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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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über größere Entfernungen allein mit der Post erfolgte. Es war, als wären die Stadt und ihre Einwohner in Bernstein konserviert. Oxford schien einer anderen, einer einfacheren Zeit anzugehören.
    Als Chrissie einen Parkplatz gefunden hatte, lugte die Sonne zaghaft zwischen den Wolken hervor, und es wurde frühlingshaft warm. Sie fanden Professor Giles in seinem Büro, einem Arbeitszimmer mit Labor. Die Regale waren voll mit Manuskripten und dicken handgebundenen Büchern. Er saß über eine Kopie eines alten Papyrus-Manuskripts gebeugt und studierte es mit einem Vergrößerungsglas.
    Laut Chrissie war Giles Inhaber des Richards-Bancroft-Lehrstuhls, doch als er von seiner Arbeit aufblickte, sah Bourne zu seiner Überraschung, dass der Mann
kaum vierzig Jahre alt war. Er hatte eine markante Nase, ein vorspringendes Kinn und schütteres Haar; die runde Brille hatte er auf die hohe Stirn hochgeschoben. Seine stark behaarten Unterarme waren so kurz wie die eines Kängurus.
    Bournes einzige Sorge war, dass ihn hier jemand als David Webb erkennen könnte. Es gab bestimmt viele Professoren und Assistenten, die jahrzehntelang hier tätig waren, doch andererseits war die Universität riesig  – und das All Souls College, an dem er einige Gastvorträge gehalten hatte, war ein gutes Stück entfernt.
    Giles akzeptierte ihn jedenfalls als Adam Stone. Er schien sich aufrichtig zu freuen, Chrissie wiederzusehen, und fragte auch nach Scarlett, die er offenbar gut kannte.
    »Sag ihr, sie soll mal wieder vorbeikommen«, meinte er. »Ich habe eine kleine Überraschung für sie. Ich weiß, sie ist erst elf, aber sie denkt schon wie eine Fünfzehnjährige, darum glaube ich, dass sie sich freuen wird.«
    Chrissie bedankte sich und kam dann auf die rätselhafte Inschrift des Rings zu sprechen. Bourne gab ihm den Ring, und Giles knipste eine spezielle Lampe an und studierte die Gravur zuerst mit freiem Auge, dann mit einer Juwelierlupe. Er ging zu einem Regal, nahm ein Buch heraus und begann darin zu blättern. Eine Zeit lang wechselte er immer wieder zwischen den Texten im Buch und dem Ring hin und her. Schließlich blickte er zu Bourne auf. »Ich denke, es wäre hilfreich, wenn ich ein paar Fotos davon machen könnte. Sind Sie einverstanden?«
    Bourne hatte nichts dagegen.
    Giles ging mit dem Ring zu einem eigenartigen Ding,
das wie das Ende eines Glasfaserkabels aussah. Er fixierte den Ring so, dass das Kabel genau in der Mitte war. Dann gab er ihnen Schutzbrillen mit dunklen Gläsern und setzte selbst eine auf. Als er sich vergewissert hatte, dass sie ihre Brillen trugen, gab er zwei Befehle auf einer Computertastatur ein. Es folgten mehrere grelle blaue Lichtblitze, und Bourne wusste, dass es eine hochauflösende Laserkamera war, mit der er die Aufnahmen machte.
    Das Ganze dauerte nur wenige Augenblicke. Als Giles die Brille abnahm, taten sie es auch.
    »Wunderbar«, sagte der Professor, während seine Finger über die Tastatur flogen. »Dann sehen wir’s uns mal an, nicht wahr?«
    Er schaltete einen Plasmabildschirm ein, auf dem eine Serie von hochauflösenden Fotografien – Nahaufnahmen der Inschrift – erschien. »So sehen die Zeichen auf der gekrümmten Oberfläche aus, in die sie eingraviert sind«, erklärte er. »Aber kann es nicht sein, dass die Inschrift auf einer flachen Oberfläche gelesen oder gesehen werden sollte, wie es bei einer Schrift normalerweise der Fall ist?« Er bearbeitete die digitalen Bilder, bis sie einen langen Streifen ergaben. »Was wir vor uns sehen, ist ein langes Wort, was jedoch sehr unwahrscheinlich ist.« Er zoomte näher heran. »So erscheint es uns jedenfalls auf der runden Oberfläche des Rings. Aber jetzt, in der flachen Form, erkennen wir zwei Abstände, sodass wir es mit drei Gruppen von Buchstaben zu tun haben.«
    »Worte«, sagte Bourne.
    »So sieht es jedenfalls aus«, antwortete Giles mit einem geheimnisvoll singenden Tonfall.
    »Aber ich sehe da einige Keilschriftzeichen«, meinte Chrissie. »Sie scheinen sumerisch zu sein.«
    »Nun, sie sehen auf jeden Fall sumerisch aus«, stimmte Giles zu, »doch in Wahrheit ist es Altpersisch.« Er schob ihr einen aufgeschlagenen Text über den Tisch. »Hier, schau selbst nach.« Während sie las, wandte er sich Bourne zu. »Die altpersische Schrift ist aus der sumerisch-akkadischen hervorgegangen, also ist der Irrtum unserer lieben Christina durchaus verzeihlich.« Die Zuneigung in seinen Worten stand im Kontrast zu der nüchternen

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