Das Bourne-Attentat
Softwarefehlers.«
Sie näherten sich dem Flughafen, und Ikupow streckte mühsam die Hand aus, um hinzuzeigen. »Es gibt nur einen Weg, es herauszufinden; wir müssen überprüfen, ob sie in dem Flugzeug von NextGen sitzt, mit dem das Kupplungssystem zum Terminal gebracht wird.« Er lächelte schmallippig. »Es überrascht dich offenbar, dass ich so viel weiß. Ich habe auch meine Spione, von denen du teilweise nichts weißt.« Er stöhnte vor Schmerz, als er in der Innentasche seines Mantels nach etwas suchte. »Ich habe eine Nachricht bekommen, aber ich finde mein Handy nicht.« Er blickte sich um. »Es muss mir aus der Tasche gefallen sein, als mich dein Fahrer ins Auto gezogen hat.«
Sever winkte ab, den unausgesprochenen Vorwurf ignorierend. »Egal. Hauser hat mir alles gesagt – wir müssen nur durch die Sicherheitskontrollen kommen.«
»Ich habe Leute bei der Bundespolizei hier am Flughafen, von denen du nichts weißt.«
Severs Lächeln zeigte eine Spur von der Grausamkeit, die beiden Männern zu eigen war. »Mein lieber Semjon, du erweist dich doch noch als richtig nützlich.«
Arkadin fand Ikupows Handy im Rinnstein, wo es hingefallen war, als Ikupow in den Mercedes gezerrt worden war. Er bezähmte den Drang, es zu zertreten, und klappte es auf, um zu sehen, wen Ikupow zuletzt angerufen hatte. Er stellte fest, dass er als Letztes eine Textnachricht bekommen hatte. Wie sich zeigte, handelte es sich um eine Information über einen Jet von NextGen, der in zwanzig Minuten starten würde. Er fragte sich, warum das für Ikupow so interessant war. Er wäre gern zu Devra zurückgegangen – ja, es war ihm schon schwergefallen, sie allein zu lassen und Ikupow zu folgen. Aber in Kirschs Wohnung wimmelte es von Polizisten. Der ganze Block wurde abgesperrt, deshalb blickte er nicht mehr zurück und versuchte nicht daran zu denken, wie sie da auf dem Boden lag und ihn mit ihren großen Augen angestarrt hatte, obwohl sie schon aufgehört hatte zu atmen.
Liebst du mich, Leonid?
Was hatte er ihr geantwortet? Er konnte sich nicht erinnern. Ihr Tod war wie ein Traum, ein intensiver Traum, der keinen Sinn ergab. Vielleicht war er ein Symbol, aber wofür, das hätte er nicht sagen können.
Liebst du mich, Leonid?
Es war nicht mehr wichtig, aber er wusste, dass es für sie wichtig war. Er hatte gelogen, bestimmt hatte er gelogen, um ihr das Sterben leichterzumachen, doch der Gedanke, dass er sie angelogen hatte, schnitt ihm wie ein Messer ins Herz, wenn er denn eines hatte.
Arkadin sah auf die Textnachricht hinunter und wusste, dass er Ikupow dort finden würde. Er drehte sich um und ging zu dem abgesperrten Bereich zurück. Indem er sich als Reporter der Abendzeitung ausgab, ging er auf einen der jüngeren Polizisten zu und stellte ihm gezielte Fragen nach der Schießerei, von der er, so sagte er, von Bewohnern der Nachbarhäuser erfahren habe. Wie erwartet, wusste der Polizist so gut wie gar nichts. Doch darum ging es ihm nicht. Er war nun innerhalb des Polizeikordons und lehnte sich gegen einen der Polizeiwagen, während er sein vorgebliches Interview führte.
Nach einer Weile wurde der Polizist weggerufen, und er verließ Arkadin und wies daraufhin, dass der Polizeipräsident um 16.00 Uhr eine Pressekonferenz halten würde, wo er dann fragen könne, was er wollte. Arkadin blieb allein bei dem Polizeiwagen zurück, und als der Van des Gerichtsmediziners eintraf, bot sich ihm die Möglichkeit, auf die er gewartet hatte. Er öffnete die Fahrertür des Wagens und setzte sich ans Lenkrad. Der Schlüssel steckte im Zündschloss. Er ließ den Motor an und fuhr los. Als er die Autobahn erreichte, schaltete er die Sirene ein und fuhr mit Höchstgeschwindigkeit zum Flughafen.
»Es wird kein Problem sein, dich an Bord zu bekommen«, sagte Moira, als sie in die vierspurige Zufahrtsstraße zum Frachtflughafen einbog. Sie wies ihren NextGen-Ausweis vor und fuhr zum Parkplatz weiter. Auf der Fahrt zum Flughafen hatte sie lange darüber nachgedacht, ob sie Jason erzählen sollte, für wen sie wirklich arbeitete. Sie hätte damit gegen die Richtlinien von Black River verstoßen, und darum hoffte sie immer noch, dass sie es ihm nicht sagen musste.
Nachdem sie die Sicherheitskontrollen und den Zoll passiert hatten, gingen sie zu der wartenden Maschine. Eine mobile Treppe führte zu der hoch gelegenen Passagiertür, die offen stand. Auf der anderen Seite des Flugzeugs stand der Laster von Kaller, aus dem die verpackten Teile des
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