Das Bourne-Attentat
Gemeinde?« Ihr Gesichtsausdruck blieb neutral; sie achtete darauf, nicht triumphierend zu klingen. »Ich habe gehört, dass man in Ihren Kreisen nicht viel von Afroamerikanerinnen hält, nicht einmal als Hausmädchen oder Kindermädchen. Die meisten bevorzugen Osteuropäerinnen – junge blonde Frauen aus Polen oder Russland. Habe ich nicht recht?«
Kendall sagte nichts, er saß nur steif da, die Hände zwischen den Knien gefaltet, so als wäre er vor dem Kriegsgericht.
Veronica hätte Soraya gern hier gehabt, doch sie war noch nicht vom NSA-Safehouse zurückgekehrt. Das allein war schon beunruhigend genug – doch Soraya meldete sich auch nicht an ihrem Handy.
»Ich habe darauf hingewiesen, dass es für ihn am besten wäre, uns zu helfen, LaValle als denjenigen zu entlarven, der die Anweisung gegeben hat, die CI-Geheimnisse zu stehlen«, sagte Gold.
Veronica sah Kendall mit einem freundlichen Lächeln an. »Und was halten Sie von dem Vorschlag, General?«
»Es war ganz allein meine Idee, Rodney Feir anzuheuern«, antwortete Kendall hölzern.
Die Direktorin beugte sich vor. »Sie wollen uns weismachen, Sie hätten sich auf eine so riskante Sache eingelassen, ohne Ihren Vorgesetzten zu informieren?«
»Nach dem Fiasko mit Batt musste ich irgendetwas tun, um die Sache auszubügeln. Ich habe gespürt, dass ich bei Feir die besten Chancen hätte.«
»So kommen wir nicht weiter«, sagte die DCI.
Gold stand auf. »Das sehe ich auch so. Der General hat sich entschieden, sich für den Mann zu opfern, der ihn verraten und verkauft hat.« Er ging zur Tür. »Ich verstehe das zwar nicht, aber es gibt eben die merkwürdigsten Dinge.«
»War’s das?«, fragte Kendall, den Blick geradeaus gerichtet. »Sind Sie mit mir fertig?«
»Wir schon«, antwortete Veronica, »aber Rob Batt noch nicht.«
Batts Name ließ den General aufhorchen. »Batt? Was hat er denn damit noch zu tun?«
»Oh, sehr viel.« Veronica Hart stand auf und stellte sich hinter ihren Stuhl. »Batt hat Sie von dem Moment an überwacht, als Sie sein Leben ruinierten. Diese Fotos, wie Sie und Feir zusammen ins Fitnessstudio gehen, danach in das Grilllokal und dann in den Glass Slipper, die hat er gemacht.«
»Aber das ist noch nicht alles«, warf Gold ein und hob vielsagend seine Aktentasche.
»Und deshalb«, fügte die Direktorin hinzu, »furchte ich, dass Ihr Aufenthalt bei uns noch etwas länger ausfallen wird.«
»Wie viel länger?«
»Das kann Ihnen doch eigentlich egal sein«, antwortete die DCI. »Sie haben ohnehin nichts mehr, zu dem Sie zurückkehren können.«
Während Kendall mit zwei bewaffneten Agenten im Zimmer blieb, gingen Hart und Gold in das Büro nebenan, wo Rodney Feir saß, ebenfalls von zwei Agenten bewacht.
»Amüsiert sich der General gut?«, sagte Feir, als sie sich ihm gegenübersetzten. »Ist wohl kein besonders guter Tag für ihn.« Er kicherte über seinen Scherz, doch die anderen blieben ernst.
»Ist Ihnen überhaupt klar, wie ernst Ihre Situation ist?«, fragte Gold.
Feir lächelte. »Ich glaube, ich habe die Situation im Griff.«
Gold und Hart sahen einander an; sie verstanden nicht, wie Feir so gut gelaunt sein konnte.
»Sie wandern für sehr lange Zeit ins Gefängnis, Mr. Feir«, sagte Gold.
Feir schlug die Beine übereinander. »Das glaube ich nicht.«
»Dann irren Sie sich«, erwiderte Gold.
»Rodney, wir haben Sie dabei erwischt, wie Sie geheime Unterlagen von Typhon gestohlen und an einen hochrangigen Angehörigen einer anderen Geheimdienstorganisation weitergegeben haben.«
»Bitte!« entgegnete Feir. »Mir ist bewusst, was ich getan habe und dass Sie mich dabei ertappt haben. Was ich sagen will, ist, dass das keine Rolle spielt.« Er machte immer noch ein Gesicht, als hätte er soeben ihre vier Asse mit einem Royal Flush geschlagen.
»Könnten Sie sich ein bisschen deutlicher ausdrücken?«, forderte Gold ihn auf.
»Ich habe Mist gebaut«, sagte Feir. »Aber was ich getan habe, tut mir nicht leid – nur dass ich erwischt worden bin.«
»Diese Haltung wird Ihnen vor Gericht bestimmt helfen«, bemerkte die Direktorin bissig. Sie hatte genug davon, sich von Luther LaValle und seinen Helfern auf der Nase herumtanzen zu lassen.
»Ich neige von Natur aus nicht zur Reue, Director. Aber so wie Ihre Beweismittel ist auch meine Haltung nicht von Bedeutung. Ich will damit sagen – wenn ich jetzt Reue zeigen würde so wie Rob Batt, würde das für Sie irgendeinen Unterschied machen?« Er schüttelte den
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