Das Bourne Imperium
ist alles. Der ist ja schwer zu übersehen.«
»Das ist nicht alles. Weil er schwer zu übersehen ist und wenn man bedenkt, wo Sie ihn gesehen haben, haben Sie Fragen gestellt. Was haben Sie erfahren?«
»Kommen Sie, Alex! Das ist Gerede, nichts Konkretes.«
»Ich liebe Gerede. Raus mit der Sprache, Matt! Oder dieses hässliche, schwere Ding an meinem Fuß könnte Ihnen das Gesicht zertreten. Sehen Sie, ich habe keine Kontrolle darüber, es hat seinen eigenen Willen, und es mag Sie nicht. Es kann sehr feindselig sein, selbst mir gegenüber.« Mit einiger Mühe hob Conklin plötzlich seinen Klumpfuß und ließ ihn zwischen Richards’ Schulterblätter herunterfallen.
»Herrgott! Sie brechen mir das Rückgrat!«
»Nein, ich glaube, es will Ihnen das Gesicht zertreten. Wer ist es, Matt?« Wieder schnitt Alex eine Grimasse und
hob seinen Klumpfuß und senkte ihn am Schädel des CIA-Mannes.
»Also gut ! Man weiß nichts Genaues, aber es heißt, er sei ein ganz hohes Tier bei Crown CI.«
»Crown CI«, erklärte Conklin zu Morris Panov gewandt, »heißt British Counter Intelligence hier in Hongkong, also Spionageabwehr. Und folglich bekommen sie ihre Befehle direkt aus London.«
»Sehr aufschlussreich«, sagte der Psychiater ebenso verwirrt wie erschüttert.
»Allerdings«, pflichtete Alex ihm bei. »Dürfte ich Ihre Krawatte haben, Doktor?«, fragte Conklin und fing an, die seine aufzuknoten. »Ich ersetze Sie Ihnen aus meinem Fonds für unvorhergesehene Ausgaben, weil wir jetzt nämlich einen neuen Ansatzpunkt haben. Ich bin offiziell im Einsatz. Langley unterstützt allem Anschein nach – mit Matthews Gehalt und seinem Einsatz – etwas, bei dem es um eine Abwehroperation eines Verbündeten geht. Als Staatsbeamter, dem auch Verschlusssachen zugänglich sind, sollte ich da nicht beiseite stehen. Ihre Krawatte brauche ich auch, Matt.«
Zwei Minuten später lag Richards mit gefesselten Füßen und Händen und einem Knebel im Mund hinter der Säule.
»Wir können jetzt los«, sagte Alex mit einem Blick den Bahnsteig entlang. »Die sind alle hinter unserem Köder her, der unterdessen bereits auf halbem Wege nach Malaysia ist.«
»Wer war sie – er ? Ich meine, eine Frau war er ganz sicherlich nicht.«
»Ich will ja nichts gegen Frauen sagen, aber eine Frau hätte es wahrscheinlich nicht geschafft, hier herauszukommen. Er schon, und er hat die anderen mitgenommen – hinter sich hergezogen. Er ist über das Geländer der Rolltreppe gesprungen und hat sich hinaufgearbeitet. Gehen wir. Keiner wird uns folgen.«
»Aber wer ist er?«, ließ Panov nicht locker, als sie um die Säule herum auf die Rolltreppe und die paar Nachzügler zugingen, die noch eine kurze Schlange bildeten.
»Wir haben ihn gelegentlich hier drüben eingesetzt, hauptsächlich als Beobachter der abgelegenen Grenzanlagen, wo er sich auskennt, weil er mit seiner Ware an ihnen vorbei muss.«
»Rauschgift?«
»Wir würden ihn nie anfassen; er ist ein Spitzenmann in seinem Gewerbe, er schiebt mit gestohlenem Gold und Schmuck zwischen Hongkong, Macao und Singapur. Ich glaube, er ist ein Opfer seiner Vergangenheit. Vor ein paar Jahren haben sie ihm seine Medaillen weggenommen, wegen unehrenhaften Verhaltens. Er hat mal für ein paar recht unappetitliche Fotos Modell gestanden, als er noch auf dem College war und Geld brauchte. Später tauchten die Fotos durch einen schmierigen Verleger wieder auf. Und man hat ihn damit ruiniert.«
»Das Pornomagazin von vorhin!«, rief Mo aus, als sie beide die Rolltreppe betraten.
»So was in der Art, ja.«
»Was für Medaillen waren das denn?«
»Olympiade sechsundsiebzig. Leichtathletik. Hürdenlauf.«
Panov starrte Alexander sprachlos an, als sie auf der Rolltreppe nach oben fuhren, dem Ausgang entgegen. Auf der gegenüberliegenden Rolltreppe tauchte jetzt eine Schar von Arbeitern mit breiten Besen auf. Alex machte eine ruckartige Kopfbewegung auf sie zu, schnippte mit den Fingern seiner rechten Hand und deutete dann mit dem Daumen in Richtung auf die Ausgangstür oben. Die Botschaft war klar. In wenigen Augenblicken würde man hinter einer Säule einen gefesselten CIA-Agenten finden.
»Das muss der sein, den sie den Major nennen«, sagte Marie, die Conklin gegenüber in einem Sessel Platz genommen hatte, während Morris Panov neben ihr kniete und ihren linken Fuß untersuchte. »Autsch!«, schrie sie und zog das Bein zurück. »Tut mir Leid, Mo.«
»Keine Ursache«, sagte der Arzt. »Das ist
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