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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Schande gebracht hätten! Du bist die Verräterin! Du bist zum Flughafen gegangen und hast Verbindung mit unseren Feinden aufgenommen und damit zugelassen, dass ein Verbrecher entkam! Dir wäre es gleichgültig, wenn wir tausend Jahre versklavt wären …«
    »Und du würdest uns auf zehntausend Jahre zu Vieh machen!«
    »Du weißt nicht, was Freiheit ist, Weib!«

    »Freiheit? Aus deinem Mund? Du willst mir einreden – willst uns einreden –, du würdest uns die Freiheiten zurückgeben, die unsere Eltern und Großeltern in dem wahren China hatten, aber welche Freiheiten, du Lügner ? Die Freiheit, die blinden Gehorsam verlangt, die meinem Kind den Reis nimmt, einem Kind, das sein Vater verleugnet, weil er nur an Herren glaubt – Kriegsherren, Herren der Erde! Aiya! « Die Frau wandte sich der Menge zu. »Ihr!«, schrie sie. »Ihr alle ! Ich habe euch nicht verraten, und unsere Sache auch nicht. Aber ich habe vieles gelernt. Es war nicht so, wie dieser große Lügner sagt! Es gibt viel Leid und Tyrannei, wie wir alle wissen, aber auch früher hat es Leid gegeben und Tyrannei! … mein Liebhaber war kein böser Mensch, kein blinder Gefolgsmann des Regimes, sondern ein gebildeter Mann, ein sanftmütiger Mann, einer, der an das ewige China glaubte! Er wollte die Dinge, die auch wir wollen! Er verlangte nur Zeit, um all das Böse zu korrigieren, das die alten Männer in den Komitees verseucht hatte, die uns führen. Vieles wird sich ändern, hat er mir gesagt. Einiges davon spürt man bereits. Jetzt! … Lasst nicht zu, dass der Lügner mir das antut! Lasst nicht zu, dass er es euch antut!«
    »Hure! Verräterin!« Die Klinge zischte durch die Luft und enthauptete die Frau. Ihr kopfloser Körper fiel nach links, ihr Kopf nach rechts, und aus beiden spritzte das Blut. Dann ließ der Erweckungsprediger das Schwert herunterfahren, als wollte er ihre Überreste in Stücke zerhacken, aber das Schweigen, das sich über die Menge gesenkt hatte, lastete schwer und drückend. Er hielt inne; er hatte den Faden verloren. Aber er knüpfte gleich wieder daran an. »Mögen die geheiligten Geister unserer Ahnen ihr Frieden und Läuterung gewähren!«, schrie er, und seine Augen schweiften über die Menge, starrten jeden Einzelnen an. »Denn ich beende ihr Leben nicht aus Hass, sondern voll Mitgefühl für ihre Schwäche. Sie wird Frieden und Vergebung finden. Die Geister werden verstehen – aber wir müssen hier im Mutterland verstehen! Wir dürfen keinen Fußbreit von unserem Weg zum Ziel abweichen – wir müssen stark sein! Wir müssen …«

    Bourne hatte genug von diesem Wahnsinnigen. Er war der Fleisch gewordene Hass. Und er war ein toter Mann. Irgendwann, irgendwo würde er sterben. Vielleicht heute noch – wenn möglich, heute !
    Delta zog das Messer aus der Scheide und bewegte sich nach rechts, kroch durch das dichte Unterholz. Sein Pulsschlag war seltsam ruhig, und in ihm wuchs eine wütende Erkenntnis – David Webb war verschwunden. Es gab so viele Dinge, an die er sich aus jenen wolkenverhüllten, fernen Tagen nicht erinnern konnte, aber es gab auch viel, das für ihn jetzt wieder Gestalt annahm. Die Einzelheiten waren noch unklar, nicht aber seine Instinkte. Impulse lenkten ihn, und er war eins mit der Finsternis des Waldes. Der Dschungel war sein Verbündeter, denn er hatte ihn schon früher beschützt, ihn in jenen Tagen gerettet, an die er sich nicht klar erinnern konnte. Die Bäume und die Lianen und das Unterholz waren seine Freunde; er bewegte sich zwischen ihnen wie eine Wildkatze, mit sicherem Fuß und lautlos.
    Er bog in der uralten Schlucht nach links und begann den Abstieg, den Blick die ganze Zeit auf den Baum gerichtet, wo der Killer so lässig stand. Der Redner hatte inzwischen seine Vorgehensweise geändert und sich damit auf die veränderte Stimmung in seinem Publikum eingestellt. Jetzt die tote Frau in Stücke zu hacken, wäre falsch gewesen, und er war ein Meister seiner Kunst, ein begnadeter Redner, der wusste, wann er Liebe predigen musste und wann ewige Verdammnis.
    Ein paar Helfer hatten schnell die Spuren des gewaltsamen Todes der Frau entfernt, und die zweite Frau wurde mit einer Geste des zeremoniellen Schwertes herbeigewinkt. Sie war höchstens achtzehn, ein hübsches Mädchen, und während sie nach vorne gezerrt wurde, weinte sie und übergab sich.
    »Deine Tränen sind überflüssig, Kind«, sagte der Redner mit seiner väterlichsten Stimme. »Es war stets unsere Absicht, dich

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