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Das Böse unter der Sonne

Das Böse unter der Sonne

Titel: Das Böse unter der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Zimmer betrat, stand Christine Redfern vor ihr.
    «Ah, da bist du ja», rief Christine. «Ich dachte nicht, dass du schon so früh auf sein würdest.»
    «Ich war schwimmen», antwortete Linda.
    Christine bemerkte das Päckchen in ihrer Hand und sagte erstaunt: «Heute ist die Post aber früh gekommen.»
    Linda errötete. In ihrer Nervosität entglitt ihr das Päckchen und fiel auf den Boden. Der dünne Bindfaden zerriss, das Einwickelpapier ging auf, der Inhalt rollte über den Teppich.
    «Wozu, in aller Welt, brauchst du Kerzen?», rief Christine. Zu Lindas Erleichterung schien Christine keine Antwort zu erwarten. Während sie gemeinsam die Gegenstände einsammelten, sagte Christine: «Ich kam, um dich zu fragen, ob du heute Vormittag mit mir zur Möwenbucht gehst. Ich möchte dort ein bisschen zeichnen.»
    Linda war von dem Vorschlag begeistert.
    In den letzten Tagen hatte sie Christine Redfern mehr als einmal auf einem solchen Ausflug begleitet. Christine war keine sehr gute Malerin, aber offensichtlich fand sie in dem Vorwand, malen zu wollen, Trost für ihren verletzten Stolz, denn ihr Mann verbrachte jetzt die meiste Zeit mit Arlena Marshall.
    Linda war gern mit Christine zusammen, die wenig redete, wenn sie sich auf ihre Arbeit konzentrierte. Es war beinahe so schön, als wenn man mit sich allein blieb, fand Linda. Seltsamerweise sehnte sie sich trotzdem nach Gesellschaft, gleichgültig, welcher. Es bestand so etwas wie Sympathie zwischen dem jungen Mädchen und der jungen Frau, die wahrscheinlich auf der Tatsache beruhte, dass beide dieselbe Person nicht mochten.
    «Um zwölf spiele ich Tennis», sagte Christine. «Es wäre also besser, wir brechen früh auf. Passt dir halb elf?»
    «Aber ja. Ich bin fertig. Dann auf bald in der Halle!»
     
    Rosamund Darnley schlenderte nach einem späten Frühstück aus dem Esssaal in die Halle, als Linda die Treppen heruntergeschossen kam und sie beinahe über den Haufen gerannt hätte.
    «Oh, entschuldigen Sie, Miss Darnley!», rief Linda.
    «Ein schöner Morgen, was?», sagte Rosamund. «Nach dem schlechten Wetter von gestern kann man es kaum glauben.»
    «Ja. Ich gehe mit Mrs Redfern zur Möwenbucht. Um halb elf wollten wir uns hier in der Halle treffen. Ich dachte schon, ich habe mich verspätet.»
    «Nein, es ist erst fünf Minuten vor halb.»
    «Ah, gut!» Linda schien ein wenig außer Atem zu sein, und Rosamund sah sie neugierig an.
    «Du hast doch nicht etwa Fieber, Linda?», sagte sie.
    Die Augen des Mädchens glänzten auffallend, auf ihren Wangen zeichneten sich rote Flecken ab.
    «Aber nein! Ganz bestimmt nicht!»
    Rosamund lächelte. «Der Tag ist so schön, dass ich zum Frühstücken aufgestanden bin. Gewöhnlich frühstücke ich im Bett. Aber heute kam ich herunter und habe mit Eiern und Schinken gekämpft wie ein Mann.»
    «Heute ist es wirklich herrlich, kein Vergleich zu gestern! Die Möwenbucht ist am Morgen besonders schön. Ich werde mich gut einölen und in der Sonne braten, damit ich richtig braun werde.»
    «Ja», bestätigte Rosamund, «heute Vormittag wird es in der Möwenbucht besonders angenehm sein. Dort ist es ruhiger als am Strand hier.»
    «Kommen Sie doch auch hin», sagte Linda etwas schüchtern. Rosamund schüttelte den Kopf. «Es geht nicht. Ich habe ein anderes Eisen im Feuer.»
    Da kam Christine Redfern die Treppe herab. Sie trug groß gemusterte Strandhosen mit weiten Beinen und eine lose Jacke aus irgendeinem dünnen grünen Stoff mit gelben Mustern. Rosamund brannte es auf der Zunge, ihr zu sagen, dass Grün und Gelb genau die Farben seien, die sie bei ihrem blassen, fast etwas blutleer wirkenden Teint nicht tragen durfte. Es ärgerte Rosamund jedes Mal, wenn sie feststellen musste, dass die Leute keinen Farbensinn besaßen.
    Wenn ich die Frau anziehen könnte, dachte sie, würde ihr Mann bald merken, wie schön sie ist. Was für eine dumme Person Arlena auch ist, eines kann sie: Sie weiß, wie man sich anzieht. Dieses arme Geschöpf dagegen sieht aus wie ein welkes Salatblatt.
    Laut sagte sie: «Na, dann viel Vergnügen. Ich gehe zum Sonnenfelsen und lese.»
    Wie gewöhnlich nahm Hercule Poirot das Frühstück – Kaffee und Brötchen – auf seinem Zimmer ein. Doch der schöne Morgen verlockte ihn dazu, das Hotel früher als gewöhnlich zu verlassen. Es war erst zehn Uhr, mindestens eine halbe Stunde vor seiner üblichen Zeit, als er zur Badebucht hinunterging. Der Strand war leer – bis auf eine Person. Es war Arlena

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