Das Bourne-Attentat
Bord?«
»Ich muss schon sagen«, antwortete Soraya lächelnd und stellte ihre Teetasse auf den Tisch, »Sie wissen, wie man aus einer Situation das Beste herausholt.«
LaValle erwiderte ihr Lächeln. »Liebe Frau Kollegin, das ist in der Tat eine meiner Spezialitäten.«
»Warum glauben Sie, dass ich die CI im Stich lassen könnte?«
LaValle hob einen Zeigefinger an die Nase. »Ich schätze Sie als eine pragmatische Frau ein. Sie wissen besser als wir, in was für einer schwierigen Lage die CI steckt. Was glauben Sie, wie lange die neue DCI brauchen wird, um das Schiff wieder flottzumachen? Und kann man überhaupt davon ausgehen, dass sie es schaffen wird?« Er hob einen Finger. »Ihre Meinung interessiert mich wirklich sehr, aber bevor Sie antworten, denken Sie bitte daran, dass uns vielleicht nur sehr wenig Zeit bleibt, bis diese unbekannte Terrorgruppe zuschlägt.«
Seine Bemerkung traf Soraya wie ein Nackenschlag. Woher zum Teufel hatte die NSA von den geheimen Informationen von Typhon erfahren? Doch im Moment war diese Frage eher zweitrangig. Was allein zählte, war, wie man auf diesen Bruch der Geheimhaltung reagieren sollte.
Bevor sie irgendetwas antworten konnte, fügte LaValle hinzu: »Eines würde mich allerdings interessieren. Warum hat Director Hart beschlossen, die Information für sich zu behalten, anstatt die Homeland Security, das FBI und die NSA mit ins Boot zu holen?«
»Dafür bin ich verantwortlich.« Jetzt stecke ich in der Klemme, dachte Soraya. Da kann ich die Sache auch gleich durchziehen. »Bis zu dem Vorfall in der Freer Gallery war die Information einfach zu vage. Wenn wir in diesem Stadium andere Behörden informiert hätten, dann hätte das die Sache nur verkompliziert.«
»Im Klartext heißt das«, warf Kendall ein, sichtlich zufrieden, einen Seitenhieb anbringen zu können, »Sie wollten nicht, dass wir Ihnen ins Gehege kommen.«
»Das ist eine ernste Situation, Director«, sagte LaValle. »In Fragen der nationalen Sicherheit …«
»Wenn diese islamische Terrorgruppe – von der wir wissen, dass sie sich die Schwarze Legion nennt – merkt, dass wir ihre Gespräche mithören, dann haben wir verloren, noch bevor wir versucht haben, auf ihren Anschlag zu reagieren.«
»Ich könnte dafür sorgen, dass Sie Ihren Job los sind.«
»Und auf meine unschätzbare Erfahrung verzichten?« Soraya schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.«
»Und was heißt das jetzt?«, warf Kendall ungeduldig ein.
»Patt«, bemerkte LaValle. »Glauben Sie, es wäre möglich, dass ich das Material von Typhon zu sehen bekomme?« Und in sehr versöhnlichem Ton fügte er hinzu: »Ob Sie’s glauben oder nicht, wir sind nicht das Reich des Bösen. Wir könnten Ihnen sogar in manchem helfen.«
Soraya überlegte einen Augenblick. »Ich denke, das lässt sich machen.«
»Ausgezeichnet.«
»Aber Sie könnten das Material wirklich nur ansehen, nicht mehr.«
LaValle stimmte sofort zu.
»Und in einer absolut sicheren Umgebung«, fügte Soraya hinzu, ihren Vorteil nützend. »Die Büros von Typhon in der CI wären ideal.«
LaValle breitete die Hände aus. »Warum nicht hier?«
Soraya lächelte. »Eher nicht.«
»In der gegenwärtigen Situation werden Sie wahrscheinlich verstehen, dass ich lieber nicht zu Ihnen in die CI kommen möchte.«
»Das verstehe ich«, meinte Soraya und überlegte einen Augenblick. »Wenn ich mit dem Material hierherkomme, müss- te ich jemanden mitbringen.«
LaValle nickte mit Nachdruck. »Natürlich. Wenn es so für Sie in Ordnung ist.« Er wirkte viel zufriedener als Kendall, der ein Gesicht machte, als würde er sie aus einem Schützengraben beobachten.
»Ich bin mir trotzdem nicht sicher, ob das hier der richtige Ort dafür ist«, meinte Soraya und sah sich in dem Raum um.
»Das Haus wird dreimal täglich auf Wanzen überprüft«, erläuterte LaValle. »Außerdem haben wir die besten Überwachungssysteme, denen nichts entgeht, was die zweitausend Videokameras aufnehmen, die wir überall in der Anlage installiert haben. Das Bildmaterial wird ständig auf irgendwelche Anomalien überprüft. Die DARPA-Software vergleicht eventuelle Anomalien mit einer Datenbank, die über eine Million Bilder enthält, und trifft innerhalb von Nanosekunden die entsprechenden Entscheidungen. So wird zum Beispiel ein vorbeifliegender Vogel ignoriert, eine laufende Gestalt aber nicht. Glauben Sie mir, Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen.«
»Im Moment gibt es eigentlich nur eins,
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