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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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werden und dass wir nichts über ihn erfahren, ehe er nicht selbst bereit dazu ist.« Ich drehe mich um und starre auf die Reihen von Namen. Es sind so viele ... zu viele. »Ich schätze, uns steht die Aufgabe bevor, mehr als hundert ungelöste Vermisstenfälle aufzuklären ... mit dem schlimmstmöglichen Ergebnis. Wir müssen herausfinden, wer diese Leute waren.«
    »Und zwar schnell«, sagt Alan.
    Der Tod lauert nicht mehr irgendwo am Horizont. Er steht direkt vor uns, sieht hin, schaut wieder auf seine Uhr und grinst.
     

Kapitel 26
    »Bitte entschuldigen Sie meine derben Worte, Agentin Barrett, aber für mich sieht es so aus, als wären wir mitten in einem erstklassigen Achtzylinder-Rudelbums gelandet.« »Das ist eine ziemlich treffende Einschätzung, Sir.«
    Ich habe den Anruf auf meinem Handy entgegengenommen, und zu meiner Überraschung ist Director Rathbun am anderen Ende der Leitung. Doch mein Erstaunen, dass er meine Nummer kennt, währt nicht lange. Schließlich ist Rathbun der Boss des FBI.
    »Es sieht schlimm aus, Sir, und es wird sicher noch schlimmer.«
    »Offenbar haben Sie auf dem Seminar über Beruhigungstechniken für Vorgesetzte gefehlt.«
    »Ich bevorzuge die Wahrheit, Sir.«
    »Schön«, entgegnet er. »Dann beeindrucken Sie mich mit ein paar Wahrheiten.«
    »Die Wahrheit ist, Sir, dass es sich um eine große und schmutzige Sache handelt und dass ich Sie nicht um die Arbeit mit den Medien beneide. Diese Geschichte gibt es nur deswegen, weil der Täter beschlossen hat, aus dem Verborgenen ans Licht zu treten. Er hat uns per Videoclips eine Liste mit Namen geliefert, dazu weitere Informationen, die erkennen lassen, dass seine Vorgehensweise eine unverkennbare Handschrift trägt. Er hat uns bereits so viel an die Hand gegeben, dass Sie uns alle feuern sollten, wenn wir ihn auf der Grundlage der bisher vorliegenden Informationen nicht schnappen, Sir.«
    »Bringen Sie mich nicht auf Ideen.« Director Rathbun seufzt. »Sie wollen damit sagen, indem er uns seine Publicity aufbürdet, zeigt er uns zugleich eine Möglichkeit, ihn zu erwischen?«
    »Ja, Sir.«
    »Okay. Geben Sie mir ein Zwischenfazit.«
    Ich denke kurz über meine Antwort nach. Unser Gespräch mag offen und einfach erscheinen, doch mein Gesprächspartner ist Sam Rathbun. Er ist nicht nur der Chef des FBI, sondern war früher ein begabter Vernehmungsbeamter.
    »Ich sehe hundertdreiundvierzig tote Frauen, Sir«, antworte ich. »Ich sehe viele Familien, die mit den schlimmstmöglichen Nachrichten über vermisste Angehörige rechnen. Ich sehe aber auch, dass der Täter einen fatalen Fehler gemacht hat, indem er aus seinem Rattenloch hervorgekommen ist. Wir werden ihn fassen. Aber das muss uns gelingen, ehe er das nächste Mal zuschlägt.«
    Rathbun lässt sich einen Moment Zeit. Denkt über meine Worte nach.
    »Gehen Sie wieder an die Arbeit, Agentin Barrett«, sagt er dann.
    Er legt auf, bevor ich »Jawohl, Sir« sagen kann.
    Ich wähle sofort die Nummer von AD Jones. Politik mag nicht meine Stärke sein, doch selbst ich kenne die Regel, dass man tunlichst den Boss informieren soll, wenn der Boss der Bosse mit einem redet.
    »Was gibt's?«, fragt AD Jones unwillig.
    »Störe ich gerade, Sir?«
    »Ja. Aber Sie hätten sich kaum ohne triftigen Grund gemeldet. Also, was haben Sie zu sagen?«
    »Director Rathbun hat mich angerufen.« »Rathbun persönlich?« »Ja, Sir.«
    Ich höre ihn leise fluchen. »Was wollte er?«, fragt er dann.
    Ich gebe in knappen Worten den Inhalt unseres Gesprächs wieder.
    »Okay. Ich weiß, was das zu bedeuten hat.« Jones klingt besänftigt. »Irgendjemand stellt ihm Fragen. Möglicherweise der Präsident.«
    Menschen in Machtpositionen haben mich nie sonderlich beeindrucken können. Sie furzen im Privatleben genauso wie wir alle, selbst wenn es durch seidene Wäsche ist. Doch als Jones nun den Präsidenten der Vereinigten Staaten zur Sprache bringt, bin ich doch beeindruckt, wie ich mir eingestehen muss.
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Sir ...«
    »Eine angemessene Reaktion wäre beispielsweise Nervosität, Smoky. Danke für die Info.«
    Er beendet das Gespräch, bevor ich mein »Aye, aye, Sir« hervorbringen kann.
    Ich schaue auf die Uhr. Es ist früher Abend, neunzehn Uhr. Ich habe noch eine Menge zu tun, doch ich will mich bei Bonnie melden, bevor ich mich erneut in den Mahlstrom stürze.
    »Hi, Smoky«, begrüßt sie mich. Ihre Stimme klingt betrübt.
    »Stimmt was nicht,

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