Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Gardener, «wo hast du so lange gesteckt?»
    «Entschuldige, meine Liebe. Aber die Wolle war nicht in der Schublade. Ich habe lange gesucht und sie dann in deinem Kleiderschrank gefunden.»
    «Na, das ist sehr merkwürdig. Ich hätte schwören können, dass ich sie in die Kommodenschublade legte. Es ist wirklich ein Glück, dass ich nie als Zeuge vor Gericht aussagen musste. Ich würde mir die größten Vorwürfe machen, wenn ich mich an irgendetwas nicht genau erinnern könnte.»
    «Meine Frau ist sehr gewissenhaft», bemerkte Mr Gardener.
     
    Etwa fünf Minuten später fragte Patrick Redfern Miss Brewster: «Rudern Sie heute Vormittag wieder? Hätten Sie was dagegen, wenn ich mitkäme?»
    «Ich würde mich darüber sehr freuen», antwortete Miss Brewster herzlich.
    «Rudern wir rund um die Insel», schlug Redfern vor.
    Miss Brewster warf einen Blick auf ihre Uhr. «Reicht die Zeit denn aus? Ja, es ist noch nicht mal halb zwölf. Kommen Sie!»
    Die beiden liefen zum Boot. Patrick Redfern nahm die Ruder. Er hatte einen kräftigen Schlag. Das Boot schoss vorwärts.
    «Sehr gut», sagte Emily Brewster lobend. «Mal sehen, ob Sie das durchhalten.»
    Er lachte sie an. Seine Stimmung hatte sich gebessert. «Wenn wir zurückkommen, werde ich eine Menge Blasen haben.» Er reckte den Kopf und warf das Haar zurück. «Mein Gott, was für ein schöner Tag. Wenn man einen richtigen englischen Sommertag erwischt – der ist unvergleichlich.»
    «Meiner Ansicht nach ist England in jeder Beziehung unvergleichlich. Der einzige Fleck auf der Welt, wo man leben kann.»
    «Da bin ich ganz Ihrer Meinung.»
    Sie umrundeten die westliche Buchtspitze und ruderten unter den Klippen entlang. Patrick Redfern blickte hoch. «Ist jemand auf der Sonnenklippe? Ja, ich sehe einen Sonnenhut. Wer ist das wohl?»
    «Muss Miss Darnley sein», antwortete Emily Brewster. «Sie trägt so ein flaches japanisches Ding.»
    Sie ruderten weiter die Küste entlang. Zu ihrer Linken lag die offene See.
    «Wir hätten anders herum rudern sollen. Jetzt haben wir die Strömung gegen uns.»
    «Sie ist nicht sehr kräftig. Ich bin mal bis hierher geschwommen und habe sie nicht gemerkt. Außerdem hätten wir nicht in entgegengesetzter Richtung rudern können, weil der Damm jetzt noch nicht unter Wasser ist.»
    «Natürlich. Das hängt von der Flut ab. Aber man sagt, dass es gefährlich ist, in der Feenbucht zu baden. Man soll nicht zu weit hinausschwimmen.»
    Patrick ruderte kräftig weiter, wobei er die ganze Zeit über die Felsen im Auge behielt.
    Er sucht nach dieser Marshall, dachte Emily Brewster plötzlich. Deshalb wollte er mitkommen. Sie ist heute Vormittag nicht aufgetaucht, und er möchte wissen, was sie treibt. Sicherlich hat sie ihn mit Absicht versetzt. Nichts als ein Schachzug – damit er noch verrückter auf sie wird.
    Sie umruderten den Felsvorsprung am Südende der Bucht. Sie war ziemlich klein, mit großen Felsen, die hier und da aus dem Sand ragten. Die Bucht lag nach Nordwesten, und die Klippen hingen an mehreren Stellen weit über. Es war ein beliebter Picknickplatz. Am Morgen, wenn die Sonne nicht hinschien, war die Bucht nicht gefragt. Dann kam selten jemand her.
    Heute jedoch lag eine Gestalt dort.
    Patrick Redfern hörte einen Augenblick zu rudern auf. «Hallo, wer ist denn das?», fragte er in gezwungen harmlosem Ton.
    «Sieht mir wie Mrs Marshall aus», entgegnete Miss Brewster trocken.
    «Ja, tatsächlich», sagte Redfern, als sei ihm das gerade erst aufgefallen. Mit einem kurzen Paddelschlag änderte er den Kurs und ruderte auf den Strand zu.
    «Wir wollen dort doch nicht anlegen?», protestierte Miss Brewster.
    «Ach, wir haben noch Zeit genug», antwortete Redfern rasch. Sein flehender Blick erinnerte Miss Brewster an einen bettelnden Hund. Sie brachte es nicht übers Herz, weiteren Einspruch zu erheben. Sie schwieg.
    Armer Kerl, den hat’s aber erwischt, dachte sie. Na ja, man kann nichts dagegen tun. Mit der Zeit kommt er schon drüber weg.
    Das Boot schoss auf den Strand zu.
    Arlena Marshall lag mit dem Gesicht nach unten auf dem groben Sand, die Arme ausgestreckt. Das weiße Floß hatte sie neben sich aufs Trockene gezogen.
    Irgendetwas beunruhigte Emily Brewster. Sie hatte das Gefühl, als blicke sie auf jemanden, den sie – genau kenne, und doch war da etwas, das nicht stimmte. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis sie erkannte, was es war.
    Arlena Marshall lag da, als würde sie sich sonnen. Miss Brewster hatte sie oft am

Weitere Kostenlose Bücher