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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Fahrgäste wetteiferten. Sie waren ein trauriger Haufen und gehörten alle irgendeiner asiatischen Minderheit an, was es ihnen von vornherein unmöglich machte, einen ordentlich bezahlten Job in Moskau zu finden. »Wir kümmern uns darum auf dem Weg in die Stadt. Sie brauchen ordentliche Kleider für den Moskauer Winter. Heute ist es mild – nur minus zwei Grad.«
    »Das wäre hilfreich«, antwortete Bourne in perfektem Russisch.
    Baronows buschige Augenbrauen hoben sich überrascht. »Sie sprechen wie ein Einheimischer, Gospodin Bourne.«
    »Ich hatte sehr gute Lehrer«, sagte Bourne lakonisch.
    In der Betriebsamkeit des Flughafenterminals verfolgte er das Kommen und Gehen der Fluggäste, achtete auf Leute, die etwas länger bei einem Zeitungsstand oder vor einem Duty-free-Shop stehen blieben oder die sich überhaupt nicht bewegten. Seit er das Flughafengebäude betreten hatte, wurde er das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Gewiss, da waren überall Überwachungskameras, aber dieses Prickeln auf der Kopfhaut, das sich in solchen Situationen mit den Jahren eingestellt hatte, war ein untrügliches Zeichen. Jemand überwachte ihn. Diese Tatsache war einerseits beunruhigend, doch sie bestätigte andererseits seine Vermutung; offensichtlich wusste jemand, dass er nach Moskau kommen würde. Die NSA hatte möglicherweise die Passagierlisten in New York durchgesehen und seinen Namen auf dem Lufthansa-Flug gefunden; er hatte keine Zeit mehr gehabt, sich von der Liste streichen zu lassen. Er blickte sich nicht zu auffällig um, weil er seinem Schatten nicht zeigen wollte, dass er von ihm wusste.
    »Ich werde verfolgt«, sagte Bourne, als er in Baronows klapprigem Zil saß. Sie waren auf der Autobahn MIO unterwegs.
    »Kein Problem«, erwiderte Baronow, als hätte er sich längst daran gewöhnt, ständig beschattet zu werden. Er fragte nicht einmal, wer Bourne folgte. Bourne musste an das Versprechen des Professors denken, dass ihm Baronow nicht in die Quere kommen würde.
    Er sah den Inhalt des Päckchens durch, das Baronow ihm gegeben hatte; es enthielt neue Papiere, einen Schlüssel und die Nummer des Schließfachs, von dem er Geld bei der Moskwa-Bank abheben konnte.
    »Ich brauche einen Plan des Bankhauses«, sagte Bourne.
    »Kein Problem«, antwortete Baronow, während er von der MIO abfuhr. Bourne war nun Fjodor Iljanowitsch Popow und im mittleren Management von Gasprom, dem riesigen staatlich kontrollierten Energiekonzern, tätig.
    »Wie sicher sind diese Papiere?«, fragte Bourne.
    »Keine Sorge«, antwortete Baronow lächelnd. »Der Professor hat Freunde bei Gasprom, die Sie schützen werden, Fjodor Iljanowitsch Popow.«
    Anthony Prowess war fest entschlossen, den alten Zil nicht aus den Augen zu verlieren, egal, welche Manöver sich der Fahrer einfallen ließ, um ihn abzuschütteln. Er hatte bereits am Flughafen gewartet, als Bourne eintraf. General Kendall hatte ihm ein aktuelles Überwachungsfoto auf sein Handy geschickt. Das Foto war körnig und hatte keine räumliche Tiefe, weil es mit einem langen Teleobjektiv aufgenommen wurde, aber es war eine Nahaufnahme; er würde Bourne sofort erkennen, wenn er ankam.
    Für Prowess waren die Minuten nach seiner Ankunft entscheidend. Er bildete sich nicht ein, dass er für Bourne ewig unsichtbar bleiben konnte. Deshalb musste er sich in den wenigen Minuten, die sich seine Zielperson noch unbeobachtet fühlte, jede Kleinigkeit an ihm einprägen, jede kleine Gewohnheit, auch wenn sie noch so unbedeutend erscheinen mochte. Er wusste aus leidvoller Erfahrung, dass sich diese kleinen Details im Laufe der Überwachung als äußerst wertvoll erweisen konnten, vor allem wenn der Augenblick der Wahrheit kam, wenn es galt, die Zielperson auszuschalten.
    Prowess kannte Moskau sehr gut. Er war hier als Sohn eines britischen Diplomaten und seiner Frau, die als Kulturattaché tätig war, zur Welt gekommen. Erst als Prowess fünfzehn war, fand er heraus, dass der Posten seiner Mutter nur eine Tarnung war. Sie war in Wahrheit eine Spionin des Ml6, des Geheimdienstes Ihrer Majestät. Vier Jahre später wurde seine Mutter enttarnt, und der Ml6 brachte die Familie so schnell wie möglich aus dem Land. Nachdem seine Mutter nun gesucht wurde, kamen sie nach Amerika, wo sie ein neues Leben mit neuem Namen begannen. Die Gefahr hatte sich ihm so tief eingeprägt, dass er sogar vergessen hatte, wie sie früher hießen. Er war jetzt einfach nur noch Anthony Prowess.
    Nach dem Studium bewarb er

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