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Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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pathologischen Lügner, der zu unkontrollierten Gewalttätigkeiten und Selbsttäuschungen neigt. Und wenn ein solcher Mann die Behauptung aufstellt, seine Frau sei verschwunden, wer weiß dann schon, wo eine solche pathologische Reise hinführen könnte? Drücke ich mich klar aus?«
    David schloss die Augen, und der Schweiß rann ihm übers Gesicht. »Glasklar«, sagte er leise und legte auf.
    Paranoid … pathologisch. Diese Schweine! Er schlug die Augen auf und hätte am liebsten seine Wut dadurch abreagiert, dass er sich gegen irgendetwas warf, irgendetwas! Dann aber verhielt er wie erstarrt. Ja, das war es! Warum hatte er nicht gleich daran gedacht! Morris Panov! Mo Panov würde die drei Ungeheuer schon auf den richtigen Nenner bringen. Lügner, unfähig, einzig und allein darauf bedacht, eine korrupte Bürokratie zu schützen, um damit dem eigenen Nutzen zu dienen – und wahrscheinlich noch
viel, viel Schlimmeres. Er griff nach dem Telefon und wählte mit zitternden Fingern die Nummer, die ihm in der Vergangenheit so oft eine beruhigende, rationale Stimme gebracht hatte, die ihm das Gefühl gab, etwas wert zu sein, auch wenn er das Gefühl gehabt hatte, es gebe nur noch wenig in ihm, das den geringsten Wert besaß.
    »David, schön von Ihnen zu hören«, sagte Panov, und dabei ging ein echtes Gefühl der Wärme von ihm aus.
    »Ich fürchte, das ist es nicht, Mo. Das ist der schlimmste Anruf bei Ihnen, den ich je geführt habe.«
    »Kommen Sie, David, das klingt aber recht dramatisch. Schließlich haben wir eine ganze Menge …«
    »Hören Sie mir zu!«, schrie Webb. »Sie ist verschwunden ! Sie haben sie weggeholt !« Und dann sprudelten die Worte aus ihm heraus, in wirrem Durcheinander.
    »Hören Sie auf, David!«, befahl Panov. »Fangen Sie ganz vorne an. Ich möchte es von Anfang an hören. Als dieser Mann Sie aufgesucht hat – nach den Erinnerungen an Ihren Bruder …«
    »Welcher Mann?«
    »Vom Außenministerium.«
    »Ja! Richtig, ja McAllister, so hieß er.«
    »Beginnen Sie dort. Namen, Titel, Ämter. Und den Namen des Bankiers in Hongkong will ich auch wissen. Und jetzt beruhigen Sie sich erst mal, um Himmels willen!«
    Wieder umklammerte Webbs linke Hand das rechte Handgelenk und den Telefonhörer. Er fing noch einmal an, zwang dem, was er sagte, eine krampfhafte Beherrschung auf; seine Stimme wurde angespannt, seltsam ausdruckslos, und wurde dann doch wieder schneller. Schließlich schaffte er es, alles herauszubekommen, alles, woran er sich erinnern konnte, und war sich zugleich voll Schrecken bewusst, dass er sich nicht an alles erinnert hatte. Da waren sie wieder, die schrecklichen Gedächtnislücken. Er hatte alles gesagt, was er im Augenblick sagen konnte; da war nichts übrig.
    »David«, begann Mo Panov mit fester Stimme. »Ich möchte, dass Sie etwas für mich tun. Und zwar jetzt. «

    »Was?«
    »Für Sie klingt das vielleicht unsinnig, vielleicht sogar ein wenig verrückt, aber ich mache Ihnen einen Vorschlag, dass Sie jetzt zum Strand hinuntergehen und einen Spaziergang machen, am Ufer entlang. Eine halbe Stunde, fünfundvierzig Minuten, nicht mehr. Hören Sie auf die Brandung und auf die Wellen, die gegen die Felsen schlagen.«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«, protestierte Webb.
    »Doch, absolut«, beharrte Mo. »Erinnern Sie sich, wie wir uns einmal darüber geeinigt haben, dass es Zeiten gibt, wo man seinen Verstand auf Leerlauf schalten sollte – ich tue das, weiß Gott, öfter als das ein einigermaßen angesehener Psychiater sollte. Es gibt Zeiten, da überwältigen uns die Dinge, und da ist es notwendig, dass wir aus dieser Verwirrung herauskommen, ehe wir etwas unternehmen. Tun Sie, worum ich Sie bitte, David. Ich melde mich, so schnell es geht, wieder bei Ihnen, höchstens in einer Stunde, denke ich. Und dann möchte ich, dass Sie ruhiger sind als jetzt.«
    Es war wirklich verrückt, aber wie bei vielem, was Panov so ruhig und oft ganz beiläufig vorschlug, so war auch in diesen Worten viel Wahres. Webb ging den kalten, felsigen Strand hinunter und vergaß dabei keinen Augenblick lang, was geschehen war, aber ob es nun der Szenenwechsel war oder der Wind oder die endlosen, sich immer wiederholenden Geräusche des Meeres, jedenfalls registrierte er, dass sein Atem gleichmäßiger ging – immer noch so tief und so zitternd wie vorher, aber ohne Hysterie. Er sah auf die Uhr, das Leuchtzifferblatt, dem das Mondlicht zu Hilfe kam. Er war jetzt zweiunddreißig Minuten

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