Das Bourne-Attentat
abzuschütteln versuchte.
»Sachte«, sagte Petra, »sonst machen Sie mir mein armes Auto kaputt.«
Er bereute es nun, dass er den Stadtplan nicht eingehender studiert hatte. Zur Linken sah er eine Straße, die mit hölzernen Sägeböcken abgesperrt war. Der Belag war aufgerissen worden, um die löchrige und rissige Tragschicht darunter zu erneuern.
»Festhalten«, sagte Bourne, als er ein Stück zurücksetzte und dann in die Straße einbog – mitten durch die Sägeböcke, die in alle Richtungen flogen. Der Wagen holperte in halsbrecherischem Tempo über den aufgerissenen Asphalt. Es war, als würde das Auto mit einem Rammhammer bearbeitet. Bournes Zähne klapperten, und Petra musste sich sehr zusammennehmen, um nicht laut zu schreien.
Der Polizeiwagen hinter ihnen hatte offenbar noch größere Mühe, sich einen Weg über die aufgerissene Straße zu bahnen. Er sprang hin und her in dem Bemühen, den größten Löchern im Straßenunterbau auszuweichen. Bourne beschleunigte und konnte den Abstand zwischen den Autos vergrößern – doch dann blickte er nach vorne. Ein Zementlaster stand am Ende der Straße quer über der Fahrbahn. Wenn sie geradeaus weiterfuhren, würden sie unweigerlich in das Fahrzeug krachen.
Bourne behielt sein Tempo bei, während der Zementlaster vor ihnen immer größer wurde. Der Polizeiwagen war ihnen weiter auf den Fersen.
»Was tun Sie da?«, schrie Petra. »Sind Sie jetzt völlig verrückt geworden?«
Im nächsten Augenblick nahm Bourne den Gang heraus und stieg auf die Bremse. Dann legte er den Rückwärtsgang ein, nahm den Fuß von der Bremse und drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Wagen erzitterte, und der Motor heulte auf. Im nächsten Augenblick sprang das Fahrzeug förmlich zurück. Der Polizeiwagen kam rasch näher, und der Fahrer erstarrte vor Schreck. Bourne wich dem Auto aus, das geradeaus weiterraste und in den Zementlaster krachte.
Bourne sah nicht einmal hin. Er konzentrierte sich ganz darauf, den Wagen im Rückwärtsgang über die Straße zu manövrieren. Den Sägeböcken ausweichend, bog er in die Hauptstraße ein, legte den ersten Gang ein und fuhr los.
»Was zum Teufel machst du hier?«, fragte Noah. »Du solltest längst auf dem Weg nach Damaskus sein.«
»Mein Flieger geht in vier Stunden.« Moira steckte die Hände in die Manteltaschen, damit er nicht sah, dass sie zu Fäusten geballt waren. »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
Noah seufzte. »Es ändert nichts.«
Ihr Lachen klang bitter. »Warum überrascht mich das nicht einmal?«
»Weil du lang genug bei Black River bist, um zu wissen, wie wir operieren.«
Sie gingen die Kaufingerstraße im Zentrum von München entlang, eine belebte Straße in der Nähe des Marienplatzes. Beim Schild der Augustiner Bierhalle traten sie in den dunklen kathedralenartigen Raum ein, wo es nach Bier und Weißwurst roch. Die Geräuschkulisse hier war genau richtig, um ein privates Gespräch zu führen, ohne dass irgendjemand mithören konnte. Sie suchten sich einen Tisch in einem der Räume und setzten sich einander gegenüber auf die Holzbänke. Ihnen am nächsten saß ein alter Mann, der seine Pfeife rauchte, während er in aller Ruhe die Zeitung las. Moira und Noah bestellten ein Hefeweizenbier bei einer Kellnerin im tief ausgeschnittenen Dirndl.
»Noah«, sagte Moira, nachdem sie ihr Bier bekommen hatten, »ich mache mir bestimmt keine Illusionen über das, was wir tun, aber wie soll ich diese Information ignorieren, die ich von der Quelle bekommen habe?«
Noah nahm einen kräftigen Schluck von seinem Weizenbier und wischte sich die Lippen ab, ehe er antwortete. »Erstens hat dir dieser Hauser gesagt, dass der Fehler in der Software praktisch nicht zu entdecken ist. Zweitens lässt sich nicht überprüfen, ob das, was er gesagt hat, auch wirklich stimmt. Vielleicht ist er einfach nur ein frustrierter Angestellter, der sich an seiner Firma rächen will. Hast du an diese Möglichkeit schon gedacht?«
»Wir könnten die Software selbst testen.«
»Keine Zeit. Es sind nicht einmal mehr zwei Tage, bis der LNG-Tanker im Terminal anlegt.« Er zählte einen weiteren Punkt an seinen Fingern ab. »Drittens könnten wir nichts tun, ohne dass NextGen es mitbekommt – und sie würden sich umgehend an Kaller wenden, was uns wiederum in eine ziemlich unangenehme Situation bringen würde. Und viertens habe ich dir, glaube ich, ziemlich deutlich gesagt, dass wir uns von dem Projekt zurückgezogen haben –
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