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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Insel herum.»
    «Wissen Sie, Captain Marshall, ich finde, das Mädchen sieht etwas spitz aus. Sie sollte mehr essen. Sie braucht viel Zärtlichkeit und Liebe.»
    «Linda ist in Ordnung», erwiderte Kenneth Marshall trocken. Er grüßte kurz und ging in Richtung Hotel davon.
    Patrick Redfern schwamm nicht. Er saß am Strand und blickte immer wieder erwartungsvoll zum Hotel hinauf. Allmählich bekam sein Gesicht einen leicht trotzigen Ausdruck.
    Dann gesellte sich Miss Brewster zu ihnen, energisch und fröhlich wie immer.
    Die Unterhaltung verlief ähnlich wie die am vorangegangenen Morgen. Freundliches Kläffen von Mrs Gardener, unterbrochen von Miss Brewsters kurzem dunklen Bellen.
    Miss Brewster bemerkte: «Der Strand sieht so verlassen aus. Machen die andern alle Ausflüge?»
    «Ich sagte noch beim Frühstück zu meinem Mann, dass wir mal nach Dartmoor fahren müssen. Es ist ziemlich nahe, die Vorstellung allein schon romantisch. Ich würde gern das Zuchthaus sehen. Es ist in Princetown, nicht wahr? Ich finde, wir sollten gleich einen Entschluss fassen, Odell. Fahren wir doch schon morgen.»
    «Ja, meine Liebe», erwiderte Mr Gardener.
    «Gehen Sie ins Wasser, Miss Brewster?», fragte Hercule Poirot. «Ich war schon vor dem Frühstück schwimmen. Beinahe hätte man mir den Schädel eingeschlagen: Irgendjemand warf eine Flasche aus seinem Fenster.»
    «Na, das kann sehr gefährlich sein», meinte Mrs Gardener. «Ich hatte eine liebe Freundin, die einen Schädelbruch bekam, als ihr auf der Straße eine Zahnpastatube auf den Kopf fiel. Jemand hatte sie aus dem fünfunddreißigsten Stock eines Hauses geworfen. So was ist gefährlich.» Mrs Gardener begann, in ihren Wöllknäueln zu kramen. «Ach, Odell, ich glaube, die hellrote Wolle ist nicht da. Sie muss in der zweiten Kommodenschublade liegen, oder vielleicht in der dritten.»
    «Ja, meine Liebe.» Mr Gardener erhob sich folgsam und machte sich auf die Suche.
    «Manchmal, wissen Sie», fuhr Mrs Gardener fort, «glaube ich, dass wir es heutzutage etwas zu weit treiben. Bei all den großen Entdeckungen, die man gemacht hat, und den elektrischen Wellen in der Atmosphäre – da muss es doch viel geistige Unrast geben. Ich habe das Gefühl, als sei die Zeit reif für eine neue Botschaft an die Menschheit. Ich weiß nicht, Monsieur Poirot, ob Sie sich je für die Prophezeiungen der Pyramiden interessiert haben?»
    «Nein, das habe ich nicht», erwiderte Poirot.
    «Nun, ich kann Ihnen versichern, dass sie äußerst interessant sind. Da Moskau genau tausend Meilen nördlich von – ja, wovon… könnte es Ninive sein? Jedenfalls, wenn Sie einen Zirkel nehmen und einen Kreis ziehen, entdecken Sie die erstaunlichsten Dinge. Und man erkennt, dass es ihnen jemand gezeigt haben muss und diese alten Ägypter nicht allein, ohne Hilfe, das entdecken konnten, was sie entdeckt haben. Und wenn man sich erst mal mit der Zahlentheorie befasst hat, dann ist es so einleuchtend, dass ich nicht begreife, wie irgendjemand auch nur für einen Augenblick an der Richtigkeit zweifeln kann.»
    Mrs Gardener schwieg triumphierend, aber weder Poirot noch Miss Emily Brewster spürten das Bedürfnis, mit ihr über diesen Punkt zu debattieren.
    Poirot betrachtete bedauernd seine weißen Wildlederschuhe.
    «Haben Sie mit Ihren Schuhen gepaddelt, Monsieur Poirot?», fragte Miss Brewster.
    «Leider. Ich war zu hastig», murmelte Poirot.
    Miss Brewster beugte sich vor. «Wo ist denn unser Vamp heute Morgen?», fragte sie leise. «Sie hat sich verspätet.»
    Mrs Gardener hob die Augen von ihrem Strickzeug und musterte Patrick Redfern. «Er sieht aus wie eine Gewitterwolke», bemerkte sie. «Ach Gott, ich finde, es ist ein Jammer. Ich möchte nur wissen, was Captain Marshall darüber denkt. Er ist so ein netter ruhiger Mann – sehr englisch und bescheiden. Man weiß bloß nie, was er denkt.»
    Patrick Redfern erhob sich und begann, am Strand auf und ab zu laufen.
    «Wie ein Tiger im Käfig», murmelte Mrs Gardener.
    Drei Augenpaare beobachteten seine Wanderung. Die forschenden Blicke schienen Patrick Redfern Unbehagen zu bereiten. Er wirkte jetzt mehr als nur trotzig. Er hatte eine große Wut.
    Durch die stille Morgenluft klang Glockenläuten vom Festland herüber.
    «Wir haben wieder Ostwind», bemerkte Emily Brewster. «Ein gutes Zeichen, wenn man die Kirchturmuhr schlagen hören kann.»
    Keiner sagte mehr etwas, bis Mr Gardener mit dem Strang hellroter Wolle zurückkam.
    «Mein Gott, Odell!», rief Mrs

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