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Das Bourne-Attentat

Das Bourne-Attentat

Titel: Das Bourne-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ich glaube nicht, dass Sie momentan in der Verfassung sind, eine vollständige Diagnose zu hören. Warten wir doch, bis der Schock …«
    »Erstens habe ich keinen Schock«, log Prowess. »Und zweitens habe ich wenig Zeit.« Das allerdings stimmte; nachdem er Bournes Fährte verloren hatte, musste er sich schnellstens auf die Suche machen.
    Dr. Mitten seufzte. Er hatte eine solche Antwort erwartet; ja, alles andere hätte ihn sogar überrascht. Trotzdem hatte er eine ärztliche Verantwortung gegenüber seinem Patienten, auch wenn er für die NSA arbeitete.
    »Es bedeutet«, sagte er schließlich, »dass Sie mit diesem Auge nie wieder sehen werden können. Zumindest nicht so, dass es Ihnen wirklich nützt.«
    Prowess saß mit zurückgelehntem Kopf da, sein verletztes Auge mit Tropfen betäubt, damit der verdammte Augenarzt darin herumstochern konnte. »Einzelheiten bitte.«
    Dr. Mitten war ein großer dünner Mann mit schmalen Schultern, einer Überkämmfrisur und einem vorstehenden Adamsapfel, der auf und ab hüpfte, wenn er sprach oder schluckte. »Ich glaube, Sie sollten in der Lage sein, Bewegung wahrzunehmen und hell und dunkel zu unterscheiden.«
    »Mehr nicht?«
    »Es kann aber auch sein«, fuhr Dr. Mitten fort, »dass Sie, wenn die Schwellung abklingt, auf diesem Auge völlig blind sind.«
    »Okay, jetzt weiß ich Bescheid. Und jetzt machen Sie das hier schnell fertig, damit ich von hier wegkomme.«
    »Ich würde Ihnen nicht raten …«
    »Es ist mir scheißegal, was Sie mir raten«, versetzte Prowess. »Tun Sie, was ich Ihnen sage, sonst drehe ich Ihnen Ihren dürren Hühnerhals um.«
    Dr. Mitten blähte entrüstet die Wangen auf, doch er verbiss sich eine scharfe Bemerkung. Diese Agenten schienen schon reizbar auf die Welt gekommen zu sein, was durch ihre Ausbildung noch verstärkt wurde.
    Während der Arzt sein Auge behandelte, kochte Prowess innerlich. Es war ihm nicht nur nicht gelungen, Bourne auszuschalten – er hatte es auch noch zugelassen, dass Bourne ihn verstümmelte. Er war wütend auf sich selbst, weil er abgehauen war, ohne den Auftrag zu Ende zu bringen – auch wenn er wusste, dass man in einer solchen Situation, wenn das Opfer die Oberhand zu gewinnen drohte, den Einsatzort so schnell wie möglich zu verlassen hatte.
    Dennoch würde sich Prowess das nie verzeihen. Es war nicht so, dass der Schmerz unerträglich gewesen wäre – er hatte eine extrem hohe Schmerzschwelle. Es war nicht einmal so, dass Bourne den Spieß umgedreht hatte – nein, Prowess hätte schnell wieder die Oberhand gewinnen können. Es war sein Auge. Schon als Kind hatte er unter der zwanghaften Angst gelitten, blind zu werden. Sein Vater hatte das Augenlicht verloren, als er beim Aussteigen aus einem Bus stürzte und sich durch den Aufprall beide Netzhäute ablösten. Das war in den Zeiten, als man eine Netzhaut noch nicht wieder anlegen konnte. Er war damals sechs Jahre alt, als er mit ansehen musste, wie sein Vater seine ganze Lebenskraft und seinen Optimismus verlor und völlig verbittert endete. Der Schock von damals kam wieder in ihm hoch, als Jason Bourne seinen Daumen tief in sein Auge bohrte.
    Wie er so auf dem Sessel saß, verspürte Prowess eine grimmige Entschlossenheit. Er schwor sich, dass er Jason Bourne finden würde, und wenn er ihn aufgespürt hatte, würde Bourne dafür bezahlen – er würde seine Rache zu spüren bekommen, bevor Prowess ihn tötete.
    Professor Specter leitete eine Rektoratssitzung an der Universität, als sein Handy klingelte. Er unterbrach die Sitzung für fünfzehn Minuten, verließ den Raum, schritt über den Gang und auf den Campus hinaus.
    Als er ungestört war, klappte er sein Handy auf und hörte Nemtsows Stimme im Ohr. Nemtsow war der Mann, den Baronow angerufen hatte, damit sie beim Einkaufszentrum die Autos tauschten.
    »Baronow ist tot?«, sagte Specter. »Wie ist das passiert?«
    Er hörte zu, als Nemtsow ihm den Angriff im Wagen vor Tarkanians Wohnhaus schilderte. »Ein NSA-Killer«, schloss Nemtsow seinen Bericht. »Er hat auf Bourne gewartet, um ihn zu erdrosseln, wie er’s mit Baronow gemacht hat.«
    »Und Jason?«
    »Hat überlebt. Aber der Killer ist auch entkommen.«
    Specter spürte eine tiefe Erleichterung. »Finden Sie diesen NSA-Mann, bevor er Jason findet, und töten Sie ihn. Haben Sie verstanden?«
    »Vollkommen. Aber sollten wir nicht auch versuchen, mit Bourne Kontakt aufzunehmen?«
    Specter überlegte einen Augenblick. »Nein. Er ist am besten, wenn er

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