Das Bourne Duell
Schlafwandlerin ging sie von der Treppe ins Wohnzimmer. Ihr Vater knipste das Licht an. »Das geht nicht, Dad.«
»Warum nicht?« Er winkte mit der Hand ab. »Egal. Ich habe sowieso nicht geglaubt, dass du mitkommst.« Er beugte sich hinunter, um ein paar Holzscheite in den Kamin zu legen. Dann blickte er sich um. »Wo sind die Streichhölzer?«
Er trottete in die Küche. Sie hörte, wie er Schubladen herauszog und darin kramte.
»Ich bin dir ja dankbar, Dad. Aber das ist wirklich dumm von dir, dass du mitten in der Nacht hier herauskommst. Bist du mir etwa gefolgt? Und wie bist du überhaupt reingekommen?« Sie ging zu ihm in die Küche.
Eine schwielige Hand drückte sich auf ihren Mund, und gleichzeitig wurde ihr die Pistole entrissen. Ein männlicher Geruch stieg ihr in die Nase. Dann sah sie ihren Vater bewusstlos am Boden liegen, und sie begann sich zu wehren.
»Halt still«, flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr. »Wenn du Ärger machst, geh ich mit dir hinauf und lass dich zusehen, wie ich deiner Tochter das Gesicht wegschieße.«
DREIZEHN
Als Soraya am Flughafen von Tucson ankam, ging sie geradewegs zu den Autovermietern, wo sie das Bild von »Stanley Kowalski« herumzeigte – doch niemand vom Personal konnte sich an ihn erinnern. Der Name war auch nicht in ihren Büchern verzeichnet, was sie auch nicht erwartet hatte. Ein Profi wie Arkadin würde nicht so schlampig sein, sich unter demselben falschen Namen ein Auto zu mieten, unter dem er eingereist war. Da sie Datum und Uhrzeit von Arkadins Ankunft kannte, war sie absichtlich zur selben Tageszeit hergekommen, damit sie mit den Leuten sprechen konnte, die vor neun Tagen Dienst hatten. Es war tatsächlich dasselbe Personal, bis auf eine Frau mit dem seltenen Namen Biffy Flisser, die inzwischen gekündigt hatte, um eine Stelle im Best Western Airport Hotel anzunehmen. Keiner der Angestellten konnte sich an Arkadin erinnern.
Der Manager war so nett, im Best Western anzurufen, und Biffy Flisser erwartete Soraya, als sie in die kühle luftige Lobby kam. Sie setzten sich an einen Tisch und tranken etwas, während sie sich unterhielten. Biffy war gern bereit, Soraya bei ihrer Suche zu helfen.
»Ja, ich kenne ihn«, sagte sie schließlich und tippte auf das Bild auf Sorayas Handydisplay. »Ich meine, ich
kenne ihn nicht, aber ich habe ihn gesehen; er hat bei uns ein Auto gemietet.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut.« Biffy nickte. »Er wollte es für länger mieten, einen Monat oder sechs Wochen. Ich sagte ihm, dass er in diesem Fall einen Sonderpreis bekommt, und das hat ihn gefreut.«
Soraya wartete einen Augenblick. »Erinnern Sie sich auch an seinen Namen?«, fragte sie beiläufig.
»Das ist wichtig, oder?«
»Es würde mir schon weiterhelfen, ja.«
»Lassen Sie mich nachdenken.« Sie trommelte mit ihren lackierten Fingernägeln auf den Tisch. »Frank, glaube ich, Frank Soundso …« Sie konzentrierte sich noch einmal, dann hellte sich ihre Miene auf. »Ja, genau! Frank Stein. Frank Norman Stein, so war’s.«
Frank N. Stein. Soraya brach in schallendes Gelächter aus.
»Was ist?«, fragte Biffy verwirrt. »Was ist denn so lustig daran?«
Dieser Arkadin war schon ein Spaßvogel, dachte Soraya, als sie zum Flughafen zurückfuhr. Plötzlich kam ihr ein Gedanke, der sie stutzig machte. Warum wählte er einen Namen, der eventuell auffiel? Vielleicht hatte er vor, den Wagen gleich nach der Grenze irgendwo stehen zu lassen.
Die Vorstellung, dass ihre ganze Mühe vielleicht vergeblich war, frustrierte sie, doch sie machte trotzdem weiter. Sie suchte erneut die betreffende Autovermietung auf und nannte den Namen, den Arkadin dort angegeben hatte. »Was für ein Auto hat er gemietet?«, fragte sie.
»Einen Moment.« Der Manager wandte sich seinem Computer zu und gab den Namen und das Datum ein. »Einen schwarzen Chevy, einen alten, Jahrgang siebenundachtzig. Eigentlich ein Schrotthaufen, aber er wollte ihn nun mal haben.«
»Sie haben Ihre Autos so lange?«
Der Manager nickte. »Erstens rosten sie nicht hier in der Wüste. Zweitens zahlt es sich aus, auch alte Modelle zu vermieten, weil so viele von unseren Autos gestohlen werden. Außerdem gefällt es den Kunden, weil die Preise natürlich günstiger sind.«
Soraya notierte sich die Information, einschließlich des Kennzeichens, wenn auch ohne große Hoffnung, dass das Auto sie zu Arkadin führen würde, selbst wenn sie es finden sollte. Dann mietete sie selbst einen Wagen, bedankte sich beim
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