Das Bourne-Attentat
Wohnung postiert. Tarkanian war ein Mitglied der Schwarzen Legion.«
Maslow hielt eine Hand hoch. »Wo zum Teufel haben Sie denn das gehört?«
»Er hat gegen bestimmte Leute gearbeitet – Freunde von mir.«
Maslow zuckte mit den Achseln. »Das mag sein – ich weiß jedenfalls nichts davon. Aber eines kann ich Ihnen mit Sicherheit sagen: Tarkanian gehörte nicht zur Schwarzen Legion.«
»Warum war Evsej dann dort?«
»Ah, jetzt kommen wir endlich zum Kern der Sache. Vielleicht sollten Sie mir erst einmal erzählen, was Sie sich vorgestellt haben und was dabei für mich herausspringt.« Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, doch seine Augen behielten ihren heimtückischen Ausdruck. »Obwohl ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen kann, warum mir die AntiDrogen-Behörde helfen sollte.«
Bourne nahm sich einen Stuhl und setzte sich. Er dachte an das lange Gespräch zurück, das er mit Boris in Lorraines Wohnung geführt hatte und in dem ihm Karpow einiges über das gegenwärtige politische Klima in Moskau erzählte.
»Hier geht es nicht um Drogen, sondern um Politik. Die Drogenbehörde wird von Tscherkesow geleitet, der in einem Krieg wie dem Ihren steht – dem Krieg der Silowiki«, erläuterte Bourne. »Es sieht so aus, als hätte der Präsident schon seinen Nachfolger erwählt.«
»Diesen Säufer Mogilewitsch«, sagte Maslow kopfnickend. »Ja, und?«
»Tscherkesow mag ihn nicht, und ich verrate Ihnen, warum. Mogilewitsch hat früher in der Stadtverwaltung von St. Petersburg für den Präsidenten gearbeitet. Der Präsident hat ihn als Leiter der Rechtsabteilung von VM Zellstoff und Papier eingesetzt. Mogilewitsch hat VM prompt zum größten und erfolgreichsten russischen Papierunternehmen gemacht. Jetzt kauft eines der größten amerikanischen Papierunternehmen fünfzig Prozent von VM und zahlt dafür einige Hundert Millionen Dollar.«
Während Bournes Schilderung hatte Maslow ein Taschenmesser hervorgezogen, mit dem er sich nun die manikürten Fingernägel putzte. Fast hätte er gelangweilt gegähnt. »Das ist ja alles bekannt. Was hat es mit mir zu tun?«
»Weniger bekannt ist, dass sich Mogilewitsch selbst einen beträchtlichen Aktienanteil an VM gesichert hat, als das Unternehmen über die RAB-Bank privatisiert wurde. Damals fragten einige nach Mogilewitschs Verbindungen zur RAB- Bank, doch die Zweifel lösten sich wie durch Zauberhand auf. Letztes Jahr kaufte VM die fünfundzwanzig Prozent zurück, die die RAB-Bank behalten hatte, um den reibungslosen Ablauf der Privatisierung zu gewährleisten. Das Geschäft wurde vom Kreml abgesegnet.«
»Das heißt, vom Präsidenten.« Maslow richtete sich auf seinem Stuhl auf und legte das Taschenmesser weg.
»Genau«, bestätigte Bourne. »Und das bedeutet, dass Mogilewitsch durch die amerikanische Übernahme ein Vermögen machen wird. Der Präsident hat jedenfalls sicher kein Interesse daran, dass an die Öffentlichkeit kommt, wie das genau vor sich gegangen ist.«
»Wer weiß, ob nicht der Präsident selbst in das Geschäft verwickelt ist?«
Bourne nickte.
»Moment«, sagte Maslow. »Letzte Woche wurde ein Vorstandsmitglied der RAB-Bank erstickt in der Garage seiner Datscha gefunden. Ich erinnere mich daran, weil der General-Staatsanwalt behauptet hat, es wäre Selbstmord gewesen. Das war wirklich zum Lachen.«
»Er war zufällig der Leiter der RAB-Kreditabteilung für die Holz- und Papierindustrie.«
»Der Mann, der über alles Bescheid wusste und der Mogilewitsch und den Präsidenten vernichten hätte können«, warf Maslow ein.
»Mein Chef sagt, dass dieser Mann zwar Zugang zu dem belastenden Material hatte, aber es nie wirklich in seinem Besitz hatte. Sein Assistent ist damit einige Tage vor seiner Ermordung abgehauen; niemand weiß, wo er ist.« Bourne rückte seinen Stuhl ein wenig nach vorne. »Wenn Sie ihn für uns finden und uns die Papiere liefern, die Mogilewitsch belasten, dann ist mein Chef bereit, den Krieg zwischen Ihnen und den Azeri ein für alle Mal zu Ihren Gunsten zu beenden.«
»Und wie zum Teufel will er das machen?«
Bourne klappte sein Handy auf und spielte die MP3-Datei ab, die Boris ihm geschickt hatte. Sie enthielt ein Gespräch zwischen dem Chef der Azeri und einem seiner Stellvertreter, in dem er die Ermordung des RAB-Bankers anordnete. Es war eine typisch russische Vorgangsweise, dass Boris das Beweismaterial für eine solche Gelegenheit zurückhielt, anstatt den Chef der Azeri direkt zu schnappen.
Ein breites
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