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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyen
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als ich über sie hinweggehe. Es klingt wie ein mürrischer alter Mann. Ich komme an einem Kunstdruck an der Wand vorbei, eine Zeichnung von Picasso, Don Quichotte auf seinem Pferd.
    Ich erreiche das Schlafzimmer, trete ein.
    »Gottverdammt!«, entfährt es mir, und ich verziehe das Gesicht.
    Alan steht am Fuß des Bettes und starrt auf etwas hinunter, das einmal ein Mensch gewesen ist.
    Ambrose liegt auf dem Rücken, die Arme an den Seiten. Er ist nicht mehr aufgedunsen. Seine Haut hat eine cremige Konsistenz, an anderen Stellen ist sie bereits schwarz, und Körperflüssigkeiten sind über die Matratze gelaufen und tropfen auf beiden Seiten des Bettes zu Boden. Der Gestank hier drin ist überwältigend. Mein Mund füllt sich mit Speichel, und ich habe Mühe zu schlucken. Alan scheint das alles nichts auszumachen.
    »Nach dem fortgeschrittenen Verfall zu urteilen ist er zwischen zehn und zwanzig Tagen tot«, bemerkt Alan.
    Ich nicke. »Und er ist alleinstehend. Keine nennenswerten Insektenaktivitäten, was bedeutet, dass dieses Haus dicht versiegelt wurde. Gibt es eine offensichtliche Todesursache?«
    Alan schüttelt den Kopf. »Ich kann keine Einschusslöcher feststellen, und die Verwesung ist bereits zu weit fortgeschritten, als dass ich sagen könnte, ob er erwürgt oder ob ihm die Kehle durchgeschnitten wurde.«
    »Der Mord war rein funktional«, sage ich leise. »Der Mörder hat es nicht genossen, er hat einfach nur seinen Job gemacht. Er brauchte bloß die Identität des Toten.«
    »Wo wir gerade von Identität sprechen, sieh dir das hier an.«
    Alan reicht mir ein gerahmtes, zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter großes Foto. Es zeigt einen gut aussehenden Mann Mitte vierzig mit dunklem Haar und einem ungezwungenen Lächeln. Ambrose mag keine Hollywood-Schönheit gewesen sein, doch er dürfte keine Probleme gehabt haben, Frauen aufzureißen. Interessanter jedoch ist die Tatsache, dass er einen Vollbart trägt. Ich reiche Alan das Bild zurück.
    »Unser Freund hat sich für Ambrose entschieden, weil die beiden ungefähr im gleichen Alter sind und die gleiche Statur und das gleiche Aussehen haben«, sage ich. »Er wusste, dass er in ein Flugzeug steigen würde, in eine geschlossene Umgebung. Er konnte es sich nicht leisten, seine Verkleidung zu kompliziert zu machen. Jede Wette, dass er glatt rasiert zum Flughafen gefahren ist und Ambroses Führerschein benutzt hat. Er hat dem Sicherheitspersonal erzählt, er habe sich gerade erst den Bart abgenommen.« Ich zucke die Schultern. »Wenn er selbstbewusst und gewinnend genug war und die oberflächlichen Äußerlichkeiten gestimmt haben, könnte er damit durchgekommen sein.«
    »Ich weiß nicht«, sagt Alan. »Es kommt mir ziemlich riskant vor. Was, wenn er an einen wachsamen Flugbegleiter geraten wäre? Jemanden, der genauer hinschaut?«
    »Er hat an Bord eines Flugzeugs getötet, während des Fluges. Ich glaube nicht, dass er vor Risiken zurückschreckt.«
    »Da ist was dran.«
    »Abgesehen davon ist es gar nicht so schwer, wenn man über genügend Einfühlungsvermögen verfügt.«
    Das Problem mit anständigen Menschen ist, dass sie anständig sind. Und weil sie anständig sind, neigen sie dazu, von anderen von vornherein das Gleiche anzunehmen. Wenn jemand ihnen erzählt, dass er Klempner ist, und wenn er in einem Overall daherkommt, dann ist er Klempner - und kein Serienkiller in Verkleidung. Teddy Bundy hatte einen Gips am Arm und fragte ein Mädchen, ob es ihm helfen könnte, ein Sofa in seinen Wagen zu laden. Er war attraktiv und charmant, und sie half ihm, ohne eine Sekunde nachzudenken, weil sie freundlich und hilfsbereit war. Wohingegen er sie tötete, ohne eine Sekunde nachzudenken, weil er böse war. Wahrscheinlich konnte sie gar nicht fassen, was geschah, nicht einmal in den letzten Sekunden ihres Lebens.
    Das Eigenartige ist - man sollte annehmen, dass wir inzwischen vorsichtiger sind. Dass Bundys Trick mit dem gebrochenen Arm heutzutage nicht mehr funktioniert. Aber das ist ein Irrtum. Es funktioniert heute genauso wie damals, und es wird noch in hundert Jahren funktionieren. Weil wir so sind, wie wir sind.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragt Alan.
    Ich stoße einen Seufzer aus. »Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht verzetteln. Wir haben das Flugzeug als Tatort, dazu Lisas Wohnung und jetzt dieses Haus. Callie und James schaffen das alles unmöglich allein.« Ich schüttle den Kopf. »Ich rufe AD Jones an.«
     
    »Es wird Zeit, diese Sache nach

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