Das Böse im Blut: Roman (German Edition)
erste Runde spendierte. Er hieß Lawrence und erwies sich als freundlicher Trunkenbold. Im Suff gab er sich als Veteran von San Jacinto zu erkennen und unterhielt sie mit Geschichten von ihrem großen Sieg über Santa Annas Armee und dem Gemetzel, das sie aus Rache für die Alamo und Goliad verübt hatten.
»Wir hab’n tausend von diesen fettigen Dreckskerlen in zwanzig Minuten getötet«, sagte er. »Auf den Knien hab’n die gewinselt: ›Ich nicht Alamo! Ich nicht Alamo!‹ Verflucht, wir hab’n einfach unsre Bajonette in ihre Lügenmäuler reingerammt. Ein paar von den Jungs haben Ohren und Nasen geerntet und die Kerle insgesamt ordentlich zersäbelt. Überall zerhackte Mexikaner, so weit das Auge reicht. Manche haben gesagt, man konnte die Fliegen von einer Meile Entfernung hören. Natürlich hat keiner von uns die stinkenden Halbblüter begraben, und nach ein paar Tagen war der Gestank so übel, dass Houston uns das Lager windaufwärts verlegen ließ. Wenn der Krieg kommt, tötet ihr Jungs noch viel mehr von denen, weil ihr da unten sein werdet, wo’s ein gutes Stück mehr von diesen Dreckskerlen zu töten gibt.«
Unter den Rekruten ertönten Ausrufe wie »Und ob!« und »
Ich
leg die haufenweise um!«. Keiner unter ihnen hegte den geringsten Zweifel, dass der Krieg unmittelbar bevorstand, und sie ließen den Sergeant hochleben und erzählten einander, dass das Soldatenleben das Beste sei, das es gebe. Sergeant Lawrence lächelte und sagte, sie sollten mit ihrem Urteil über das Soldatenleben vielleicht lieber warten, bis sie den Elefanten mit eigenen Augen gesehen hatten.
»
Elefant?
« fragte ein junger Rekrut, dessen Augen vom Trinken schon ganz verdreht waren. »Ojemine! Gibt’s in Mexiko
Elefanten
?«
Der Sergeant lächelte und sagte: »Hab gehört, da gibt’s welche.« Die meisten von ihnen kannten den beliebten Ausdruck »den Elefanten sehen« für ein neues Abenteuer, vor allem eines, das enttäuschend war, und John und Lucas schlossen sich dem allgemeinen Spott über die Dummheit des Jungen an.
Sergeant Lawrence schlug jetzt vor, sie sollten sich des Freudenhauses im oberen Stock bedienen, solange sie noch die Gelegenheit hatten. »Hab gehört, mexikanische Punzen sind richtig saftig, aber es dauert wohl ’ne Weile, bis ihr Jungs Gelegenheit habt, sie auszuprobieren.«
Sie hatten nichts von dem Bordell oben gewusst, und Lawrence hatte noch nicht ausgeredet, da rannten schon alle zur Treppe.
Johns Mädchen war eine hübsche schwarzhaarige Cajun, der ein Vorderzahn fehlte. Sie hatte einen schweren Akzent und das dichteste Schamhaar, das er je gesehen hatte. Er genoss das federnde Gefühl unter seiner Hand, auf seinem Bauch. Sie schmeckte nach Flusswasser, und er konnte nicht genug von ihr bekommen, streichelte ihre Brüste und die Rundungen ihrer Hüften und ihres Gesäßes, küsste sie und lutschte an ihren dicken Brustwarzen. Sie war ein gutherziges Mädchen, das noch nicht lange im Gewerbe war, und lächelte über seinen Hunger und meinte, es sei wohl schon eine Weile her, hm? Als er zum zweiten Mal in sie eindrang, kicherte sie und drückte ihn an sich und sagte nichts davon, dass er noch mal bezahlen müsse.
Am Nachmittag führte Lawrence sie hinunter zum Hafen zu einem wartenden Dampfschiff, wo an die vierzig andere Rekruten bereits an Bord waren und ihnen zujohlten, dass sie sich verflucht noch mal beeilen sollten. Sergeant Lawrence brachte sie an Bord und winkte zum Abschied vom Kai, während die Taue losgemacht wurden und Pfeifen schrillten und der Dampfer sich unter dicken Schwaden violetten Rauchs flussabwärts in Bewegung setzte.
Unter einem strahlend blauen Himmel voll schreiender Möwen fuhren sie in den offenen Golf ein. »Nun, mein Sohn«, sagte Lucas, während er auf das entschwindende Delta starrte, »schätze, jetzt sind wir tatsächlich unterwegs, um den Elefanten zu sehen.«
11 Den Oberbefehl über die Rekruten führte ein Lieutenant Stottlemeyer, der im Allgemeinen in seinem Quartier blieb und die tägliche Ausbildung der Soldaten einem Sergeant Frome überließ. Frome weckte die Männer jeden Morgen vor Tagesanbruch, und sowie sie mit ihrem Geschäft fertig waren, ließ er sie antreten, um den ganzen Vormittag lang auf Deck zu exerzieren, während sich am nördlichen Horizont die dunkle Küstenlinie langsam hob und senkte. Gelegentlich scherte einer von ihnen aus, um zur Reling zu rennen und sein Frühstück dem Meer zu übergeben. Am frühen Nachmittag wurde
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