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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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deren Haare im Wind wehten wie Pferdemähnen. Er wollte ein Liebeslied summen, doch alles, was ihm einfiel, war die Titelmelodie von Die Brücke am Kwai.
    Nach einer Weile hörte Marlene auf, sich zu wehren. Er spürte ihr Gewicht unter sich, wie es sanft im Wasser gewiegt wurde. Plötzlich kam, ohne dass er es wollte, das Bild von seiner alten Wohnung in ihm hoch. Es war ein schäbiges, halb verfallenes Haus aus der Sowjetzeit, in dem es von Ungeziefer wimmelte.
    Ihre Armut hielt den älteren Mann nicht davon ab, andere Frauen zu vögeln. Als eine von ihnen schwanger wurde, be- schloss sie, das Baby zu bekommen. Er freute sich darüber und versicherte ihr, dass er sie unterstützen würde, so gut er konnte. Was er in Wahrheit wollte, war das Kind, das seine unfruchtbare Frau ihm nicht schenken konnte. Als Leonid zur Welt kam, nahm er dem Mädchen das Baby weg und brachte es zu seiner Frau nach Hause, um es hier großzuziehen.
    »Das ist das Kind, das ich immer wollte und das du mir nicht hast schenken können«, sagte er zu ihr.
    Sie zog Arkadin auf, ohne zu murren, weil sie als unfruchtbare Frau in Nischni Tagil ohnehin keine Möglichkeiten hatte. Aber wenn ihr Mann nicht zu Hause war, sperrte sie den kleinen Jungen oft stundenlang in dem Schrank in seinem Zimmer ein. Sie war von einer blinden Wut auf ihn erfüllt. Sie hasste das Produkt ihres Mannes, und so bestrafte sie Leonid, weil sie seinen Vater nicht bestrafen konnte.
    Als Arkadin wieder einmal lange eingesperrt war, wachte er mit einem furchtbaren Schmerz im linken Fuß auf. Er war nicht allein in dem Schrank. Ein halbes Dutzend Ratten, so groß wie der Schuh seines Vaters, huschten hin und her, quietschend und mit knirschenden Zähnen. Es gelang ihm schließlich, sie zu töten, doch zuvor konnten sie noch beenden, was sie begonnen hatten. Sie fraßen drei von seinen Zehen.

Kapitel siebenundzwanzig
     
    »Es begann alles mit Pjotr Zilber«, sagte Maslow. »Oder vielmehr mit seinem jüngeren Bruder Aleksei. Aleksei war ein frecher Bursche; er wollte mir eine meiner Quellen für ausländische Autos wegnehmen. Eine Menge Leute kamen ums Leben, auch einige von meinen Männern und meine Quelle. Dafür ließ ich ihn töten.«
    Dimitri Maslow und Bourne saßen in einem Glashaus auf dem Dach des Lagerhauses, in dem Maslow sein Büro eingerichtet hatte. Sie waren von einer Fülle von tropischen Blumen umgeben: gesprenkelte Orchideen, leuchtende Schweifblumen, Paradiesvogelblumen, weiße Schmetterlingslilien, Heliconien. In der Luft hingen die Düfte der rosa Plumeria und des weißen Jasmin.
    Es war so warm und feucht, dass Maslow in seinem bunten kurzärmeligen Hemd der Umgebung angepasst wirkte. Bourne hatte die Ärmel aufgekrempelt. Zwischen ihnen stand ein Tisch mit einer Flasche Wodka und zwei Gläsern. Sie hatten ihren ersten Drink schon hinter sich.
    »Zilber hat die Fäden gezogen, er hat dafür gesorgt, dass mein Mann Borja Maks in das Hochsicherheitsgefängnis Kolonie 13 in Nischni Tagil kam. Haben Sie davon gehört?«
    Bourne nickte. Conklin hatte das Gefängnis einige Male erwähnt.
    »Dann wissen Sie ja, dass es kein Honiglecken ist dort drin.« Maslow beugte sich vor, schenkte ihnen erneut ein und reichte Bourne ein Glas. »Das hat Zilber aber noch nicht gereicht. Er heuerte einen sehr, sehr guten Mann an, der sich ins Gefängnis einschlich und Maks ausschaltete.« Wie er da saß, Wodka trinkend, von bunten Blumen umgeben, schien er sich absolut wohlzufühlen. »Es gibt nur einen Menschen, der diese Aufgabe erledigen und lebend wieder herauskommen konnte: Leonid Danilowitsch Arkadin.«
    Der Wodka tat Bourne gut, er gab seinem strapazierten Körper Wärme und Kraft zurück. Er hatte noch einen eingetrockneten Blutfleck auf der Wange, doch Maslow achtete gar nicht darauf. »Erzählen Sie mir von Arkadin.«
    Maslow stieß einen kehligen Tierlaut aus. »Alles, was Sie wissen müssen, ist, dass der Scheißkerl Pjotr Zilber kaltgemacht hat. Gott weiß, warum. Danach war er wie vom Erdboden verschwunden. Ich ließ Mischa Tarkanians Wohnung von Evsej überwachen. Ich habe gehofft, dass Arkadin dorthin zurückkehren würde. Stattdessen sind Sie aufgetaucht.«
    »Was bedeutet Zilbers Tod für Sie?«, fragte Bourne. »Nach dem, was Sie gesagt haben, haben Sie beide sich nicht gerade geliebt.«
    »Also, ich muss einen Menschen auch nicht mögen, um mit ihm Geschäfte zu machen.«
    »Wenn Sie mit Zilber ins Geschäft hätten kommen wollen, dann hätten Sie

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