Das Böse in dir
Black auch gesagt, doch ich stellte mich dumm. »Oh? Wie kommen Sie denn darauf?«
»Natürlich kenne ich Sie nicht sehr gut, aber wenn ich Sie richtig einschätze, wirken Sie auf mich wie eine starke, tüchtige und entschlossene Frau. Als Polizistin sind Sie immer auf der Suche nach Fakten. Sie sind dafür ausgebildet, der Wahrheit auf den Grund zu gehen und es zu erkennen, wenn jemand lügt. Eigentlich unterscheidet sich das nicht sehr von meinem Beruf. Setzen Sie sich doch einen Moment, damit ich Ihnen demonstrieren kann, wie dieses Gerät funktioniert.«
Okay, ich würde mitmachen, um dem guten Doctor einen Gefallen zu tun. Also nahm ich auf dem Schaukelstuhl Platz. Collins stellte sich an den Leuchtkasten, betätigte ein paar Knöpfe und drückte einige Tasten auf einem Computer. Das Licht wurde heller und ging in unregelmäßigen Abständen an und aus. »Das hier ist alles noch sehr experimentell, verstehen Sie? Dr. Young und ich sind bis jetzt die Einzigen, die diese Methode verwenden. Allerdings stößt sie seit Veröffentlichung meines Buches auf großes Interesse. Das Patent ist angemeldet, und ich kann zu meiner Freude melden, dass ich bei einigen unserer Patienten ein paar Erfolge hatte.«
»Warum erklären Sie es mir nicht einfach in Worten? Das wäre sicher der schnellste Weg. Schließlich sind wir beide sehr beschäftigt.«
»Gewiss, wenn Sie möchten. Was Sie hier sehen, ist der Leuchtkasten. Im Grunde genommen handelt es sich um nichts anderes als um ein repetierendes Lichtspektrum, in dem vielfarbige Symbole in willkürlicher Abfolge aufleuchten.«
»Gut. Es erinnert mich an ein Kaleidoskop«, bestätigte ich, um die Sache zu beschleunigen. Ich war zwar bereit, ihn und seine Therapiespielzeuge noch eine Weile zu bewundern, hatte aber Wichtigeres zu tun.
»Genau. Jedes Kind liebt sie. Erwachsene auch. Es würde Sie wundern, wie viele erwachsene Männer und Frauen es angenehm und entspannend finden, ein Spielzeugkaleidoskop zu drehen. Ich habe auch Spaß daran. Und Sie?«
»Möglich. Ich habe es nicht mehr getan, seit ich drei war.«
»Hier, setzen Sie den Kopfhörer auf und hören Sie sich die Geräusche an.« Während er sie mir hinstreckte, lächelte er, eine offene Herausforderung, das Spiel mitzuspielen. Meiner Erfahrung nach hieß das, dass ich besser die Finger davon lassen sollte. Doch diesmal war die Neugier stärker, als gut für mich war. »Okay, aber ich behalte mir das Recht vor, diesen Gehirnwäscheversuch abzubrechen, wann immer ich will.«
Als Boyce Collins grinste, sah er plötzlich sehr jungenhaft und charmant aus. Sehr alt konnte er noch nicht sein. »Wie Sie möchten, Detective. Sie können den Kopfhörer abnehmen, sobald Sie genug haben. Kein Problem. Aber ich glaube, es wird Ihnen gefallen. Die meisten Menschen empfinden es als sehr entspannend. Viele schlafen dabei sogar ein.«
Klar, das würde bestimmt eine tolle Party werden. Also setzte ich zwar den Kopfhörer auf, behielt dabei aber Collins’ grinsende Visage im Auge. Er wandte sich wieder dem Leuchtkasten zu und drückte noch ein paar Knöpfe auf dem Computer. Eigenartige Töne drangen an mein Ohr. Ich beobachtete, wie Collins sich neben dem Leuchtkasten an die Wand lehnte und mich beobachtete. Also richtete ich den Blick auf die beweglichen gelben, grünen, blauen und roten Formen, die flackerten, umherwirbelten und vor meinen Augen miteinander verschmolzen. Schon im nächsten Moment spürte ich, wie meine Muskeln sich entspannten. Ich spannte sie sofort wieder an, nur für den Fall, dass ich empfänglicher für Hypnose sein sollte, als alle glaubten. Allerdings musste ich zugeben, dass dieses Treiben einen Menschen sehr locker machen konnte, selbst jemanden, der so verkrampft war wie vermutlich der Großteil seiner Patienten.
Noch erstaunlicher fand ich es, dass diese Therapie, wenn ich die Erläuterungen aus Collins’ Buch noch richtig im Kopf hatte, hauptsächlich darauf aufbaute, wie verschiedene Frequenzhöhen das Gehirn beeinflussten. In seinem Buch hatte er es damit verglichen, wie Klangschalen aus Kristall auf die Chakras des Körpers einwirkten. Was waren eigentlich Chakras des Körpers? Kalt erwischt. Aber, ob Sie es glauben oder nicht, kannte ich mich ein wenig mit Klangschalen aus Kristall aus. Das lag daran, dass Harve und ich in unserer Zeit als Streifenpolizisten in L.A. zu einem Raubüberfall in einem Laden für buddhistische Kultgegenstände gerufen worden waren. An diesem Tag hatte ich zum
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