Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Bourne Imperium

Das Bourne Imperium

Titel: Das Bourne Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
ihn Marie näher. Alles war jetzt kälter. Es lag eine gewisse Freiheit darin, das zu sein, was er nicht war.
    Halte dich genau an dein Drehbuch … Sei überall gleichzeitig. Bring sie zum Schwitzen.
     
    Um 17.02 Uhr kam ein sichtlich nervöser Liang mit schnellen Schritten durch die Glastüren des Regent heraus. Er sah sich unruhig unter den Gästen um, die in beständigem Strom das Hotel betraten oder verließen, und bog dann nach links und eilte schnell auf die Rampe zu, die zur Straße hinunterführte. David beobachtete ihn durch die hohen Fontänen der Springbrunnen auf der anderen Seite des Hofes. Die Fontänen als Deckung nutzend, rannte Webb quer über den Vorplatz, wich dabei Taxis und Autos aus, erreichte schließlich die Rampe und folgte Liang nach unten auf die Salisbury Road zu.
    Auf halbem Weg zur Straße blieb er stehen und drehte sich um, bog sich zur Seite und wandte das Gesicht nach links. Der stellvertretende Manager des Hotels war plötzlich stehen geblieben, leicht nach vorne gebeugt, so wie jemand in Angst und Eile, dem plötzlich etwas eingefallen ist oder der seine Absicht geändert hat. Es musste das Letztere sein, dachte David, drehte vorsichtig den Kopf und sah, wie Liang quer über die Zufahrt zum New World Shopping Centre hinüberrannte. Webb wusste, dass er ihn in der Menge verlieren würde, wenn er sich nicht beeilte. Und so hob er beide Hände, brachte den Verkehr damit zum Stillstand und rannte schnell die Rampe hinunter, was ein wütendes Hupkonzert und ärgerliche Rufe der Fahrer auslöste. Als er den Vorplatz erreicht hatte, schwitzte er, er hatte Angst. Er konnte Liang nicht sehen! Wo war er? Das Meer
asiatischer Gesichter verschwamm ineinander, alle gleich und doch nicht gleich. Wo war er? David rannte weiter, immer wieder gegen Menschen rempelnd, sich entschuldigend und dabei fieberhaft die Gesichter absuchend; und dann sah er ihn! Er war sicher, dass es Liang war – aber eigentlich doch nicht ganz sicher. Er hatte gesehen, wie eine Gestalt im dunklen Anzug in den Zugang zum Hafenweg einbog, einen langen Streifen Beton über dem Wasser, wo die Leute fischten und dahinschlenderten und am frühen Morgen ihre Tai-chi- Übungen machten. Und doch hatte er den Mann nur von hinten gesehen; wenn es nicht Liang war, würde er ihn ganz aus den Augen verlieren, wenn er jetzt die Straße verließ. Instinkt. Nicht deiner, sondern der von Bourne – die Augen von Jason Bourne.
    Webb fing zu rennen an, rannte auf den Torbogen zum Hafenweg zu. In der Ferne funkelte die Skyline von Hongkong, vor ihm tanzten die Schiffe und Boote und Dschunken im Wasser des Hafenbeckens auf und ab. Er wurde langsamer, als er unter dem Bogen durchtrat; es gab keinen Weg zurück zur Salisbury Road, nur durch diesen Eingang. Der Hafenweg war eine Sackgasse, an deren anderem Ende das Wasser lag. Und das führte zu einer weiteren Frage und lieferte die Antwort auf eine andere. Warum hatte Liang – wenn es Liang war – sich in eine Sackgasse begeben, aus der es kein Zurück gab? Was zog ihn dorthin? Ein Kontakt, ein Briefkasten, eine Übergabe? Was auch immer es war, es bedeutete jedenfalls, dass der Chinese die Möglichkeit nicht in Betracht gezogen hatte, dass man ihm folgte; und das war die Antwort, die David brauchte. Sie sagte ihm das, was er wissen musste. Der Mann befand sich in Panik; das Unerwartete würde diese Panik nur noch verstärken.
    Jason Bournes Augen hatten ihn nicht getrogen. Es war Liang, aber die erste Frage blieb unbeantwortet, und von dem, was Webb sah, wurde sie in ihrer Bedeutung nur noch verstärkt. Unter den Tausenden und Abertausenden öffentlicher Telefone in Kowloon – eingezwängt in überfüllte Arkaden und Nischen von verdunkelten Hotelhallen – hatte sich Liang ausgerechnet ein Münztelefon an der inneren
Mauer des Weges ausgesucht. Der Apparat stand im Freien, inmitten eines breiten Durchgangs, der wiederum eine Sackgasse war. Das hatte weder Sinn und Verstand; noch der blutigste Amateur hatte so viel Instinkt, sich zu schützen. Wer in Panik geraten war, suchte Deckung.
    Liang griff in die Tasche, um Kleingeld zu suchen, und plötzlich, als hätte eine innere Stimme ihm das befohlen, wusste David, dass er dieses Telefongespräch nicht zulassen durfte. Wenn es durchgeführt wurde, dann musste er es führen. Es war ein Teil seiner Strategie, ein Teil, der ihn Marie näher bringen würde! Die Kontrolle musste in seiner Hand liegen, nicht in den Händen anderer!
    Er rannte

Weitere Kostenlose Bücher