Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Gesicht!
    «Wie steht’s mit der Tatzeit?», fragte Inspektor Colgate.
    «Kann ich, ohne mehr von ihr zu wissen, nicht sagen», antwortete Neasdon etwas ärgerlich. «Eine Menge von Faktoren spielen dabei eine Rolle. Mal sehen – jetzt ist es Viertel vor eins. Wann haben Sie sie gefunden?»
    Patrick Redfern, an den sich der Arzt mit seiner Frage gewandt hatte, erwiderte: «Irgendwann vor zwölf Uhr. Ich weiß es nicht genau.»
    «Aber ich weiß es», sagte Emily Brewster. «Es war genau Viertel vor zwölf, als wir die Tote fanden.»
    «Aha! Und Sie kamen mit dem Boot. Wie spät war es, als Sie sie am Strand entdeckten?»
    Emily Brewster überlegte kurz. «Ich glaube, wir kamen fünf oder sechs Minuten früher um die Felsenspitze.» Sie warf Redfern einen fragenden Blick zu. «Sind Sie nicht auch der Meinung?»
    «Ja – ja, ungefähr um diese Zeit», erwiderte er unsicher.
    «Ist das der Ehemann?», fragte Neasdon den Inspektor leise. «Ach so, ich verstehe. Hielt es aber für möglich. Es scheint ihn doch ziemlich mitzunehmen.»
    Mit lauter Stimme sagte er: «Einigen wir uns auf zwanzig Minuten vor zwölf. Viel früher kann sie nicht umgebracht worden sein. Frühestens um elf – oder sagen wir, Viertel vor elf.» Der Inspektor schloss sein Notizbuch mit einem lauten Knall. «Danke», sagte er. «Das dürfte uns ein großes Stück weiterhelfen. Die Zeitspanne ist damit sehr begrenzt. Alles zusammen weniger als eine Stunde.»
    Er wandte sich an Miss Brewster. «Nun, ich glaube, soweit ist alles klar. Sie sind Miss Emily Brewster, und dies ist Mr Patrick Redfern. Sie wohnen beide im Jolly Rogen, wo auch die Tote wohnte. Sie identifizierten sie als die Frau eines gewissen Captain Marshall.»
    Emily Brewster nickte.
    «Dann sollten wir uns zum Hotel begeben», sagte der Inspektor. Er nickte einem Polizisten zu. «Hawkes, Sie bleiben hier und lassen niemand in die Nähe. Ich schicke Ihnen Phillips her.»
     
    «Beim Teufel!», rief Oberst Weston. «Was für eine Überraschung, dass ich Sie hier treffe!»
    Hercule Poirot begrüßte den Polizeichef ebenso erfreut und meinte dann: «Ja, es ist viele Jahre her seit damals, als die Geschichte in St. Loo passierte.»
    «Ich habe sie aber nicht vergessen», entgegnete Weston. «Es war die größte Überraschung, die ich je erlebt habe. Worüber ich mich nie beruhigen werde, ist die Sache mit der Beerdigung. Da haben Sie mich ganz schön reingelegt. Absolut unorthodoxe Methoden. Phantastisch!»
    «Trotzdem, mon Colonel » , sagte Poirot. «Wir erreichten, was wir wollten.»
    «Hm, schon. Aber ich möchte behaupten, dass wir es auch auf die übliche Art und Weise geschafft hätten.»
    «Möglich», meinte Poirot diplomatisch.
    «Und jetzt stecken Sie wieder mitten in einem Mordfall!», sagte der Polizeichef. «Schon irgendwelche Ideen?»
    «Nichts Genaues», erwiderte Poirot zögernd. «Aber sehr interessant.»
    «Werden Sie uns helfen?»
    «Wenn Sie es erlauben – gern.»
    «Mein lieber Freund, ich freue mich. Ich weiß noch nicht genug über den Fall, um entscheiden zu können, ob wir Scotland Yard einschalten müssen oder nicht. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob unser Mörder nicht weit zu suchen ist. Andererseits sind alle Leute hier Fremde, Hotelgäste. Wenn wir mehr über sie und ihre Motive herausfinden wollen, müssen wir in London nachfragen.»
    «Ja, da haben Sie Recht», sagte Poirot.
    «Als erstes», begann Weston, «müssen wir feststellen, wer die Tote zuletzt lebend gesehen hat. Das Zimmermädchen brachte ihr um neun das Frühstück. Das Mädchen am Empfang sah sie durch die Halle gehen. Das war gegen zehn.»
    «Mein Freund», sagte Poirot, «ich fürchte, ich bin der Mann, nach dem Sie suchen.»
    «Sie haben sie heute Vormittag auch gesehen? Wann?»
    «Um fünf Minuten nach zehn. Ich half ihr, mit dem Floß loszupaddeln. Unten in der Badebucht.»
    «Und sie schwamm damit los?»
    «Ja.»
    «Allein?»
    «Ja.»
    «Beobachteten Sie, in welche Richtung sie paddelte?»
    «Rechts um den Landvorsprung.»
    «In Richtung der Feenbucht, nicht wahr?»
    «Ja.»
    «Und wie viel Uhr war es da?»
    «Ich würde sagen, dass sie um Viertel nach zehn loszog.»
    Weston überlegte. «Das passt genau», meinte er dann. «Wie lange brauchte sie Ihrer Meinung nach bis zur Feenbucht?»
    «Ach, ich bin kein Fachmann. Ich segle nicht und mag auch keine Flöße oder Luftmatratzen. Vielleicht eine halbe Stunde?»
    «Das ist auch meine Schätzung», antwortete der Oberst. «Sie

Weitere Kostenlose Bücher