Das Bourne Imperium
Was hatten Sie da an?«
»Lassen Sie mich nachdenken. Im Krankenhaus …«
»Später«, unterbrach sie Alex. »Sie haben da erwähnt, dass Sie die Kleider gewechselt und ein paar Sachen gekauft hätten. Das kanadische Konsulat, Staples’ Wohnung. Können Sie sich erinnern?«
»Du großer Gott, dass Sie sich da erinnern können!«
»Kein Geheimnis, ich mache mir Notizen. Das ist eine Nebenwirkung des Alkohols. Schnell, Marie, nur ungefähr, was hatten Sie an?«
»Einen Faltenrock – ja, einen grauen Faltenrock, das war’s. Und eine blaue Bluse mit hohem Kragen …«
»Das wollen Sie wahrscheinlich umtauschen …«
»Was?«
»Lassen Sie nur. Was noch?«
»Oh, einen Hut, einen ziemlich breitkrempigen Hut, um mein Gesicht zu bedecken.«
»Gut.«
»Und eine nachgemachte Gucci-Handtasche, die ich mir auf der Straße gekauft hatte. Oh, und Sandalen, um kleiner zu wirken.«
»Ich brauche die Größe. Ich bleibe bei Absätzen. Ausgezeichnet, mehr brauche ich nicht.«
»Wozu, Alex? Was machen Sie?«
»Lassen Sie mich nur. Ich weiß ganz genau, dass die Passcomputer des Außenministeriums mich registriert haben, und bei meinem athletischen Gang könnte mich selbst ein Warzenschwein im Zoll entdecken. Die haben zwar keine Ahnung, aber ihre Befehle, und ich möchte wissen, wer sonst noch auftaucht.«
»Ich weiß nicht, ob ich das verstehe.«
»Das erkläre ich Ihnen später. Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir kommen zu Ihnen, so schnell wir uns hier unbemerkt aus dem Staub machen können. Es kann also eine gute Stunde dauern.«
»Was ist mit Mo?«
»Der muss bei mir bleiben. Wenn wir uns jetzt trennen, werden sie ihm im besten Fall folgen und im schlimmsten Fall ihn festnehmen.«
»Und was ist mit Ihnen?«
»Mich werden die nicht anrühren, nur scharf überwachen.«
»Sie sind aber zuversichtlich.«
»Ich bin wütend. Die können nicht wissen, was ich hinterlassen habe oder bei wem oder welche Instruktionen ich für den Fall gegeben habe, dass es zu einer Unterbrechung irgendwelcher vorher arrangierter Telefonanrufe kommt. Für die bin ich im Augenblick eine laufende – hinkende – Megabombe, die ihre ganze Operation auffliegen lassen könnte, was auch immer das im Augenblick ist.«
»Ich weiß, Sie werden jetzt sagen, dafür ist keine Zeit, Alex. Aber ich muss Ihnen etwas sagen. Ich bin nicht sicher, warum, aber ich muss einfach. Ich glaube, was David in Bezug auf Sie so besonders wehgetan und ihn wütend gemacht hat, war, dass er Sie für den Besten in der ganzen Branche hielt. Immer wieder, wenn er einen Schluck trank oder seine Gedanken zu schweifen begannen – wodurch wieder eine Tür für ihn aufgestoßen wurde –, schüttelte er traurig den Kopf oder schlug einfach mit der Faust auf den
Tisch und fragte sich, warum ? ›Warum?‹ sagte er dann. ›Dazu war er viel zu gut … Er war der Beste.‹«
»Ich war Delta nicht gewachsen. Das war keiner. Niemals.«
»Auf mich wirken Sie aber schrecklich gut.«
»Weil ich nicht aus der Kälte komme, sondern in sie hinausgehe, und mit einem besseren Grund, als ich ihn je in meinem Leben hatte.«
»Seien Sie vorsichtig, Alex.«
»Sagen Sie denen, dass sie vorsichtig sein sollen.« Conklin legte auf, und Marie merkte, wie ihr langsam die Tränen über die Wangen rollten.
Morris Panov und Alex verließen den Andenkenladen im Bahnhof von Kowloon und gingen auf die Rolltreppe zu, die in die untere Ebene zu den Gleisen 5 und 6 führte. Mo, der Freund, war durchaus bereit, die Instruktionen seines ehemaligen Patienten zu befolgen. Aber Panov, der Psychiater, musste seine Diagnose loswerden.
»Kein Wunder, dass ihr alle so beknackt seid«, sagte er, einen ausgestopften Pandabären unter dem Arm und ein buntes Magazin in der Hand. »Doch kommen wir zur Sache. Wenn wir die Treppe hinuntergehen, dann gehe ich nach rechts, also zu Gleis 6, und dann auf der linken Seite weiter, auf den Schluss des Zuges zu, der in wenigen Minuten eintreffen soll. Soweit korrekt?«
»Korrekt«, antwortete Conklin, dem Schweißtropfen auf die Stirn getreten waren, während er neben dem Arzt herhinkte.
»Ich warte dann an der letzten Säule und halte das stinkende, ausgestopfte Tier da unterm Arm, während ich mir dieses Pornomagazin ansehe, bis eine Frau auf mich zukommt.«
»Wieder richtig«, sagte Alex, als sie die Rolltreppe betraten. »Der Panda ist ein ganz übliches Geschenk. Besucher aus dem Westen lieben ihn. Betrachten Sie ihn als ein Geschenk für Ihr
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