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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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Katholik, der die Bedingungen erfüllt, zum Papst gewählt werden«, sagt James. »In der Praxis ist das Amt jedoch für die Kardinäle reserviert. Das letzte Mal, dass ein Nicht-Kardinal zum Papst gewählt wurde, war 1378.«
    »Und wie wird man Kardinal?«
    »Man wird vom Papst dazu ernannt. Es ist ein sehr hohes Amt, und man muss der Kirche viele Jahre lang gedient haben, um so hoch aufzusteigen ... vom Priester über den Weihbischof, Bischof, Erzbischof ... ebenfalls ein Amt, in das man vom Papst berufen wird. Die Kardinäle schließlich werden unter den Erzbischöfen ausgewählt. Sie sind die mächtigsten Männer in der katholischen Kirche, abgesehen vom Papst, der von den Kardinälen gewählt wird. Es gibt nur hundertachtzig bis zweihundert Kardinäle, eine sehr geringe Pro-Kopf-Zahl, wenn man die Größe der gesamten katholischen Kirche bedenkt. Ein bis zwei Kardinäle auf acht bis neun Millionen Katholiken.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass die Kardinäle einen direkten Draht zum Papst haben.«
    » Allerdings. Diese Informationen verschaffen mir ein besseres Bild von dem Mann, der inzwischen im Lift auf dem Weg nach oben ist. Er ist intelligent, zielstrebig und daran gewöhnt, Macht auszuüben. Und er ist ein Mann, der Entscheidungen treffen und Befehle erteilen kann, die andere beachten müssen - und das ist für unsere Zwecke am wichtigsten.
    Hoffentlich erweist Ross sich nicht als taube Nuss.
    »Ob sie irgendwas unter ihren Roben tragen?«, fragt Callie.
    »Lange Hosen, meine Liebe. Ganz normale lange Hosen.«
    Wir drehen uns zu der Stimme um, die so volltönend und wohlklingend ist, wie man es sich von einem Kardinal nur vorstellen kann.
    Kardinal Ross ist ein sehr großer Mann, bestimmt einsfünfundneunzig, und er ist schlank, ohne mager zu sein. Er hat silbernes Haar und ein langes Gesicht, nicht unattraktiv, auch wenn man ihm die Jahre ansieht. Ich schätze ihn auf knapp über sechzig. Er hat dunkle Augen, die uns ernst und gemessen mustern. Er trägt schlichtes priesterliches Schwarz: Hose, Hemd, Jacke und den weißen Priesterkragen. Um den Hals hängt ein silbernes Kreuz. Die Unscheinbarkeit seiner Kleidung jedoch kann seiner immensen Ausstrahlung nichts anhaben.
    Zu meiner Überraschung ist er allein gekommen.
    Ich strecke ihm die Hand entgegen. »Willkommen, Kardinal Ross.«
    Er schüttelt die dargebotene Hand und lächelt dabei freundlich auf mich herunter. Ross hält meine Hand ein wenig länger als nötig und betrachtet aufmerksam mein vernarbtes Gesicht.
    »Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen.« Ich mache ihn mit dem Rest meines Teams bekannt. Er schaut sich interessiert in unserem Büro um. »Hier also fangen Sie Mörder.« »Von hier aus versuchen wir's, ja.«
    Er geht zu der Tafel und studiert die Namen. Umrundet die Schreibtische, nickt anerkennend über das, was er sieht.
    »Die wichtigsten Arbeiten werden stets in der bescheidensten Umgebung erledigt, scheint mir.« Er blickt in unsere Richtung und lächelt. »Nicht dass jemand mich falsch versteht, das soll keine Herabwürdigung sein. Ich meine es als Kompliment.«
    »Wir sind nun mal einfache Leute«, sagt Callie mit breitem Akzent.
    »Irgendwie glaube ich, dass diese Aussage richtig ist und zugleich falsch, Agentin Thorne. Sie mögen einen eingeschränkten Blickwinkel haben und überaus zielstrebig zu Werke gehen, doch Sie verstehen zugleich komplexe Wege des Bösen, die mein Begriffsvermögen übersteigen.«
    Callie grinst. »Sie wissen, wie man Leuten Honig um den Bart schmiert, wie?«
    Er lacht. Es ist ein angenehmes Lachen, voll und unbefangen. »Eine Berufskrankheit. Ich bin aber nicht unehrlich in meinem Lob, das darf ich Ihnen versichern.«
    »Das ist ja alles schön und gut«, sagt James, »aber was können wir für Sie tun?«
    Er ist mir mit seiner Frage zuvorgekommen, doch mit mehr Feindseligkeit, als mir lieb gewesen wäre. Der Kardinal nimmt es äußerlich gelassen hin.
    »Ja, in der Tat. Ihr Direktor hat mich angerufen. Er hat mich über ihre Vermutungen informiert, was diesen Mann angeht, der unsere reuigen Sünder heimsucht.« Er richtet den Blick auf mich. »Bitte entschuldigen Sie die Frage, aber könnten Sie mir erklären, wie Sie zu Ihrer Schlussfolgerung gelangt sind?«
    Ich berichte ihm von dem Prediger und erwähne meine Unterhaltung mit Vater Yates und seiner unausgesprochenen Bestätigung bezüglich Rosemary Sonnenfelds Beichte. Von den silbernen Kreuzen in den Körpern der Toten sage ich nichts.
    Als

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