Das Bourne-Attentat
darauf, dass sie mit dem Personalaufzug zur Küche hinunterfuhren. Von dort würde es nicht mehr schwer sein, den Hinterausgang zu finden.
Draußen hatte es wieder zu schneien begonnen, und ein beißend kalter Wind wehte durch die Straße. Bourne hielt ein Taxi an und wollte dem Fahrer schon die Adresse von Galas Freundin angeben, als ihm einfiel, dass Jakow, der Taxifahrer, der für die NSA arbeitete, die Adresse kannte.
»Steig ein«, sagte er leise zu Gala, »aber sei bereit, jederzeit schnell auszusteigen, und tu genau, was ich dir sage.«
Soraya brauchte keine zwei Stunden, um sich zu entscheiden; sie brauchte nicht einmal zwei Minuten.
»Also gut«, sagte sie. »Ich tu, was notwendig ist, damit Tyrone hier rauskommt.«
LaValle drehte sich zu ihr um und sah sie an. »Also, Ihre Kapitulation würde mir schon gefallen, wenn ich nicht wüsste, was für ein verlogenes kleines Miststück Sie sind. Leider reicht mir in diesem Fall Ihr Wort nicht aus. Darum wird Ihnen der General vor Augen führen, was für Konsequenzen es hat, wenn Sie uns weiter hintergehen.«
Soraya stand auf, und Kendall ebenso.
»Oh, und Director«, fügte LaValle hinzu, »wenn Sie hier weggehen, haben Sie bis morgen, zehn Uhr, Zeit, Ihre Entscheidung zu treffen. Ich erwarte Sie um diese Zeit wieder hier. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt.«
Der General führte sie aus der Bibliothek und über den Gang zu der Tür, die in den Keller führte. Als sie erkannte, wohin er mit ihr ging, sagte sie: »Nein! Tun Sie das nicht. Bitte. Das ist nicht nötig.«
Aber Kendall sah sie nicht einmal an. Als sie an der Sicherheitstür zögerte, packte er sie am Ellbogen und führte sie wie ein störrisches Kind die Treppe hinunter.
Wenig später befand sie sich im selben Beobachtungsraum wie zuvor. Tyrone war auf den Knien, seine gefesselten Hände lagen auf dem Tisch hinter ihm, der höher war als seine Schultern. Diese Position war ebenso schmerzhaft wie erniedrigend. Sein Oberkörper wurde nach unten gedrückt.
Es schnitt ihr ins Herz, ihn so zu sehen. »Das reicht«, sagte sie. »Ich habe verstanden. Sie haben es klargemacht.«
»Keineswegs«, erwiderte General Kendall.
Soraya sah zwei dunkle Gestalten durch die Zelle gehen. Tyrone hatte sie ebenfalls bemerkt. Er versuchte sich umzudrehen, um zu sehen, was sie vorhatten. Einer von ihnen zog ihm eine schwarze Kapuze über den Kopf.
Mein Gott, dachte Soraya. Was hatte der andere Mann in der Hand?
Kendall schob sie grob gegen das Einwegfenster. »Für Ihren Freund geht es jetzt erst richtig los.«
Zwei Minuten später begannen sie das Waterboarding- Becken zu füllen. Soraya schrie auf.
Bourne wies den Taxifahrer an, am Haupteingang des Hotels vorbeizufahren. Alles wirkte ruhig und ganz normal, was bedeutete, dass die Leichen im siebzehnten Stock noch nicht entdeckt worden waren. Aber es würde nicht lange dauern, bis jemand nach dem vermissten Zimmerservice-Kellner sah.
Bourne wandte seine Aufmerksamkeit der anderen Straßenseite zu, um sich nach Jakow umzusehen. Er stand immer noch draußen vor seinem Wagen und unterhielt sich mit seinem Kollegen. Beide schwangen die Arme, um sich aufzuwärmen. Bourne machte Gala auf Jakow aufmerksam, und sie erkannte ihn wieder. Als sie den Platz hinter sich hatten, ließ Bourne den Fahrer anhalten.
Er wandte sich Gala zu. »Ich will, dass du zu Jakow zurückgehst und dich von ihm zum Universitetskaja Ploschtschad auf dem Vorobjovi Gori bringen lässt.« Bourne sprach von dem einzigen Hügel in der ansonsten flachen Stadt, auf dem sich Liebespaare und Studenten trafen, um sich zu betrinken, sich zu lieben und Haschisch zu rauchen, während sie auf die Stadt hinunterblickten. »Warte dort auf mich und steig bitte nicht aus. Sag dem Fahrer, dass du dich mit jemandem triffst.«
»Aber er ist derjenige, der uns nachspioniert«, wandte Gala ein.
»Keine Sorge«, sagte Bourne beruhigend. »Ich bin direkt hinter dir.«
Die Aussicht vom Vorobjovi Gori war nicht gerade berauschend. Da war zunächst einmal das hässliche Gebilde des Luschniki-Stadions, dann die Türme des Kreml, die für Liebende nicht gerade einen inspirierenden Anblick boten. Aber trotz allem war die Aussicht bei Nacht so romantisch, wie Moskau nur sein konnte.
Bourne, der seinen Fahrer angewiesen hatte, dem Taxi zu folgen, in dem Gala saß, war erleichtert, dass Jakow offensichtlich nur Anweisung hatte, die Lage zu beobachten und Bericht zu erstatten. Schließlich war die NSA an Bourne
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