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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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Unterwäsche, schweißbedeckt und am ganzen Leib zitternd wie ein Nackter im Schneesturm.
    Das Ding durchbrach die Oberfläche. Prustend.
    Siehst du?, fragte es. Siehst du es jetzt, mein Freund? Hehehe!
    Und er sah. Er sah seinen Vater, den großen, ehrenwerten Frank Murphy, neben der Frau stehen, die gesagt hatte, sie wäre seine und Frances' Mutter.
    Die Frau war eine Nonne, und Michael kannte sie sehr gut.
    Es war Tante Michelle.
     

Kapitel 39
    »Mein Vater und meine Mutter waren Zwillinge, so wie meine Schwester und ich. Sie hatten miteinander geschlafen, und das Ergebnis sind wir.« Das Gesicht Murphys, des Predigers, ist traurig, ernst und düster. »Sie kamen überein, Mutters Schwangerschaft zu verbergen. Es war nicht besonders schwierig. Sie waren beide achtzehn. Sie hatten zu viel getrunken, und der Teufel hatte sie verführt.
    Wie soll ich beschreiben, was für ein Gefühl das für mich war? Die beiden Menschen, die meine Schwester und ich am meisten achteten auf der Welt, hatten uns belogen, unser Leben lang. Wir waren Produkte einer inzestuösen Beziehung, einer verbotenen Paarung. Ich fragte meinen Vater noch in jener Nacht, ob er diese Sünde jemals gebeichtet hätte. Nein, sagte er, das habe er nicht.«
    Murphys Gesichtsausdruck ist ungläubiges Staunen. »Kann man sich das vorstellen? Er hatte seine Sünde für sich behalten und sich selbst verdammt. Warum? Alles nur, um uns zu schützen? Nein. Jeder Priester, dem er gebeichtet hätte, hätte sein Geheimnis bewahrt. Er tat es nicht, weil er sich schämte. Und das war in meinen Augen unverzeihlich. Nicht der Inzest, obwohl auch das schlimm war. Nicht das Lügen gegenüber meiner Schwester und mir - selbst das konnte ich irgendwie verstehen. Doch den Versuch, Gott zu hintergehen, konnte ich ihm nicht verzeihen.
    Sie erzählten uns, sie hätten dem Herrgott ihr Leben geweiht und uns gottesfürchtig erzogen als Buße für ihre Sünde. Ich konnte es nicht ertragen. Ich sah darin nichts als Täuschung und Lüge.
    Meine Schwester und ich flohen noch am nächsten Morgen aus dieser Kirche. Vater versuchte uns aufzuhalten, doch ich schlug ihn nieder.« Ein knappes Lächeln. »Nein, ich habe ihn nicht getötet. Er ist vor zehn Jahren an Krebs gestorben. Ich habe keine Ahnung, ob er seine Sünde jemals gebeichtet hat. Ich würde es gerne glauben.«
    »Sie sagt überhaupt nichts«, stellt Alan fest.
    »Er hat das Kommando«, sage ich. »Es ist sein Auftritt. Seine Show.«
    Das ist normal bei Serienkillerteams. Der eine ist der Dominante, der die Trümpfe ausspielt und die Erklärungen für ihr Tun liefert. Kirby war wohl doch nicht so weit von der Wirklichkeit entfernt.
    »Ein paar Jahre lang waren wir orientierungslos und verloren unser Ziel aus den Augen. Nur unsere gegenseitige Liebe blieb immer bestehen.« Seine Schwester legt eine Hand auf seine Schulter. Er ergreift sie, hält sie, während er weiterspricht. »Es dauerte eine Weile, bis wir zu Gott zurückfanden. Ich will niemanden mit dem Hin und Her langweilen, bis es so weit war. Später ist noch Zeit genug für unsere vollständige Geschichte. Für den Augenblick ist nur eines wichtig: Wir fanden zu Gott zurück. Mir wurde bewusst, dass unser zerstörtes Leben das Ergebnis einer Lüge war, einer Weigerung, Gott alles zu offenbaren und alle Sünden zu gestehen, um von ihnen erlöst zu werden.
    Seit damals haben wir uns selbst der Beichte unterworfen, ohne Vorbehalt und ohne Lüge. Ich habe mein sexuelles Verlangen nach meiner Schwester gebeichtet, und sie hat das Gleiche getan. Wir haben Buße getan für unser Tun und dafür, dass wir um ein Haar in die sündhaften Fußstapfen unserer Eltern getreten wären. Und schließlich wurde uns wieder bewusst, welche Aufgabe Gott für uns auserwählt hatte.«
    Er blickt zu ihr hoch. Sie blickt auf ihn hinunter. Beide lächeln.
    Es ist ein grausames Bild, weil es so glückselig wirkt. Zwei Monster mit Heiligenscheinen und Blut an den Zähnen. Sie richten ihre Blicke wieder in die Kamera.
    »Gott hat uns geprüft, vom Augenblick unserer Geburt an. Er lieferte uns jeden nur erdenklichen Grund, uns von ihm abzuwenden. Er konfrontierte uns mit Betrug, Zweifel und Leiden. Er wollte sicher sein, dass wir stark genug sind. Gott stellt alle seine Propheten so schwer auf die Probe.
    Ich begriff, dass das Gesicht meines Vaters genauso war wie das Gesicht viel zu vieler anderer. Das Gesicht des frommen Mannes, der sein Leben Gott und den Mitmenschen weiht. Die

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