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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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ist.
    James geht durch Lisas Haus, Zimmer für Zimmer. Ich nehme an, er tut das Gleiche, was ich zuvor getan habe: Er versucht, ein Bild von Lisas Persönlichkeit zu gewinnen. Sie war wichtig für unseren Irren. Wenn du das Opfer kennst, kennst du auch den Täter.
    Callie sieht müde aus. Ich beobachte, wie sie eine Packung Vicodin aus der Tasche zieht und eine Pille nimmt, die sie trocken herunterschluckt.
    »Mjam«, sagt sie, verdreht die Augen in gespieltem Genuss und reibt sich mit übertriebener Geste den Magen.
    »Schluckst du immer noch so viel von dem Zeug?«, frage ich sie.
    »Noch immer abhängig«, erwidert sie knapp. »Aber du wirst mir helfen, clean zu werden, noch bevor ich heirate. Nur du und ich, eingesperrt in ein Zimmer, Schweiß und Tränen und Kotzen.«
    »Klingt verlockend.«
    »Ja. Aber jetzt mal Spaß beiseite, was soll ich für dich tun?«
    Ich berichte ihr von dem Tagebuch, das ich gefunden habe, und von der Botschaft des Killers darin.
    »Er war hier in Lisas Wohnung, Callie«, schließe ich. »Vermutlich er hat Seiten aus ihrem Tagebuch herausgerissen. Ich möchte, dass du und James dieses Haus bis in die letzten Winkel absucht.«
    »Meinst du, wir finden was?«
    Ich zögere, zucke mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Schon möglich. Er wollte uns wissen lassen, dass er hier war. Als Zeichen hat er das Kreuz in Lisas Körper zurückgelassen. Einerseits legt er uns eine Spur aus Brotkrumen, andererseits versteckt er seine Fingerabdrücke ...« Ich schüttle den Kopf. »Ich werde nicht schlau daraus. Ich habe noch nicht genug, womit ich arbeiten könnte.«
    James ist zwischenzeitlich hinzugekommen und lauscht unserer Unterhaltung.
    »Ich bin der gleichen Meinung«, erklärt er. »Ich kann bisher nichts über ihn sagen, außer, dass er älter ist und überlegt vorgeht. Und er ist geschickt und furchtlos, ohne unkalkulierbare Risiken einzugehen. Und er will, dass wir von seiner Existenz wissen.«
    Und dass er schon bald erneut töten wird, geht es mir durch den Kopf, doch ich spreche es nicht aus.
    »Noch irgendetwas aus dem Flugzeug?«, frage ich.
    »Nein«, antwortet Callie. »Wir müssen noch den Inhalt des Staubsaugers analysieren, und wir haben die blutigen Sitzpolster, aber das ist alles.«
    »Dass er seine Fingerabdrücke verwischt hat, ist bis jetzt immer noch der aufschlussreichste Hinweis«, sagt James. »Er ist irgendwo in einer Datenbank, keine Frage.«
    »Ja. Das und sein Verhalten sind die besten Spuren, die wir für den Moment haben.« Ich seufze. »Nicht gerade viel.«
    »Langsam«, widerspricht Callie. »Wir sind gerade erst vierundzwanzig Stunden an diesem Fall dran. Und dieser Irre hat bereits den größten Fehler überhaupt gemacht: Er hat unsere Aufmerksamkeit auf sich gelenkt.«
    James schüttelt den Kopf. »Sicher, aber es sieht nicht danach aus, als würden wir ihn zu fassen kriegen, bevor er das nächste Mal tötet.«
    Callie zuckt die Schultern. »Darauf haben wir sowieso keinen Einfluss, ob es uns passt oder nicht. Also gehen wir an die Arbeit.«
    Ich will gerade meine Zustimmung bekunden, als mein Handy summt. Es ist Alan.
    »Schlechte Neuigkeiten«, sagt er. »Was denn?«
    »Du hast mich gebeten, eine Datenbanksuche nach ähnlichen Verbrechen zu starten.«
    Meine Laune rutscht in den Keller. »Ja.«
    »Die habe ich veranlasst, ehe ich zum Haus von Ambrose gefahren bin. Wir haben bereits einen Treffer. Allerdings ist es ein neues Verbrechen, gerade erst zehn Tage her.«
    »Nimmst du mich auf den Arm?«
    »Leider nicht. Der Typ ist ständig in Bewegung. Sieht so aus, als hätten wir es mit einem Kerl zu tun, der einen Plan verfolgt.«
    Ich schließe die Augen und reibe mir über die Stirn. Diese Neuigkeiten lassen mich auf einen Schlag meine ganze Erschöpfung spüren.
    »Okay«, sage ich schließlich. »Dann schieß mal los mit den Details.
     

ZWISCHENSPIEL
DER TOD DER ROSEMARY SONNENFELD

Kapitel 10
    Rosemary erwacht um halb sieben vom schrillen Alarm ihres Weckers. Sie denkt einen Moment daran, ihn abzustellen und weiterzuschlafen, schließlich ist Sonnabend. Der Gedanke ist verführerisch, doch der Tadel ist augenblicklich und entschieden.
    Nein, so funktioniert das nicht. So funktionierst du nicht. Disziplin tagein, tagaus, von heute an bis ans Ende deiner Tage. Es ist die einzige Möglichkeit.
    Also zwingt sie sich in eine sitzende Haltung, lässt die Beine aus dem Bett baumeln. Ihre Füße berühren kurz den Holzboden; dann spürt sie die Kälte und zieht

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