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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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die Mädchen nicht aus eigenem Antrieb verschwunden waren, sondern dass Kuzin damit zu tun hatte. Er konnte sagen, was er wollte, ihre Angst legte sich nicht, bis er ihr versprach, sie zu beschützen und dafür zu sorgen, dass ihr nichts passierte.
    Nach sechs Monaten nahm ihn Kuzin beiseite.
    »Du machst deine Arbeit großartig.« Eine Mischung aus Wodka und Kokain machte Kuzins Stimme noch unverständlicher als gewöhnlich. »Aber ich brauche mehr.«
    Sie saßen in einem der Bordelle, das für Arkadins geschultes Auge ziemlich leer wirkte. »Wo sind denn die Mädchen?«, fragte er.
    Kuzin winkte mit dem Arm. »Fort, weggelaufen, was weiß ich. Kaum haben diese Schlampen ein bisschen Geld in der Tasche, laufen sie weg wie die Hasen.«
    Arkadin dachte wie immer sehr praktisch. »Ich nehme meine Leute und hole sie zurück«, schlug er vor.
    »Das ist Zeitverschwendung«, erwiderte Kuzin, und sein Kopf wackelte auf den breiten Schultern hin und her. »Hol mir lieber neue Mädchen.«
    »Es wird immer schwieriger«, erläuterte Arkadin. »Einige der Mädchen haben Angst. Sie wollen nicht zu uns kommen.«
    »Hol sie trotzdem her.«
    Arkadin runzelte die Stirn. »Ich versteh nicht recht.«
    »Okay, Holzkopf, dann erklär ich’s dir. Pack deine verdammte Mannschaft in den Wagen und schnapp dir die Mädchen von der Straße.«
    »Das ist Entführung.«
    Kuzin lachte. »Verdammt, er hat’s kapiert!«
    »Was ist mit den Bullen?«
    Kuzin lachte noch lauter. »Die Bullen habe ich alle in der Tasche. Und selbst wenn’s nicht so ist – glaubst du, sie werden dafür bezahlt, dass sie ihre Arbeit machen? Denen ist es scheißegal, was wir machen.«
    In den nächsten drei Wochen arbeiteten Arkadin und seine Leute die Nächte durch und lieferten Mädchen für die Bordelle, egal, ob sie mitkommen wollten oder nicht. Diese Mädchen waren mürrisch und widerspenstig, bis Kuzin mit ihnen in ein Hinterzimmer ging, in das keine von ihnen ein zweites Mal wollte. Ihre Gesichter rührte Kuzin nicht an, weil das schlecht fürs Geschäft gewesen wäre.
    Arkadin verfolgte diese gezielte Gewalt wie durch das falsche Ende eines Fernrohrs. Er wusste, dass es passierte, doch er sagte sich, dass es nichts mit ihm zu tun hatte. Er zählte weiter sein Geld, das sich immer schneller vermehrte. Es war sein Geld und Jelena, die die Situation für ihn erträglich machten. Als er sie drängte, ihm zu versprechen, dass sie niemals Drogen nehmen würde, lachte sie. »Leonid Danilowitsch, wer hat denn schon Geld für Drogen?«
    Er lächelte über ihre Antwort und wusste, wie sie es meinte. In Wahrheit hatte sie mehr Geld als alle Mädchen im Bordell zusammen. Das wusste er, weil er es war, der es ihr gab.
    »Kauf dir doch ein neues Kleid und neue Schuhe«, sagte er zu ihr, doch genügsam, wie sie war, lächelte sie nur und küsste ihn zärtlich auf die Wange. Ihm wurde klar, dass sie recht daran tat, keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Wenig später sprach Kuzin ihn eines Nachts an, als er gerade Jelenas Zimmer verließ.
    »Ich habe ein dringendes Problem und brauche deine Hilfe«, sagte Kuzin.
    Arkadin ging mit ihm aus dem Haus. Ein großer Van wartete mit laufendem Motor an der Straße. Kuzin stieg hinten ein, und Arkadin folgte ihm. Zwei der Mädchen aus dem Bordell wurden von den beiden schaurigen Typen bewacht, die Kuzin ständig begleiteten.
    »Sie wollten fliehen«, sagte Kuzin. »Wir haben sie gerade erwischt.«
    »Man muss ihnen eine Lektion erteilen«, antwortete Arkadin, weil er glaubte, dass sein Partner das von ihm erwartete.
    »Zu spät dafür.« Kuzin ließ den Fahrer losfahren.
    Arkadin lehnte sich auf dem Sitz zurück und fragte sich, wo sie hinfuhren. Er hielt den Mund, weil er wusste, dass er wie ein Idiot dastehen würde, wenn er Fragen stellte. Eine halbe Stunde später wurde der Van langsamer und fuhr von der Straße ab. Einige Minuten holperten sie über einen ausgefahrenen Weg, der sehr schmal sein musste, weil immer wieder Zweige am Fenster kratzten.
    Endlich hielten sie an, die Türen gingen auf, und alle stiegen aus. Die Nacht war sehr dunkel, das einzige Licht kam von den Scheinwerfern des Wagens, doch in der Ferne glühte das Feuer der Eisenhütten wie Blut am Himmel, oder vielmehr unter dem ewigen Rauch, der von Hunderten Schornsteinen ausgespien wurde. Niemand sah den Himmel in Nischni Tagil, und wenn es schneite, verfärbten sich die Schneeflocken grau oder gar schwarz, während sie durch den dichten Rauch

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