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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Vater gefesselt und geknebelt in einem Küchenschrank. Er war bewusstlos, entweder von dem Schlag, der die blau verfärbte Schwellung an der linken Schläfe verursacht hatte, oder von dem Sauerstoffmangel im Schrank. Bourne legte ihn auf den Küchenboden und begann die Fesseln zu lösen. Es war immer noch dunkel nach dem Stromausfall.
    »Mein Gott, ist er tot?«, rief Chrissie und lief zu ihm.
    »Nein. Sein Puls ist stark«, antwortete Bourne und nahm die Finger von der Halsschlagader.
    Chrissie begann leise zu weinen, als sie ihren Vater so hilflos daliegen sah, doch als Scarlett auch wieder zu schluchzen anfing, nahm sie sich zusammen und unterdrückte die Tränen. Sie ließ kaltes Wasser in die Spüle laufen, befeuchtete ein Geschirrtuch und füllte ein Glas. Dann hockte sie sich neben ihre Tochter und legte
Bourne das zusammengefaltete Tuch an die Wange, die geschwollen und verfärbt war.
    Ihr Vater war dünn, in der Art, wie viele ältere Menschen es sind. Sein Gesicht zeigte die Spuren des Alters und wirkte ein wenig schief; Bourne vermutete, dass er vor nicht allzu langer Zeit einen Schlaganfall hatte. Als er den Mann sanft schüttelte, flatterten seine Augen auf, und seine Zunge strich über die trockenen Lippen.
    »Können Sie ihn aufsetzen?«, fragte Chrissie. »Ich möchte ihm ein bisschen Wasser geben.«
    Bourne stützte ihren Vater im Rücken und richtete ihn vorsichtig auf.
    »Dad? Dad?«
    »Wo ist der Hundesohn, der mich niedergeschlagen hat?«
    »Er ist tot«, sagte Bourne.
    »Komm, Dad, trink ein bisschen Wasser.« Chrissie beobachtete ihren Vater besorgt, so als hätte sie Angst, er könnte jeden Moment wieder das Bewusstsein verlieren. »Dann fühlst du dich besser.«
    Doch der alte Mann beachtete sie gar nicht. Sein eindringlicher Blick war auf Bourne gerichtet. Er leckte sich erneut über die Lippen und trank schließlich von dem Glas, das seine Tochter ihm hinhielt. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, und er verschluckte sich.
    »Langsam, Dad. Langsam.«
    Er hob die Hand, und sie nahm das Glas von seinem Mund weg. Plötzlich streckte er die Hand aus und zeigte auf Bourne.
    »Ich kenne Sie.« Seine Stimme war wie Sandpapier auf Metall.
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete Bourne.
    »Doch. Sie waren im Centre, als ich es leitete. Das ist natürlich ein paar Jahre her, als das Centre noch in der Old Boys’ School in der George Street war. Aber ich hab’s trotzdem nicht vergessen, weil ich einen Exkollegen namens Basil Bayswater anrufen musste – ein richtiger Schwachkopf, nebenbei bemerkt. Er hat einen Haufen Geld verdient und sich dann nach Witney zurückgezogen. Er verbrachte seine ganze Zeit damit, irgendeine alte Form von Schach zu spielen. Was für eine Zeitverschwendung. Aber Sie.« Sein Zeigefinger berührte Bournes Brust. »Ich vergesse nie ein Gesicht. Heiliges Kanonenrohr! Sie sind Professor Webb. Genau! David Webb!«

ZWANZIG
    Peter Marks bekam einen kurzen und prägnanten Anruf von Bourne und erklärte sich mit gemischten Gefühlen bereit, zu der Adresse zu kommen, die Bourne ihm angab. Er war fast ein wenig überrascht, dass Bourne ihn zurückrief. Andererseits klang Bourne irgendwie anders, als wäre etwas vorgefallen, und Marks fragte sich, in was für eine Situation er sich da begab. Seine Verbindung zu Bourne bestand eigentlich nur über Soraya. Er wusste einiges über ihre gemeinsame Vergangenheit und hatte sich immer schon gefragt, ob ihre persönlichen Gefühle für Bourne ihre Meinung über ihn beeinflussten.
    Es war schon seit Längerem offizielle CI-Linie, Bourne nach seiner Amnesie als völlig unberechenbar und deshalb gefährlich einzustufen. Er galt als abtrünniger Agent, der keine Loyalität mehr kannte, schon gar nicht gegenüber der CI. Man hatte sich zwar in einigen Fällen gezwungen gesehen, ihn einzusetzen, griff dabei aber meist zu den Mitteln der Täuschung oder des Zwangs, weil es anders nicht möglich schien, ihn unter Kontrolle zu halten. Und nicht einmal diese Methoden waren wirklich sicher. Marks hatte zwar davon gehört, dass Bourne maßgeblich daran beteiligt gewesen
war, Black River zu Fall zu bringen und einen drohenden Krieg im Iran abzuwenden, doch ansonsten wusste er fast nichts über den Mann. Er war ein absolutes Rätsel. Es war völlig unmöglich, seine Reaktion in einer bestimmten Situation vorherzusagen. Und dann war da noch die beunruhigende Tatsache, dass nicht wenige, die versucht hatten, ihm nahe zu kommen, eines gewaltsamen Todes

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