Das Bourne Imperium
glauben, Sie können ihn in China fangen?«
»Wo sonst würde er denn am wenigsten mit einer Falle rechnen?«
»Wahnsinn! Sie sind wirklich verrückt!«
»Kümmern Sie sich um alles«, befahl Jason dem chinesischen Offizier. »Der erste Flug von Kai-tak. Wenn ich die Tickets habe, werde ich dem, der sie mir bringt, fünfzigtausend amerikanische Dollar geben. Schicken Sie jemanden, dem Sie vertrauen können.«
»Fünfzig tausend … ?« Gamma starrte Bourne an.
Der Himmel über Peking war dunstig, und der Staub, den der Wind aus den nordchinesischen Ebenen hereintrug, flimmerte gelblich in der Sonne. Der Flughafen war, wie alle internationalen Flughäfen auf der Welt, riesig und die Landebahnen ein Flickenteppich aus schwarzen Straßen, von denen manche über zwei Meilen lang waren. Wenn es überhaupt einen Unterschied zwischen dem Flughafen Pekings und jenen in westlichen Städten gab, dann war dies
der riesige kuppelförmige Bau mit dem Hotel daneben und den verschiedenen Schnellstraßen, die in den Komplex hineinführten. Bourne und d’Anjou passierten den Zoll mühelos, wobei ihr fließendes Chinesisch ihnen den Weg ebnete. Die Uniformierten waren ausgesprochen freundlich und warfen kaum einen Blick auf ihr Gepäck, sie interessierten sich mehr für ihre Sprachkenntnis. Sie gaben vor, zwei Orientalisten zu sein, die hier Urlaub machten, um später in ihren Vorträgen von ihren Erlebnissen erzählen zu können. Sie wechselten je tausend Dollar in renminbi um, wörtlich Volksgeld, und erhielten jeder beinahe zweitausend yuan dafür. Dann nahm Bourne die Brille ab, die er in Washington von seinem Freund Cactus gekauft hatte.
»Eines verblüfft mich«, sagte der Franzose, während sie vor einer elektronischen Tafel mit den Ankünften und Abflügen der nächsten drei Stunden standen. »Warum benutzt er wohl eine Linienmaschine? Die Leute, die ihn bezahlen, haben doch sicherlich Regierungs- oder Militärmaschinen zur Verfügung.«
»Das ist wie bei uns, solche Flugzeuge müssen registriert werden, und jemand muss sie anfordern«, antwortete Jason. »Und wer auch immer der Auftraggeber ist, er muss auf Distanz bleiben. Ihr Killer muss als Tourist oder Geschäftsmann hier ankommen, und der komplizierte Vorgang der Kontaktaufnahme beginnt erst anschließend. Zumindest hoffe ich, dass es so ist.«
»Wahnsinn! Sagen Sie, Delta, wenn Sie ihn wirklich erwischen – und dieses ›Wenn‹ ist wesentlich, weil er ungemein geschickt ist –, haben Sie dann eine Ahnung, wie Sie ihn herausbringen wollen?«
»Ich habe Geld, amerikanisches Geld, große Scheine, mehr als Sie sich vorstellen können. Es steckt im Futter meiner Jacke.«
»Deshalb haben wir am Peninsula Halt gemacht, nicht wahr? Deshalb durfte ich Sie gestern auch nicht abmelden. Ihr Geld ist dort.«
»Dort war es. Im Hotelsafe. Ich werde ihn herausbringen.«
»Auf den Schwingen des Pegasus?«
»Nein, wahrscheinlich mit einem PanAm-Flug, und wir beide werden einen schwerkranken Freund stützen. Im Übrigen glaube ich sogar, dass Sie mich auf diese Idee gebracht haben.«
»Dann gehöre ich in eine Heilanstalt!«
»Bleiben Sie am Fenster«, sagte Bourne. »In zwölf Minuten landet die nächste Maschine aus Kai-tak, aber das könnte ebenso zwei Minuten wie zwölf Stunden bedeuten. Ich werde uns beiden ein Geschenk kaufen.«
»Wahnsinn«, murmelte der Franzose, zu müde, um mehr zu tun als den Kopf zu schütteln.
Jason kehrte zurück und dirigierte d’Anjou in eine Ecke, von der aus man die Türen zur Zollkontrolle sehen konnte, die geschlossen waren, wenn nicht gerade Passagiere herauskamen. Bourne griff in die Innentasche und holte eine lange, schmale, bunt lackierte Schachtel heraus. Er nahm den Deckel ab; auf imitiertem Filz lag ein schmaler Brieföffner aus Messing, mit chinesischen Schriftzeichen auf dem Griff. Die Spitze war scharf geschliffen. »Da, nehmen Sie«, sagte Jason. »Stecken Sie es sich in den Gürtel.«
»Wie ist die Klinge?«, fragte Echo von Medusa, während er sich die Klinge in den Hosenbund schob.
»Nicht schlecht. Der Messinggriff ist schwer; es müsste sich gut werfen lassen.«
»Ja, ich erinnere mich«, sagte d’Anjou. »Eine der ersten Regeln war, nie ein Messer zu werfen, aber eines Abends haben Sie in der Dämmerung zugesehen, wie ein Gurkha einen Kundschafter aus drei Meter Entfernung erledigte, ohne einen Schuss abzugeben oder sich auf ein Handgemenge einzulassen. Sein Bajonett wirbelte durch die Luft und
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