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Das Bourne Duell

Das Bourne Duell

Titel: Das Bourne Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wissenschaftlichen Aussage. »Es gibt jedoch einen wesentlichen Unterschied, ohne den es unmöglich ist, die Inschrift zu entziffern. Die akkadischen Keilschriftzeichen stehen für ganze Silben, während die Zeichen des Altpersischen schon alphabetisch sind, das heißt, jedes Zeichen stellt einen Buchstaben dar.«
    »Was ist mit den lateinischen Buchstaben, die auch vorkommen?«, fragte Chrissie. »Und mit diesen unbekannten Symbolen – ist das auch eine Sprache?«
    Giles lächelte. »Mr. Stone, Sie haben mir da ein höchst eigenartiges – und ich muss sagen, verdammt aufregendes  – Rätsel vorgelegt.« Er zeigte auf den Bildschirm. »Was Sie hier sehen, ist eine Kombination von Altpersisch, Latein und – da wir im Moment kein besseres Wort dafür haben – von etwas anderem. Ich glaube sagen zu können, dass ich jede alte Sprache kenne, die die Menschheit entdeckt und beschrieben hat, und diese hier ist eindeutig ein Sonderfall.« Er winkte mit der Hand ab. »Aber dazu kommen wir später.«
    Er zog den Mauszeiger direkt unter die Inschrift. »Das Erste, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass es so
etwas wie eine zusammengesetzte Sprache nicht gibt – Keilschrift und Buchstaben, das verträgt sich einfach nicht. Wenn es also keine richtige Sprache ist – was ist es dann?«
    Bourne, der die Inschrift studiert hatte, sagte: »Es ist ein Geheimcode.«
    Giles’ Augen weiteten sich hinter seinen Brillengläsern. »Sehr gut, Mr. Stone, ausgezeichnet.« Er nickte. »Es scheint in der Tat ein Geheimcode zu sein, aber so wie alles an dieser Inschrift ist er höchst eigenartig.« Er bearbeitete das Bild erneut und verschob die einzelnen Blöcke so, dass die altpersischen und die lateinischen Buchstaben getrennt waren und die Zeichen der unbekannten Sprache eine dritte Gruppe bildeten.
    »Severus« , las Bourne das lateinische Wort in dem Durcheinander.
    »Das könnte eine Menge heißen«, warf Chrissie ein, »oder gar nichts.«
    »Das stimmt«, pflichtete Giles ihr bei. »Aber jetzt kommen wir zum Altpersischen.« Er verschob die Keilschriftzeichen. »Seht her, jetzt haben wir ein zweites Wort: Domna .«
    »Moment mal.« Chrissie überlegte einen Augenblick. »Septimius Severus wurde im Jahr 187 römischer Senator und ein paar Jahre später, 193, sogar Kaiser. Er regierte achtzehn Jahre, bis zu seinem Tod. Seine Regentschaft war eine strenge Militärdiktatur, eine Reaktion auf die furchtbare Korruption unter seinem Vorgänger Commodus. Auf seinem Totenbett sprach er zu seinen Söhnen die berühmten Worte: ›Seid einig, bereichert die Soldaten und verachtet alle anderen.‹«
    »Sehr nett«, bemerkte Giles.
    »Es gibt da ein paar interessante Details über ihn. Er kam im heutigen Libyen zur Welt, und als er das römische Heer vergrößern wollte, griff er auch auf Hilfstruppen von der Grenze des Römischen Reichs zurück, darunter viele Soldaten aus Nordafrika und von noch weiter weg.«
    »Inwiefern ist das relevant?«, fragte Giles.
    Diesmal hatte Chrissie einen geheimnisvollen singenden Tonfall in der Stimme, als sie antwortete: »Septimius Severus war mit Julia Domna verheiratet.«
    »Severus Domna«, sagte Bourne. Irgendetwas blitzte in seinem Hinterkopf auf, unter dem Schleier verborgen, den seine Erinnerung nicht zu durchdringen vermochte. Vielleicht war es ein Déjà-vu, vielleicht auch eine Warnung. Wie immer, wenn ein Bruchstück seines früheren Lebens plötzlich an die Oberfläche kam, war es, als würde es ihn an einer Stelle jucken, an der er sich nicht kratzen konnte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als der Sache nachzugehen, bis er herausfand, was es mit ihm zu tun hatte.
    »Adam, ist Ihnen nicht gut?«, fragte Chrissie und sah ihn ein wenig besorgt an.
    »Nein, alles okay«, sagte er. Er musste sich in Acht nehmen – sie war genauso aufmerksam wie ihre Schwester. »Wissen Sie noch etwas über ihn?«
    Sie nickte. »Es wird sogar noch interessanter. Julia Domna war Syrerin. Ihre Familie kam aus der alten Stadt Emesa. Es war eine sehr mächtige Familie, weil sie das erbliche Amt des Oberpriesters im Baaltempel innehatte.«
    »Wir haben also eine Inschrift«, fasste Bourne zusammen, »die ein Geheimcode und ein Anagramm ist
und die aus einer alten westlichen und einer östlichen Sprache besteht.«
    »So wie sich in der Ehe von Septimius Severus und Julia Domna West und Ost verbinden.«
    »Aber was bedeutet das?«, überlegte Bourne. »Uns fehlt immer noch der Schlüssel, um den Code zu entziffern.«

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