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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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Vorschrift anzugehen, Sir«, sage ich zu Jones. »Wir haben drei Tatorte, die wir untersuchen müssen. Rechtlich gesehen gehört der Ambrose-Fall in die Zuständigkeit der örtlichen Behörden. Wenn ich ihnen den Mord verschweige, begebe ich mich nicht nur auf juristisch gesehen dünnes Eis, ich stelle überdies die Erfordernis nach Vertraulichkeit über das staatliche Interesse an einer schnellen Untersuchung. Und das kann ich nicht.«
    Mordermittlungen sind ein Prozess, bei dem sämtliche Ressourcen ausgeschöpft werden. Ein Blitzkrieg ohne jede Finesse. Man legt sämtliche Fallen aus und setzt alles ein, was man aufbieten kann - denn wenn man nicht während der ersten achtundvierzig bis zweiundsiebzig Stunden nach Eintritt des Todes eine Spur hat, ist es sehr wahrscheinlich, dass man keine mehr findet. Das alles geht mir durch den Kopf, während ich auf den verwesenden Leichnam von Richard Ambrose starre und mir bewusst wird, dass wir das Problem von jemand anderem lösen. Wie ich Rosario bereits gesagt habe - ich arbeite für die Opfer. Nicht für Rosario, nicht für ihren Ehemann und ganz bestimmt nicht für irgendeine politische Zweckmäßigkeit.
    Ich höre AD Jones seufzen. »Gibt es wirklich keine andere Möglichkeit?«
    »Nein, Sir, ethisch gesehen nicht. Wir haben einen Mord, und dazu einen ziemlich großräumigen Tatort. Wir müssen das gesamte Haus durchsuchen. Wir müssen herausfinden, ob etwas gestohlen wurde, und wir müssen immer noch Passagiere befragen - dazu das Personal an den Ticketschaltern und die Flugbegleiterinnen. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, dass wir im Verlauf der Ermittlungen auf weitere Opfer stoßen. Und vor allem ist da sein Versprechen, so lange weiter zu töten, bis wir ihn gefasst haben. Wenn wir vernünftige Arbeit leisten wollen, müssen wir die örtlichen Polizeibehörden einschalten.«
    Eine lange Pause. Schließlich sagt Jones: »Einverstanden. Aber wir halten den Mord an Lisa Reid zurück. Wir haben juristische Gründe dafür. Ich will nicht, dass sonst jemand in ihre Wohnung geht. Und der Bericht des Gerichtsmediziners darf weiterhin nicht an die Öffentlichkeit. Falls die Einzelheiten über das Kreuz nach draußen dringen, würde es Ihre Ermittlungen stören.«
    »Das stimmt.«
    »Bevor Sie die Kavallerie rufen, Smoky, möchte ich, dass Sie sich rückversichern.« »Wie das?«
    »Rufen Sie Rosario Reid an. Sagen Sie ihr, es ist weder machbar noch verfahrenstechnisch möglich, die Angelegenheit länger unter Verschluss zu halten. Sorgen Sie dafür, dass sie begreift, dass die Suche nach Lisas Killer dadurch behindert wird. Appellieren Sie an Rosario als Mutter und als Frau des Politikers. Ich kümmere mich um Director Rathbun.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Smoky? Es war richtig von Ihnen, mich deswegen anzurufen.«
     
    Ich stehe im Vorgarten. Blätter rascheln um meine Knöchel, und der kalte Wind lässt meine Wangen und Hände taub werden. Im Augenblick ist dieser frische Wind mir sehr willkommen, denn er vertreibt den Gestank des Todes aus meiner Nase.
    »Ich vertraue auf Ihr Urteilsvermögen, Smoky«, sagt Rosario zu mir. »Was ich im Wagen zu Ihnen gesagt habe, habe ich genau so gemeint. Es geht in erster Linie um Lisa.«
    »Ich danke Ihnen, Rosario. Ich hatte nichts anderes erwartet, aber ich wollte Sie vorwarnen. Außerdem ...« Ich zögere.
    »Ja?«
    »Es wäre nützlich, wenn Sie Director Rathbun mitteilen würden, dass Sie Vertrauen in meine Entscheidungen haben.«
    »Ich werde persönlich mit ihm reden.«
    »Danke. Ich bin seiner Assistentin über den Weg gelaufen. Sie hat mich ein bisschen nervös gemacht. Ich bin nicht an ein solches Spiel gewöhnt.«
    »Rachel Hinson?« Rosario klingt belustigt. »Oh ja, sie ist ganz schön furchteinflößend - aber das kann ich auch sein. Und ich habe zehn Jahre mehr Übung darin als sie. Tun Sie, was immer Sie tun müssen.«
    »Mach ich.«
    Sie beendet die Verbindung, und ich drehe mich zu Alan um, der vorn auf der Veranda wartet, die Hände in den Jackentaschen. Ich nicke ihm zu. »Alarmieren wir die örtlichen Cops.«
     

Kapitel 9
    Ich bin wieder in Lisas Haus, zusammen mit Callie und James. Alan hat in Ambroses Haus die Koordination mit den einheimischen Polizeibehörden übernommen. Ich sehe nicht die Notwendigkeit, dort zu sein. Ambrose wurde benutzt und weggeworfen; er war nicht wichtig für den Killer. So kaltherzig das auch klingen mag: Es bedeutet, dass Ambrose auch für mich nicht von unmittelbarer Bedeutung

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