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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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eine Idee. »Gibt es andere transsexuelle Opfer?« »Keine«, sagt James.
    »Dann war Lisa Reid eine weitere Anomalie. Sie ist die einzige Transsexuelle und das einzige Opfer, das so weit außerhalb seines normalen Jagdreviers umgebracht wurde. Was dann ja wohl genau der Grund dafür sein dürfte, warum sie ausgewählt wurde.«
    »Er hat beschlossen, an die Öffentlichkeit zu treten«, pflichtet Alan mir bei. »Er nimmt an, dass sie ihm dabei hilft, den größten Eindruck zu machen. Gleiches gilt für das Töten eines Kindes.«
    »Warum ausgerechnet jetzt?«, frage ich. Niemand antwortet. »Welche anderen Gemeinsamkeiten gibt es?«
    »Er stoppt die Clips vor dem eigentlichen Mord an den einzelnen Opfern«, sagt James. »Wie wir bereits festgestellt haben, ist seine Botschaft an uns wichtiger für ihn als der Tod der Opfer. Die Morde wurden aus einem bestimmten Grund begangen und nicht des Nervenkitzels wegen.«
    »Sie waren ihm nicht gleichgültig. Zumindest will er uns glauben machen, dass sie ihm am Herzen lagen«, sage ich. »Auf gewisse Weise zieht er sie nackt aus, indem er ihre dunkelsten Geheimnisse enthüllt, doch dann zieht er den Vorhang vor die letzten Augenblicke ihres Lebens. Er respektiert diese Privatsphäre und erhält ihnen ihre Würde.«
    »Er wird niemals zornig«, sagt James. »Er ist entschlossen, bleibt aber stets gelassen. Er ist sich nicht zu schade, ihnen zu drohen, um ihre Mitarbeit zu erzwingen, doch das geschieht losgelöst von allem anderen. Ein Mittel zum Zweck, keine Machtphantasie.«
    »Ich nehme an, dass das Thema >Geheimnisse< in allen Clips auftaucht?«
    »Ich fürchte ja«, räumt Callie ein. »Und nicht nur faktisch, auch formell.«
    Ich runzle die Stirn. »Was soll denn das bedeuten?«
    »Es bedeutet, dass es keine Geheimnisse der Art >Ich habe Mom zwanzig Dollar aus dem Geldbeutel gestohlen< gibt«, sagt Alan. »Es sind ausnahmslos düstere, traurige oder verquere Geheimnisse - oder alles zusammen.« Er konsultiert Ned, seinen Notizblock. »Natürlich gibt es häufig eine sexuelle Komponente. Es gibt eine Reihe zufälliger Morde, die damals unentdeckt blieben, und es gibt eine Reihe vorsätzlicher Morde. Eine Frau wurde über Jahre hinweg von ihrem Mann geschlagen, und sie hat es an ihrem Baby ausgelassen. Mit brennenden Zigaretten.« Er blickt zu mir herüber. »Eine verfluchte Galerie von Abscheulichkeiten.«
    Mein Magen zuckt, und ich höre erneut diese Stimme. Noch sind keine Worte erkennbar, doch die Stimme rührt sich, bemüht, sich Gehör zu verschaffen. Ich zwinge mich dazu, mich auf die Liste von Namen zu konzentrieren und auf das, was sie mir verraten können.
    »Er hat allem Anschein nach jedes Verbrechen auf Video aufgezeichnet«, sagt James. »Die Änderungen in der Bild- und Tonqualität zeigen, dass er seit einer Reihe von Jahren zugange ist. Wahrscheinlich hat er mit Super-8 oder einem ähnlichen Medium angefangen und ist im Lauf der Jahre zu modernerer Technologie gewechselt. Er dürfte ziemlich geschickt sein - nichts Weltbewegendes, aber besser als ein durchschnittlicher Computerbenutzer. Er musste die alten Filme digitalisieren und editieren, um seine Videoclips herzustellen.«
    »Wenn schon nichts anderes, dann verschafft es ihm Glaubwürdigkeit«, sagt Callie widerwillig. »Er hat seine Tun von Anfang an dokumentiert, während er auf den Tag gewartet hat, der Welt sein Anliegern zu offenbaren.«
    »Wie konnte er so sicher sein?«, fragt Alan.
    Ich sehe ihn an und runzle die Stirn. »Was meinst du damit?«
    »Naja, als er damit angefangen hat, gab es noch kein Internet, zumindest nicht für den privaten Gebrauch. Er hat von Anfang an geplant, sein Gesicht zu zeigen, und es ist ziemlich offensichtlich, dass er es mithilfe von Videos tun wollte. Wenn wir nur zwei Jahrzehnte zurückgehen, haben wir einen Riesenstapel VHS-Kassetten.«
    »Und?«
    »Das wäre direkter gewesen. Er gegen uns. Aber das hier?« Er deutet auf den Computer. »Er hat diese Clips auf eine öffentliche Webseite gestellt. Wie konnte er sicher sein, dass er unsere Aufmerksamkeit bekommt?«
    »Er hat umsichtig ausgewählt«, antwortet James. »Die Webseite, auf der er diese Clips gepostet hat, ist die am häufigsten besuchte virale Videoseite der Welt. Ich nehme an, wenn weder die Medien noch wir etwas bemerkt hätten, hätte er uns eine E-Mail oder einen Brief geschrieben.«
    Alan nickt. »Vielleicht hätte er uns sogar angerufen.«
    »Gibt es eine Möglichkeit, die Clips

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