Das Bourne-Attentat
weiß, wo die Pläne sind.«
»Also gut. Ich werde ihn und die Pläne finden.« Bourne schüttelte den Kopf. »Aber man muss ihn nicht unbedingt töten.«
Der Professor schüttelte traurig den Kopf. »Eine edle Absicht, aber Sie kennen Semjon Ikupow nicht so, wie ich ihn kenne. Wenn Sie ihn nicht umbringen, dann bringt er Sie um. Glauben Sie mir, ich habe schon versucht, ihn lebend zu er wischen. Keiner meiner Männer ist von der Mission zurückgekehrt.«
Er blickte über den Teich hinaus. »Es gibt sonst niemanden, an den ich mich wenden kann, keinen, der imstande wäre, Ikupow zu finden und diesen Wahnsinn ein für alle Mal zu beenden. Pjotrs Ermordung ist das Signal, dass die entscheidende Schlacht zwischen mir und der Schwarzen Legion begonnen hat. Wenn wir sie jetzt nicht unschädlich machen können, dann werden sie diesen Anschlag durchführen.«
»Wenn das wahr ist, was Sie sagen …«
»Es ist wahr, Jason. Ich schwöre es Ihnen.«
»Wo ist Ikupow?«
»Das wissen wir nicht. In den vergangenen achtundvierzig Stunden haben wir versucht, seiner Spur zu folgen, aber ohne Erfolg. Er war in seiner Villa in Campione d’Italia in der Schweiz. Wir nehmen an, dass sie Pjotr dort umgebracht haben. Aber jetzt ist er nicht mehr dort.«
Bourne sah auf die beiden Fotos in seiner Hand hinunter. »Und wer ist der jüngere Mann?«
»Leonid Danilowitsch Arkadin. Bis vor wenigen Tagen haben wir angenommen, dass er als Auftragskiller für verschiedene Gruppen der russischen Mafia arbeitet.« Specter tippte mit dem Zeigefinger zwischen Arkadins Augen. »Er ist der Mann, der Pjotr zu Ikupow gebracht hat. Irgendwie – wir haben noch nicht rausgekriegt, wie – ist Ikupow dahintergekommen, dass es Pjotr war, der die Pläne gestohlen hat. Jedenfalls war es Arkadin, der ihn zusammen mit Ikupow verhört und ermordet hat.«
»Klingt so, als hätten Sie einen Verräter in Ihrer Organisation, Professor.«
Specter nickte. »Ich bin widerstrebend zu derselben Schlussfolgerung gekommen.«
Ein Detail, das Bourne seit dem Entführungsversuch beschäftigte, kam ihm nun wieder zu Bewusstsein. »Professor, wer hat Sie angerufen, als wir in dem Restaurant beim Frühstück saßen?«
»Einer meiner Leute. Er brauchte die Bestätigung einer Information. Ich hatte die Unterlagen in meinem Wagen. Warum?«
»Weil es dieser Anruf war, der Sie veranlasst hat, hinaus auf die Straße zu gehen, als der schwarze Cadillac kam. Das war kein Zufall.«
Specter runzelte nachdenklich die Stirn. »Nein, wahrscheinlich nicht.«
»Geben Sie mir seinen Namen und seine Adresse«, sagte Bourne, »dann werden wir’s genau wissen.«
Der Mann auf dem Dach hatte ein pechschwarzes Muttermal auf der Wange. Arkadin konzentrierte sich darauf, als der Mann Devra hochhob, weg von Arkadin.
»Hast du ihm irgendwas gesagt?«, fragte er sie, ohne den Blick von Arkadin zu wenden.
»Natürlich nicht«, versetzte Devra. »Wofür hältst du mich?«
»Für ein schwaches Glied«, antwortete der Mann mit dem Muttermal. »Ich habe Pjotr gesagt, dass er dich nicht einsetzen soll. Und wegen dir ist Filja jetzt tot.«
»Filja war ein Idiot!«
Der Mann wandte die Augen von Arkadin ab und sah Devra höhnisch an. »Du warst für ihn verantwortlich, du Schlampe.«
Arkadin riss seine Beine zwischen denen des Mannes auseinander und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Schnell wie eine Katze stürzte er sich auf ihn und prügelte auf ihn ein. Der Mann wehrte sich, so gut er konnte. Arkadin versuchte die Schmerzen in der linken Schulter nicht zu zeigen, doch sie war schon ausgekugelt und funktionierte nicht mehr so, wie sie sollte. Der Mann mit dem Muttermal bemerkte es und schlug ihm mit voller Wucht auf die verletzte Schulter.
Arkadin stockte der Atem. Er sank zurück, völlig benommen und fast bewusstlos vor Schmerz. Der Mann mit dem Muttermal griff hastig nach seiner Waffe, erwischte jedoch die von Arkadin und riss sie hoch. Als sich sein Finger um den Abzug krümmte, schoss ihm Devra mit seiner eigenen Pistole eine Kugel in den Hinterkopf.
Lautlos fiel er nach vorne auf sein Gesicht. Sie stand breitbeinig da, in der klassischen Schussposition, die Waffe mit beiden Händen festhaltend. Arkadin war immer noch wie gelähmt vor Schmerz, als sie die Pistole herumschwang und auf ihn richtete. Da war etwas in ihren Augen, was er nicht benennen, geschweige denn verstehen konnte.
Dann ließ sie plötzlich den Atem entweichen, den sie angehalten hatte, ihre Arme lockerten sich und
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