Das Boese in uns
er Barrett vergewaltigte und entstellte.«
Ein Foto von mir erscheint auf dem Bildschirm, mit den Narben und allem Drum und Dran.
»Agentin Barrett arbeitet heute wieder in ihrem alten Job beim FBI, obwohl anfangs Diskussionen darüber aufkamen, ob sie jemals wieder dazu imstande sei. Diese Debatte scheint jedoch beendet zu sein, und der Erfolg gibt Barrett recht - was uns zu der Frage führt: Was macht die beste Ermittlerin des südlichen Kalifornien im Haus der Familie Cavanaugh? Die einzig logische Schlussfolgerung lautet, dass der Tod der zehn Jahre alten Valerie Cavanaugh mit jenem Mann in Zusammenhang steht, der sich der >Prediger< nennt.«
Eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Taten des Predigers folgt - auch seine Drohung, ein Kind zu töten, falls wir ihn nicht vorher schnappen.
»Was für ein Glück«, meint Callie. »Sie haben Valeries Clip noch nicht gesehen.«
Ich denke an das Versprechen des Predigers, einen Weg zu finden, die Wahrheit zu veröffentlichen, trotz unserer gegenteiligen Bemühungen. Ich würde nicht darauf bauen, dass dieses Glück anhält.
»Findet der Kerl viel Aufmerksamkeit in den Medien?«, frage ich Jezebel.
»Jede Menge. Es gibt reichlich Diskussionen über Wahrheit, Religion und sämtliche Themen, über die er schwadroniert hat. Er hat eine überraschend hohe Zahl von Unterstützern.«
»Unterstützer?«, fragt Alan fassungslos. »Was gibt es da zu unterstützen? Der Kerl ist ein verdammter Killer!«
»Es ist nicht so schockierend, wie du vielleicht glaubst«, wirft James ein. »Es gibt viele ähnlich gelagerte Fälle, und sie sind nicht auf den Katholizismus beschränkt. Er predigt einen Totalitaris-mus des Glaubens, ein Alles oder Nichts, ein Hingeben an Gott. So etwas fällt immer wieder auf fruchtbaren Boden. Extremismus und Fanatismus gehen Hand in Hand mit der Religion. So war es schon immer.«
Jezebel sagt: »Außerdem wurde eine Verbindung zwischen Ihnen und den Reids hergestellt. Jemand war so nett und hat einen Reporter darüber informiert, dass Sie und Ihr Team in Virginia waren.«
»Wie das so ist in diesem Job«, sagt Alan. »Verdammt! Wurde die Verbindung der Opfer zum Katholizismus erwähnt?«
»Nein. Lediglich die des Predigers.«
»Gut.« Ich informiere die anderen über das Ergebnis meiner Unterhaltung mit AD Jones und meinen Vorschlag, wie wir damit umgehen sollen.
»Das ist wohl das Klügste«, meint Alan. »Die Kirche ist neuerdings ein bisschen empfindlich gegenüber Skandalen.«
»Meine Mutter ist katholisch«, sagt James. »Sie geht regelmäßig zur Beichte. Die Vorstellung, dass jemand mithört ...« Er schüttelt den Kopf. »Die große Frage ist, wie stellt dieser Prediger das an?«
»Macht mir die Liste fertig.«
»Agentin Barrett?«
Ich habe einen Anruf auf meinem Handy entgegengenommen. Das Display hat eine Nummer gezeigt, die ich nicht kenne.
»Ja?«
»Hier spricht Kardinal Adam Ross. Ich bin der Erzbischof von Los Angeles.«
»Oh ... hallo ...« Ich runzle die Stirn. »Ist >Kardinal< die richtige Anrede?«
»Sagen wir, es ist in Ordnung. Sie können mich auch Adam nennen, wenn Sie wollen.«
»Bleiben wir lieber beim Kardinal. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»Ich glaube, diese Frage geht in beide Richtungen, Agentin Barrett. Ich habe vor etwa zehn Minuten einen Anruf vom FBI-Direktor erhalten. Einen bestürzenden Anruf. Nun bin ich auf dem Weg zu Ihrem Büro. Hätten Sie Zeit, mich zu empfangen?«
Die Manieren des Mannes sind tadellos, trotz der unüberhörbaren Anspannung in seiner Stimme. Ich hatte Anmaßung und Befehlston erwartet, aber dieser Mann ist die Höflichkeit in Person.
»Ich bin hier, Kardinal Ross.«
AD Jones stößt einen leisen Pfiff aus. »Das ging aber schnell. Ich habe mein Gespräch mit Director Rathbun vor weniger als einer halben Stunde beendet.« »Wie ist es gelaufen?«
»Er ist mit Ihrem Plan einverstanden. Er sagt, dass wir strengstes Stillschweigen wahren sollen, falls es sich irgendwie einrichten lässt.«
»Kennen Sie Kardinal Ross, Sir?«
»Ich bin ihm nie begegnet. Ich bin nicht gerade ein eifriger Kirchgänger. Aber wenn er im Schnellwahlverzeichnis des Direktors steht, ist er ein wichtiger und einflussreicher Mann. Versuchen Sie ihn entsprechend zu behandeln.«
»Wir behandeln jeden gut, solange er auch uns gegenüber freundlich ist, Sir.«
»Man muss Kardinal sein, um Papst werden zu können, nicht wahr?«, fragt Callie.
»Nein. Technisch gesehen kann jeder männliche
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