Das Böse in dir
zwar eher unwahrscheinlich, da er keine unterwürfigen Frauen mochte, aber wer weiß? Manchmal ging ihm mein Unabhängigkeitsdrang und mein Bedürfnis, mein eigenes Leben zu führen und in meinem eigenen Haus zu wohnen, ziemlich auf die Nerven.
In dem Raum gab es einige Zonen, bei denen es sich meiner Ansicht nach eindeutig um hypnosefördernde Kabinen, Bereiche, Beeinflussungsmodule, oder wie man sie auch immer nennen wollte, handelte. Einer war hinter einem Wandschirm, einem verschiebbaren, gepolsterten Raumteiler, versteckt, wobei »gepolstert« das Schlüsselwort war. Ich umrundete die Abtrennung und entdeckte einen ziemlich großen rechteckigen Leuchtkasten an der Wand. Er war nicht eingeschaltet. Der Sessel davor, ein voluminöser Schaukelstuhl aus dunkelbraunem Wildleder, hatte eine höhere Lehne als die Sessel vor dem Aquarium. Auf einem niedrigen weißen Tisch vor dem Sessel stand ein Laptop mit Achtzehn-Zoll-Bildschirmdiagonale, in den ein kleiner Kopfhörer eingestöpselt war. Schon gut, ich bin ein böser Mensch, zu neugierig, und was es sonst noch der schlechten Eigenschaften mehr gibt. Das weiß ich selbst.
Ich ging zum Leuchtkasten und betätigte den Hebel auf der rechten Seite. Sofort begannen Lichter zu pulsieren, ein regelrechtes Feuerwerk, bestehend aus beweglichen Mustern, wie man sie beim Drehen eines Kaleidoskops sieht, nur dass die Abfolge schneller wechselte. Ich griff zum Kopfhörer und hielt mir die eine Hälfte ans linke Ohr. Seltsame Geräusche drangen heraus; die Frequenzen waren anscheinend verzerrt. Offen gestanden klang das Ergebnis ziemlich nervenzerfetzend.
»Möchten Sie es einmal testen, Detective?«
Als ich die Stimme so dicht hinter mir hörte, zuckte ich zusammen. Ich drehte mich um und entdeckte Collins neben dem Wandschirm. Ich hatte sein Eintreten nicht bemerkt, was sehr untypisch für mich ist. Normalerweise achte ich nämlich aufmerksam darauf, was sich in Räumen, in denen ich mich aufhalte, so tut. Ein heimtückischer kleiner Schleicher.
Er lachte über meine Reaktion. »Hoppla, tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken, Detective.«
»Das haben Sie auch nicht.« Selbstverständlich war das gelogen, denn er hatte mich wirklich ein wenig überrumpelt. Doch es gefiel mir nicht, dass er mich auslachte. Ich legte den Kopfhörer auf den Tisch. »Wie ich annehme, ist das hier die neue Technik, die Sie in Ihrem Buch beschreiben, richtig, Doctor? Schallwellen, posthypnotische Suggestion und so weiter?«
»Nun, es ist nicht allein mein Verdienst. Dr. Young hat schon lange vor meiner Zeit angefangen, auf diesem Gebiet zu experimentieren, und ist viel erfahrener als ich. Allerdings fasziniert mich diese Therapiemethode, weshalb ich meine Doktorarbeit darüber geschrieben habe. Darum auch das Buch, das Nick freundlicherweise gekauft hat.«
Ach, herrje, was für eine Ansprache. »Bitte setzen Sie sich doch«, fuhr Boyce Collins mit einem freundlichen Lächeln fort, das diesmal sogar seine Augen erreichte. »Ich zeige Ihnen, wie es funktioniert. Es könnte Sie interessieren.«
Ich erinnerte mich an Blacks ziemlich eindringliche Warnung und beschloss, sie ernst zu nehmen. »Das würde es ganz sicher. Aber leider habe ich nicht viel Zeit und dafür jede Menge Fragen an Sie.«
»Ach, kommen Sie, Detective, seien Sie kein Frosch und tun Sie mir den Gefallen. Lassen Sie mich meine Waren vorführen.«
Waren? Für wen hielt er sich denn? Etwa für Simple Simon aus dem Kinderreim? Außerdem war es eine seltsame Art, sich auszudrücken. Doch offen gestanden war Collins auch ein seltsamer Vogel. Deshalb schlug ich die Vorsicht in den Wind, wie immer, wenn mir jemand so auf die Nerven fällt wie Boycie-Baby. Also setzte ich auch ein breites Lächeln auf. »Gut, wenn Sie mir versprechen, mich nicht dazu zu bringen, etwas Dummes zu tun, zum Beispiel, dass ich hier den Affen spiele oder mir wie eine Katze die Pfote lecke.«
Collins lachte zwar nicht, lächelte aber kurz. Allerdings eher herablassend, wie ich vermutete. Er schüttelte den Kopf. »Ach, das alte Ammenmärchen reckt wieder einmal sein hässliches Haupt. Lassen Sie mich eines klarstellen, Detective. Ich kann Sie zu überhaupt nichts bringen, was Sie nicht auch unter gewöhnlichen Umständen tun würden. Und ganz sicher zu nichts, was gegen Ihre persönlichen Moralvorstellungen verstieße. Außerdem habe ich den Eindruck, dass Sie ohnehin keine geeignete Kandidatin für eine Hypnose wären.«
Genau das gleiche hatte
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