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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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außerhalb der Zelle ihm das Gleichgewicht wiedergab, das er verloren hatte. In seinem Kopf gliederte sich die Zeit wieder in normale Sekunden und Minuten, und das Blut in seinen Adern begann wieder zu fließen.
    Arkadin ließ sich von Devra aus der Bar ziehen, bevor er sie völlig auseinandernehmen konnte. Nicht dass er sich von den finsteren Typen hätte abhalten lassen, die staunend dasaßen und zusahen, wie er wütete, als wäre es ein Film – nein, er dachte vielmehr an die Bullen, die ein Auge auf diese heruntergekommene Gegend hatten. Seit er in dem Lokal war, hatte er drei Streifenwagen langsam draußen vorbeifahren sehen.
    Sie fuhren weiter durch die Stadt. Die Sonne schien, und er war dankbar für die Wärme ihrer Hüfte. Ihre Anwesenheit erdete ihn, sie bezähmte seine Wut auf ein erträgliches Maß. Während er sie noch enger an sich drückte, kehrten seine Gedanken mit fieberhafter Intensität in seine Vergangenheit zurück.
    Arkadin betrat die neunte Ebene der Hölle, ohne dass es ihm wirklich bewusst war, als Stas Kuzin ihm sagte, dass es bei seinen Geschäften um Prostitution und Drogen ging. Leicht verdientes Geld, dachte Arkadin und wiegte sich in trügerischer Sicherheit.
    Anfangs war seine Aufgabe recht einfach und klar definiert. Er stellte die Räumlichkeiten zur Verfügung, damit Kuzin sein Bordell-Imperium vergrößern konnte. Das tat Arkadin mit seiner gewohnten Effizienz. Nichts hätte einfacher sein können als das, und während der Rubel rollte, freute er sich über die lukrative Partnerschaft, die er eingegangen war. Außerdem genoss er durch seine Geschäftsverbindung mit Kuzin viele zusätzliche Vorteile – von freien Getränken in den hiesigen Kneipen bis hin zu kostenlosen Schäferstündchen mit Kuzins immer zahlreicher werdenden Mädchen.
    Doch es war genau das – diese jungen Prostituierten –, was Arkadin auf einem schlüpfrigen Abhang in die tiefsten Tiefen der Hölle abgleiten ließ. Wenn er sich von den Bordellen fernhielt oder einmal wöchentlich nachsah, um sich zu vergewissern, dass die Wohnungen nicht verwüstet wurden, war es leicht, die Augen vor dem zu verschließen, was hier wirklich vor sich ging. Wenn er jedoch kam, um sich mit einem der Mädchen zu vergnügen, dann konnte er nicht umhin, zu bemerken, wie jung die Mädchen waren, welche Angst sie hatten, wie leer ihre Augen waren und wie vollgepumpt mit Drogen die meisten von ihnen waren. Es kam ihm vor wie ein Haus voller Zombies.
    Das alles hätte Arkadin vielleicht nicht weiter beunruhigt, hätte er nicht eine Zuneigung zu einem der Mädchen entwickelt. Jelena war ein Mädchen mit breiten Hüften, einer Haut so weiß wie Schnee und Augen, die wie Feuer glühten. Sie lächelte gern und brach im Gegensatz zu den anderen Mädchen nicht ohne ersichtlichen Grund in Tränen aus. Sie lachte über seine Witze, und sie lag auch hinterher noch gern mit ihm im Bett, das Gesicht auf seine Brust gelegt. Es fühlte sich gut an, sie in den Armen zu halten. Ihre Wärme drang in sein Inneres ein wie guter Wodka, und er gewöhnte sich daran, wie sie immer die richtige Position fand, so dass sich ihre Formen perfekt an seinen Körper schmiegten. Er konnte in ihren Armen einschlafen, was ihm wie ein Wunder vorkam. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal eine Nacht durchgeschlafen hatte.
    Damals rief ihn Kuzin eines Tages zu einer Besprechung und sagte ihm, dass die Geschäfte so gut gingen, dass er die Zusammenarbeit mit Arkadin ausweiten wolle.
    »Dafür musst du natürlich ein bisschen mehr tun«, fügte Kuzin in seiner schwer verständlichen Sprache hinzu. »Das Geschäft läuft so gut, dass ich vor allem neue Mädchen brauche. Und das wird deine Aufgabe sein.«
    Kuzin machte Arkadin zum Chef einer Mannschaft, deren einzige Aufgabe es war, junge Mädchen aus Nischni Tagil anzuwerben. Auch das erledigte Arkadin mit beängstigender Effizienz. Seine Besuche in Jelenas Bett blieben so häufig wie vorher, doch sie waren nicht mehr so ungetrübt. Es mache ihr Angst, verriet sie ihm, dass einige der Mädchen ganz plötzlich verschwunden waren. Von einem Tag auf den anderen waren sie einfach nicht mehr da, so als hätten sie nie existiert. Niemand sprach von ihnen, niemand gab ihr eine Antwort, wenn sie fragte, wo sie geblieben waren. Arkadin versuchte ihre Ängste zu zerstreuen, indem er darauf hinwies, dass sie eben junge Mädchen seien und dass es ganz normal sei, wenn manche weggingen. Aber Jelena war überzeugt, dass

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