Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Das Böse im Blut: Roman (German Edition)

Titel: Das Böse im Blut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Carlos Blake
Vom Netzwerk:
war, wie die jungen Freiwilligen in Baton Rouge gesagt hatten: Es gab Männer in dieser Armee, deren Englisch sie kaum verstehen konnten, Männer, die überhaupt kein Englisch sprachen und nichts verstanden bis auf die wesentlichen militärischen Befehle. Das Englisch innerhalb der Truppe war ein Gemisch von einem Dutzend verschiedener Akzente. Der irische Zungenschlag war besonders oft zu hören. Die Truppe war voller Iren, die vor der Hungersnot geflüchtet und unter Menschen gelandet waren, die sie als eingewanderten katholischen Abschaum hassten und Schilder an ihre Ladentüren hängten, auf denen FÜR HUNDE UND IREN VERBOTEN stand. In Boston, Philadelphia und Saint Louis waren katholische Kirchen in Schutt und Asche gelegt worden bei gewalttätigen Protesten gegen die Wellen papistischer Kartoffelköpfe, die an Amerikas Küste spülten. Allein die Army bot den irischen Neuankömmlingen bereitwillig Aufnahme, wie auch anderen Fremdstämmigen – zumeist Deutschen, einigen Franzosen, ein paar Schweden und Holländern, und Männern, deren Herkunft und Muttersprache für immer ein Geheimnis bleiben würden. Manche dieser Einwanderer kannten einzig und allein das Soldatengewerbe und wären sowieso zur Truppe gekommen. Die meisten hatten nie ein Handwerk gelernt und verpflichteten sich nur aus wirtschaftlicher Not. Natürlich zweifelte man an ihrer patriotischen Gesinnung, und oft fanden ihre einheimischen, protestantischen Vorgesetzten, dass diese zu wünschen übrig ließ. Und so mussten sie die allermeisten Bestrafungen erdulden. Und es war nur natürlich, dass viele von ihnen verbittert waren.
    Während sie geschäftig Zelte abbauten und aufrollten, erntete Jimmy Zane mit seinen Verwünschungen gegen Kaufmann nur Spott und Hohn seiner neuen Kameraden. »Ha«, sagte ein Soldat aus Kentucky, »das war doch keine Strafe. Hab mal einen in der Zweiten Infanterie gekannt, den ham’se gezwungen, auf ’nem Sägebock zu sitzen, Hände aufn Rücken gebunden und ein Zwanzig-Pfund-Gewicht an jedem Fuß. Zwölf Stunden lang musste der so sitzen. Hat gesagt, seine Eier und sein Arschloch hätten noch ein’ Monat danach wehgetan. Jedes Mal wenn er pissen musste, hat’s ihn auf die Zehenspitzen getrieben. Und weißt du, wegen was? Weil er gelacht hat. Hat während des Appells gelacht.«
    Ein anderer erzählte, wie er einmal einem Sergeant einen Faustschlag versetzt hatte, weil er ihn getreten hatte, dafür dass er sich eines Morgens zu langsam von seiner Pritsche erhoben hatte. Als Strafe habe er sechs Monate keinen Sold bekommen und für die nächsten zwei Monate eine dreißig Pfund schwere Eisenkugel mit sich herumschleppen müssen. »War um meine Hüfte gekettet, sodass ich das Scheißding nicht für eine Scheißminute ablegen konnte, außer wenn ich auf dem Boden saß und sie danebengelegt hab. Pissen war verdammt mühsam, das kann ich euch sagen. Musste es auf den Knien tun. Am Ende des Tages war mein Rücken so wund wie der von ’ner Hure, von der ganzen Schlepperei. Hab Arme wie Herkules gekriegt und ’nen Rücken wie ein alter Mann. Verflucht, ein Knie in die Nüsse ist nichts gegen zwei gottverdammte Monate mit dieser Eisenkugel.«
    »Ihr glauben, das is Strafe, das?« sagte ein Soldat mit einem starken französischen Akzent. »Seht, was mir ist passiert, als isch einen Sergeant ’ab geschlagen.« Er streifte sein Hemd ab und entblößte seinen Rücken, der ein Zickzackmuster von rosafarbenen, seilförmigen Narben zeigte, die Spuren einer Auspeitschung von über einem Jahr zuvor. »Das sein zwanzisch Schlage«, sagte er. »Isch ’abe gesehen welche, die ’aben vierzisch gekriegt. Fünfzisch. Isch ’abe gesehen welche sterben.«
    »Warum hast du ihn geschlagen?« fragte ein junger Rekrut.
    Der Franzose sah ihn an wie ein Vater seinen schwachsinnigen Sohn. »Weil er es ’at verdient, das ist warum.«
    Ein Gefreiter namens O’Malley zeigte ihnen seine übergroßen, unförmigen Daumenknöchel, die Folge davon, dass er an seinen festgebundenen Daumen bis zu den Zehenspitzen hochgezogen und zwei Stunden lang mit einem Knebel im Mund hängen gelassen worden war. »Meistens machen sie’s an den Handgelenken, und das ist nicht so schlimm«, sagte er. Jemand fragte, was er getan habe, und er sagte, er könne sich nicht mehr genau erinnern. »Ich war besoffen, aber ich erinner mich dunkel, dass irgendein Dreckskerl mich ’nen verdammten katholischen Kannibalen genannt hat.«
    Sie erfuhren vom »Joch«, einem acht

Weitere Kostenlose Bücher