Das Bourne Duell
konnte, wirbelte Karpow schon wieder herum und übergab sich, bis er schlaff und schwitzend über der Bootswand hing. Er stöhnte auf – zuerst aus Übelkeit, dann weil Arkadin ihn nach einer Waffe oder einem Aufnahmegerät durchsuchte.
Arkadin fand nichts und wartete, bis Karpow sich den Mund noch einmal ausgespült hatte. »Ich glaube, wir fahren doch lieber gleich an Land«, meinte er.
Er stellte die Flasche zurück in die Kühlbox und bot dem Oberst eine Handvoll Eiswürfel an, dann ging er zurück ans Steuer. Er lenkte das Boot jetzt nach Süden, einer Schar Pelikane folgend, die in perfekter Formation tief über dem Wasser ihre Bahnen zogen. Schließlich
fuhr er bei Estero Morua ans Ufer und machte das Boot im seichten Wasser fest. Inzwischen hatte sich der Himmel im Osten verdunkelt, während er im Westen einem schwelenden Feuer glich, das vergeblich gegen die Dunkelheit ankämpfte.
Sie wateten an Land, Arkadin mit der Kühlbox auf der Schulter. Sobald sie den Strand erreicht hatten, ließ sich Karpow in den Sand fallen. Er sah völlig erledigt aus, als er umständlich die durchnässten Schuhe und Socken auszog. Arkadin, der Gummisandalen trug, hatte dieses Problem nicht.
Arkadin sammelte etwas Treibholz und machte ein Feuer. Er hatte schon eine Flasche Dos-Equis-Bier ausgetrunken und eine zweite geöffnet, als der Oberst mit schwacher Stimme um eine Flasche bat.
»Sie sollten zuerst einen Bissen essen.«
Arkadin bot ihm ein kleines Päckchen an, doch Karpow schüttelte nur den Kopf.
»Wie Sie meinen.« Arkadin roch an seinem Burrito mit Rindersteak und sog den Duft tief ein.
»Großer Gott«, murmelte Karpow und blickte zur Seite.
»Ah, Mexiko!« Arkadin biss genüsslich in den Burrito. »Schade, dass Sie nicht auf mich gehört haben, als Sie Maslows Lagerhaus stürmten«, sagte er zwischen zwei kräftigen Bissen.
»Fangen Sie nicht damit an«, stieß Karpow wütend hervor. »Wahrscheinlich wollten Sie mir in Maslows Auftrag eine Falle stellen. Was haben Sie denn von mir erwartet?«
Arkadin zuckte mit den Schultern. »Trotzdem, die Chance ist vertan.«
»Ich glaube, Sie hören mir nicht zu.«
»Was ich gemeint habe, ist, dass Sie bei einem Mann wie Maslow nicht so viele Chancen bekommen.«
»Verdammt, ich weiß, was Sie gemeint haben«, erwiderte der Oberst aufgebracht.
Arkadin blieb betont gelassen. »Na ja, das ist Schnee von gestern.« Er öffnete noch eine Flasche Dos Equis und reichte sie Karpow.
Der Oberst schloss die Augen; es sah so aus, als würde er in Gedanken bis zehn zählen. Als er die Augen wieder aufmachte, sagte er so ruhig, wie er nur konnte: »Ich habe den weiten Weg hierher gemacht – und jetzt hoffe ich verdammt noch mal, dass Sie mir etwas zu sagen haben, mit dem ich etwas anfangen kann.«
Nachdem er seinen Burrito verschlungen hatte, wischte sich Arkadin die Hände ab und nahm sich noch ein Bier, um das Essen hinunterzuspülen. »Sie wollen die Namen der Maulwürfe – das kann ich verstehen, ich an Ihrer Stelle würde sie auch wollen –, und ich werde sie Ihnen auch nennen, aber zuerst will ich ein paar Zusicherungen.«
»Jetzt kommt’s«, sagte Karpow schwach. Er rollte die kühle Flasche über seine schweißnasse Stirn. »Also gut, was verlangen Sie?«
»Absolute Straffreiheit für mich.«
»Kriegen Sie.«
»Und ich will Dimitri Maslows Kopf auf dem silbernen Tablett.«
Karpow sah ihn neugierig an. »Was ist eigentlich zwischen euch zwei?«
»Ich will eine Antwort.«
»Abgemacht.«
»Ich brauche eine Garantie«, beharrte Arkadin. »Er hat immer noch eine ganze verdammte Schar von Helfern in hohen Positionen – von FSB-Leuten bis zu Politikern und Bundesrichtern. Ich will einfach nicht, dass er seinen Kopf noch mal aus der Schlinge ziehen kann.«
»Nun, das hängt davon ab, wie gut die Informationen sind, die Sie mir geben können, nicht wahr?«
»Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Oberst. Was ich habe, ist absolut hieb- und stichfest.«
»Dann ist es abgemacht, wie ich gesagt habe.« Karpow nahm einen Schluck Bier. »Sonst noch was?«
»Ja.«
Karpow, der einen seiner durchnässten Schuhe aufgehoben hatte, nickte müde. »Das hab ich mir fast gedacht.«
»Ich will Oserow haben.«
Karpow runzelte die Stirn, während er etwas Seetang aus dem ruinierten Schuh zog. »Oserow ist Maslows Stellvertreter. Es dürfte nicht so einfach werden, ihn aus der Schusslinie zu halten.«
»Das ist mir egal.«
»Kann ich mir denken«, sagte Karpow
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