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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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der hinteren Sitze am Fenster und sah zu, wie die Lichter von Hongkong und Kowloon am Himmel zu einem schwachen Leuchten verblassten. Neue Lichter tauchten auf und verschwanden wieder, als das Tragflügelboot schneller wurde und die zu China gehörenden äußeren Inseln passierte.
    Jetzt türmten sich drohend die Berge der New Territories auf; das Mondlicht beleuchtete die Schönheit ihrer Gipfel, die aber auch eine Warnung war: Bis hierher und nicht weiter. Dahinter sind wir anders. Aber in Wirklichkeit war das gar nicht so. Auch auf den Plätzen von Shenzen priesen Leute ihre Waren an, wurden Handwerker wohlhabend, schlachteten Bauern ihre Tiere und lebten ebenso gut wie die gebildeten Klassen in Beijing und Shanghai – nur dass sie besser wohnten. China war im Begriff, sich zu verändern, zwar nicht schnell genug für westliche Vorstellungen, und zweifellos
war China noch immer ein paranoider Riese, aber trotz alledem, dachte David Webb, die aufgedunsenen Bäuche von Kindern, wie man sie im China der Vergangenheit so häufig gesehen hatte, verschwanden. Viele, die auf der politischen Leiter ganz oben standen, waren fett, aber auf den Feldern verhungerten nur wenige. Der Fortschritt war unleugbar, sinnierte David, ob nun die Welt die Methoden billigte oder nicht.
    Das Tragflügelboot wurde langsamer, und der Rumpf tauchte ins Wasser ein. Sie passierten jetzt eine Fahrrinne zwischen den aufgetürmten Felsen eines künstlichen Riffs, das von Scheinwerfern beleuchtet wurde. Sie waren in Macao, und Bourne wusste, was er zu tun hatte. Er stand auf, schob sich mit einer Entschuldigung an seinem Sitznachbarn vorbei und ging den Mittelgang hinauf, wo eine Gruppe von Amerikanern, einige im Stehen, die übrigen im Sitzen, Mr. Sandman sang. Sie hatten das Lied offenbar eingeübt.
    Sie waren angeheitert, aber nicht betrunken, machten keinen Krach. Eine andere Touristengruppe, der Sprache nach Deutsche, ermunterte die Amerikaner und applaudierte am Ende des Liedes.
    »Gut!«
    »Sehr gut!«
    »Wunderbar!«
    »Danke, meine Herren.« Der Amerikaner, der neben Jason stand, verbeugte sich zu den Deutschen hin. Dann schloss sich ein kurzes, freundliches Gespräch an, wobei die Deutschen englisch sprachen und der Amerikaner auf deutsch antwortete.
    »Da fühlt man sich richtig zu Hause«, sagte Bourne zu dem Amerikaner.
    »Hey, ein Landsmann! So ein richtiger Oldie, wie? Aber die waren die Besten. Sagen Sie, gehören Sie zu unserer Gruppe?«
    »Welche Gruppe ist das?«
    »Honeywell-Porter«, antwortete der Mann. Das war eine Werbeagentur in New York, von der Jason wusste, dass sie auf der ganzen Welt Niederlassungen hatte.

    »Nein, leider nicht.«
    »Hab mir’s schon gedacht. Wir sind nur etwa dreißig, wenn man die Australier mitzählt, und ich denke, dass ich so gut wie jeden kenne. Wo kommen Sie her? Ich heiße Ted Mather. Ich bin vom Büro von H. P. in Los Angeles.«
    »Mein Name ist Jim Cruett. Kein Büro, ich bin Dozent und komme aus Boston.«
    »Aus Boston, was Sie nicht sagen – Beantown! Aus der schönen Stadt gibt’s hier noch jemanden. Jim, ich darf Ihnen ›Beantown Bernie‹ vorstellen.« Wieder verbeugte sich Mather, diesmal zu einem Mann hin, der ganz hinten am Fenster in seinem Sitz zusammengesackt war, mit halb offenem Mund und geschlossenen Augen. Er war offensichtlich betrunken und trug eine Baseballmütze mit der Aufschrift ›Red Sox‹. »Sie brauchen nichts zu ihm zu sagen, der hört jetzt kein Wort. Bernard, das Superhirn, kommt aus unserem Büro in Boston. Sie hätten ihn vor drei Stunden sehen sollen. Nadelstreifenanzug, Seidenkrawatte, Zeigestab in der Hand, und ein Dutzend Diagramme, die außer ihm keiner verstand. Aber das muss man ihm lassen – er hat dafür gesorgt, dass wir nicht einschliefen. Ich glaube, deshalb haben wir alle ein paar gehoben … und er ein paar zu viel. Aber was soll’s, ist ja schließlich unsere letzte Nacht.«
    »Geht’s morgen zurück?«
    »Mit dem Abendflug. Auf die Weise haben wir noch Zeit, uns ein wenig zu erholen.«
    »Warum Macao?«
    »Weil es uns nach den Spieltischen gejuckt hat. Sie auch?«
    »Ich will sie mir wenigstens mal ansehen. Herrgott, beim Anblick dieser Mütze krieg ich richtig Heimweh! Die Red Sox könnten die Meisterschaft schaffen, und bis zu dieser Reise habe ich mir kein Spiel entgehen lassen!«
    »Und Bernie wird seine Mütze ganz bestimmt nicht fehlen!« Der Werbemann lachte und zog dem Superhirn Bernard die Baseballmütze vom Kopf. »Hier,

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