Das Bourne-Attentat
Kafifir-Limetten-Schaum, gefriergetrocknetem Ingwer und Ruby-Grapefruit-Perlen angerichtet.
Mit einem freundlichen Lächeln teilte sie dem Manager mit, dass sie einen Freund suche. Bevor er im Reservierungsbuch nachsehen konnte, fügte sie hinzu, dass ihr Freund mit einem Mann hier sei, dessen Namen sie nicht kenne. Sie war schon einige Male hier gewesen, einmal auch mit Jason, deshalb war sie mit den Räumlichkeiten vertraut. Hinter dem zweiten Raum gab es einen kurzen Gang. Auf der rechten Seite befanden sich zwei Toiletten. Wenn man weiterging, was sie tat, kam man zur Küche mit ihren hellen Lichtern, den Edelstahlpfannen und Kupfertöpfen und den heißen Herdplatten, auf denen fleißig gekocht wurde. Junge Männer und Frauen bewegten sich mit nahezu militärischer Präzision hin und her – die Souschefs und ihre Köche, die Chef Patissière und ihre Leute, die alle unter dem strengen Kommando des Chefkochs arbeiteten.
Sie waren alle viel zu sehr auf ihre Aufgaben konzentriert, um Moira zu beachten. Als die Anwesenden sie bemerkten, war sie schon wieder durch die Hintertür draußen. In einer schmalen Gasse voller Müllcontainer wartete bereits ein Taxi. Sie stieg ein, und der Wagen fuhr los.
Arkadin fuhr durch die Hügel des ländlichen Nakhimovski- Bezirks. Er kam an Feldern und kleinen Wäldern vorbei. Der Himmel wurde immer heller, die schweren dunklen Regenwolken zogen bereits weiter, und die hohen Haufenwolken, die nachrückten, glühten wie Kohle in dem Sonnenlicht, das nun überall durchbrach. Ein goldener Schimmer lag über den riesigen Weinbergen, als er zu der Weinkellerei kam. Um diese Jahreszeit trugen die Stöcke keine Blätter oder Trauben, aber die verkrümmten Stämme, die wie Elefantenrüssel aussahen, hatten ihr eigenes Leben und verliehen dem Weinberg etwas Geheimnisvolles, so als bedürfe es nur eines Zauberspruchs, um sie aufzuwecken.
Eine stämmige Frau namens Jetnikova stellte sich als Oleg Iwanowitsch Schumenkos unmittelbare Vorgesetzte vor. Ihre Schultern waren so breit wie die von Arkadin, ihr Gesicht rund und gerötet und ihre Gesichtszüge so wenig ausgeprägt wie die einer Puppe. Sie trug die Haare mit einem Kopftuch hochgebunden, und man sah ihr an, dass sie in ihrer Arbeit mit vollem Ernst bei der Sache war.
Als sie Arkadin fragte, was er wolle, zog er einen seiner vielen falschen Ausweise hervor. Laut diesem war er ein Oberst des SBU, des ukrainischen Sicherheitsdienstes. Als sie den Ausweis sah, welkte die Frau förmlich dahin wie eine vertrocknete Pflanze und sagte ihm sofort, wo er Schumenko fand.
Arkadin folgte ihren Angaben und ging einen Gang nach dem anderen entlang. Er öffnete Türen, warf einen Blick in die Büros und Lagerräume und entschuldigte sich jedes Mal bei den Anwesenden. Er traf Schumenko schließlich im Gärraum an. Er war ein zaundürrer Mann und mit seinen etwa dreißig Jahren viel jünger, als Arkadin gedacht hatte. Er hatte dichtes blondes Haar, das von seinem Kopf abstand wie mehrere Hahnenkämme. Musik tönte aus einem tragbaren CD-Player – es war eine britische Band, The Cure. Arkadin hatte den Song oft in Moskauer Clubs gehört, doch hier am hinteren Ende der Krim hätte er nicht erwartet, ihn zu hören.
Schumenko stand auf einem Laufsteg vier Meter über der Erde, über eine Edelstahlvorrichtung gebeugt, die so groß war wie ein Blauwal. Er schien an etwas zu riechen, wahrscheinlich an dem neuen Champagner, den er hier zusammenbraute. Statt die Musik leiser zu drehen, forderte er Arkadin mit einer Geste auf, zu ihm heraufzukommen.
Ohne zu zögern, kletterte Arkadin flink die Leiter hinauf. Der süßliche Hefegeruch der Gärung kitzelte ihn in der Nase, und er rieb sich heftig die Nasenspitze, um nicht niesen zu müssen. Sein geschultes Auge überflog die unmittelbare Umgebung und registrierte jedes noch so kleine Detail.
»Oleg Iwanowitsch Schumenko?«
Der dünne junge Mann, der mit einem schlecht sitzenden Anzug bekleidet war, legte sein Klemmbrett beiseite, auf dem er etwas notiert hatte. »Zu Diensten.« Er steckte seinen Kugelschreiber in die Brusttasche, wo noch einige andere aufgereiht waren. »Und Sie sind?«
»Ein Freund von Pjotr Zilber.«
»Nie gehört.«
Aber seine Augen hatten ihn schon verraten. Arkadin streckte die Hand aus und drehte die Musik lauter auf. »Aber er hat von Ihnen gehört, Oleg Iwanowitsch – Sie sind ihm sogar sehr wichtig.«
Schumenko setzte ein falsches Lächeln auf. »Ich habe keine Ahnung, wovon
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