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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Todesgriff umklammert. Blutend und voller blauer Flecken, vermochte keiner der beiden die Oberhand zu gewinnen. Bourne war noch nie auf einen Gegner von Arkadins körperlicher und mentaler Stärke getroffen, auf jemanden, der ihm selbst so ähnlich war. Gegen Arkadin zu kämpfen war wie ein Kampf gegen sein eigenes Spiegelbild – ein Gedanke, der ihn mit Grauen erfüllte. Er fühlte sich wie am Rande eines furchtbaren Abgrunds, in dem es kein Leben mehr gab. Es war, als würde ihn Arkadin in diesen Abgrund ziehen, wie um ihm die Trostlosigkeit hinter seinen eigenen Augen zu zeigen, das grausige Abbild seiner vergessenen Vergangenheit.
    Mit allerletzter Kraft riss sich Bourne aus Arkadins Umklammerung los und knallte ihm die Faust gegen das Ohr. Der Russe krachte gegen eine Säule, und Bourne spurtete aus der Küche auf den Flur hinaus. Plötzlich hörte er das unverkennbare Geräusch eines Pistolenschlittens, der zurückgezogen wurde, und er stürzte sich in das Schlafzimmer. Eine Kugel schlug im Türrahmen ein, und das Holz splitterte knapp über seinem Kopf.
    Er rappelte sich hoch und stürmte weiter zum Wandschrank, als er hörte, wie Arkadin der blassen Frau zurief, nicht zu schießen. Er schob einen Kleiderständer beiseite und suchte an der Sperrholzplatte auf der Rückseite des Schranks nach den Klipps, die Kirsch ihm im Museum beschrieben hatte. Gerade als Arkadin ins Schlafzimmer gestürmt kam, drehte er die Klipps, zog die Platte weg und tauchte in eine Welt ein, in der nichts als Dunkelheit war.
    Als Devra sich umdrehte, nachdem sie auf Bourne geschossen hatte, sah sie den Lauf der SIG Sauer auf sich gerichtet, die Ikupow vom Fußboden aufgehoben hatte.
    »Ihr Narren«, sagte Ikupow, »Sie und Ihr Freund, ihr macht alles kaputt.«
    »Was Leonid macht, ist seine Sache«, erwiderte sie.
    »Das ist eben der Irrtum. Leonid hat keine eigene Sache. Alles, was er ist, verdankt er mir.«
    Sie kam aus dem Flur ins Wohnzimmer herein, und die Luger war auf Ikupow gerichtet. »Er ist quitt mit Ihnen«, sagte sie. »Seine Knechtschaft bei Ihnen ist vorbei.«
    Ikupow lachte. »Hat er Ihnen das gesagt?«
    »Das habe ich ihm gesagt.«
    »Dann sind Sie dümmer, als ich dachte.«
    Sie umkreisten einander, auf jede kleinste Bewegung des anderen achtend. Dennoch brachte Devra ein eisiges Lächeln zustande. »Er hat sich verändert, seit er aus Moskau weg ist. Er ist heute ein anderer Mensch.«
    Ikupow stieß einen abfälligen Laut aus. »Das Erste, was Sie begreifen müssen, ist, dass Leonid unfähig ist, sich zu ändern. Ich weiß das besser als jeder andere, weil ich so viele Jahre versucht habe, einen besseren Menschen aus ihm zu machen. Es ist mir nicht gelungen. Es ist noch keinem gelungen, der es versucht hat, und wissen Sie, warum? Weil Leonid ein gebrochener Mensch ist. Irgendwann in seiner Zeit in Nischni Tagil hat ihn etwas innerlich zerbrochen – und es gibt niemanden, der das wieder heil machen könnte; die Teile lassen sich nicht mehr zusammenfügen.« Er gestikulierte mit dem Lauf seiner Pistole. »Und jetzt gehen Sie, solange Sie noch können, sonst verspreche ich Ihnen, dass er Sie umbringen wird, so wie er all die anderen umgebracht hat, die versucht haben, ihm näher zu kommen.«
    »Wie wenig Sie doch über ihn wissen!«, stieß Devra verächtlich aus. »Sie sind wie alle anderen Ihrer Art, verdorben von der Macht. Sie haben sich so viele Jahre vom Leben da draußen ferngehalten, dass Sie sich Ihre eigene Wirklichkeit geschaffen haben – eine Welt, in der Sie nur mit der Hand zu winken brauchen, und schon passiert alles so, wie Sie es wollen.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu, und er spannte sich augenblicklich an. »Glauben Sie, Sie können mich töten, bevor ich Sie töte? Da wäre ich mir nicht so sicher.« Sie warf den Kopf zurück. »Egal, jedenfalls haben Sie mehr zu verlieren als ich. Ich war schon halb tot, als Leonid mich fand.«
    »Ah, jetzt verstehe ich«, sagte Ikupow und nickte, »er hat Sie vor sich selbst gerettet und aus der Gosse geholt, ist es nicht so?«
    »Leonid ist mein Beschützer.«
    »Gott im Himmel, und ausgerechnet Sie sagen mir, ich würde ihn nicht kennen!«
    Devras eisiges Lächeln wurde noch breiter. »Einer von uns beiden täuscht sich schwer. Wir werden schon sehen, wer.«
    »Da drin stehen alle meine Skulpturen«, hatte Egon Kirsch gesagt, als er Bourne sein Atelier beschrieb. »Der Raum ist mit Rollläden abgedunkelt, weil diese Figuren mein Werk sind, aber auch

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