem Rücken in dem schmalen Bett liegen. Ihr kurzes grünes Satinhemd war hoch über ihre Hüfte geschoben, sodass die blonden Haare zwischen ihren Beinen entblößt waren. Er ging zwei Schritte weiter, blieb stehen, kehrte um und sah wieder hin und erkannte, dass es seine Schwester Maggie war.
    Er blickte den Flur hinunter zu der Schwarzen, die immer noch in ihrem Schaukelstuhl saß und sich frischen Priem in den Mund steckte und es offenbar nicht eilig hatte nachzusehen, was der Dicke wollte. Die Tür zu Nummer vier ging auf, und ein Mann mit einem Ziegenbart kam heraus. Er rückte Jacke und Pflanzerhut zurecht, warf ihnen allen einen Blick zu und schritt dann den Flur hinunter. Die Negerin war jetzt auf den Beinen und tat einen Schritt in den Flur und dann wieder einen nach hinten, um dem Mann Platz zu machen.
    John schnürte es die Kehle zu. Er warf noch einen Blick auf das Mädchen und sagte sich, dass er sich irrte, das war nicht sie, konnte nicht sie sein. Aber er wusste, dass sie es war.
    Der Dicke sah ihn an und sagte: »Kleines Luder. Ich geh da rein und frag sie, ob sie was trinken will. Hatte sowieso schon ziemlich glasige Augen, also hätte ich’s wissen müssen, aber sie sagt, sicher, und ich geb ihr meine Flasche Rum, fast halb voll, und dreh mich um, weil ich Jacke und Hemd aufhängen will, und da hör ich, wie sie das Zeug runtergurgelt wie’n Neger vom Sägewerk. Sie hat sie
ausgetrunken
, Freund. Keine fünf Sekunden und er war
weg
. Ich sag, ›was zum Teufel soll das, Kleine?‹, und sie grinst mich nur dämlich an, verdreht die Augen und kippt aufs Bett. Hab schon gedacht, die ist tot, aber das kleine Luder is nur sturzhagelvoll, weiter nix. Wenn diese Dreckskerle sich einbilden, ich bezahl denen was, dass ich ’ne ohnmächtige kleine Säufernutte vögeln darf, die mir mein’ ganzen Schnaps weggesoffen hat, dann ha’m die sich aber geschnitten.«
    Sie hat gelogen
, dachte John.
Sie hat gelogen, gelogen, unsere verlogene gottverdammte verrückte Mutter
.
    »Hören Sie, mein Freund«, sagte er zu dem Dicken. »Tauschen wir. Sie können meine in Nummer acht haben. Eine Drei-Dollar-Sondernummer, ein Schlitzauge, dreizehn Jahre alt, so gut wie ’ne Jungfrau, haben sie gesagt. Also,
mir
gefällt’s, wenn die völlig hinüber sind.« Es war die einzige Erklärung, die ihm einfiel. Sein Herz raste, sein Mund war trocken. Er fragte sich, was der andere wohl von ihm hielt.
    »Was wollen Sie?« sagte die Schwarze, als sie bei ihnen war.
    Der Dicke sah John schief an. »Es
gefällt
dir, wenn sie ohnmächtig sind? Scheiße, mein Sohn, das ist doch wie ’ne Tote vögeln. Das ist doch kein Vergnügen.«
    »Ich mag’s. Hören Sie, Mister, ich leg noch einen Dollar drauf.« Er kramte einen Silberdollar hervor, gab ihn dem Dicken und dachte, wenn er nicht darauf einging, würde er ihm alles restliche Geld anbieten, das er hatte, etwa vier Dollar. Und wenn sich der Dicke dann immer noch weigerte, würde er den Hurensohn zu Brei schlagen.
    »Warum stehen Sie hier so rum?« fragte die Schwarze.
    Der Dicke hielt den Dollar wie einen Pokerchip, bei dem er sich nicht sicher war, ob er ihn einsetzen wollte. »Dann musst du’s aber teuflisch nötig haben, mein Sohn.« Er warf einen Blick den Flur hinunter zur Nummer acht. »Eine Chinesin, sagst du?« Er blickte wieder auf den Dollar in seiner Hand, lächelte, steckte ihn ein und sagte: »Abgemacht.«
    »Was machen Sie da?« fragte die Negerin. »Sie können nich einfach von einem Zimmer ins andre gehn. Nich erlaubt.«
    Der Dicke ging noch mal kurz ins Zimmer, kam wieder raus und sagte zu ihr: »Setz dich einfach wieder in dein’ Stuhl, Tantchen, und kümmer dich um dein’ eignen verdammten Mist.« Er ging zur Nummer acht, trat ein und machte die Tür hinter sich zu.
    »Ist mein Mist«, sagte sie und warf einen durchdringenden Blick auf die Tür und dann zu John.
    John betrat Nummer zwölf und wollte die Tür schließen, doch die große Frau hielt sie mühelos mit einer Hand auf und lugte um ihn herum auf das Mädchen im Bett. »Is die
wieder
betrunken? Mista Boland wird ihr aba ganz dicke den Arsch versohln.«
    »Is mir scheißegal, ob sie betrunken ist«, sagte John. »Lass uns einfach alleine.« Er war

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