Das Bourne Imperium
gelaufen.«
»Es hat einen Aufruhr gegeben, wenn Sie das unter ›sehr gut‹ verstehen.«
»Ja, das verstehe ich darunter.« McAllister lehnte sich im Sessel zurück und massierte sich mit den schlanken Fingern der rechten Hand die Schläfen.
»Sie können den ersten Punkt abhaken, mein Freund. Der echte Jason Bourne hat sich linken lassen und hat gehandelt. Sie werden übrigens die Krankenhausrechnung für einen Mann mit einem gebrochenen Arm bezahlen müssen und für zwei weitere, die immer noch unter Schock stehen und schreckliche Halsschmerzen haben. Dem vierten ist die Sache zu peinlich, als dass er etwas dazu sagen möchte.«
»Bourne versteht sich sehr gut auf das, was er tut – was er getan hat.«
»Er ist tödlich, Edward!«
»Sie sind aber doch wohl mit ihm fertig geworden.«
»Wobei ich jede Sekunde dachte, dass er das ganze Dreckloch hochgehen lässt! Ich war wie gelähmt. Dieser Mann ist total verrückt. Übrigens, warum soll er sich aus Macao heraushalten?«
»Von dort aus kann er nicht mehr tun als hier. Die Morde haben hier stattgefunden. Die Kunden seines Doppelgängers befinden sich ganz offensichtlich hier in Hongkong und nicht in Macao.«
»Wieder einmal keine Antwort, wie üblich.«
»Dann wollen wir es anders ausdrücken, und so viel zumindest kann ich Ihnen sagen. Sie wissen es ja bereits, nachdem Sie heute diese Rolle gespielt haben. Diese Lüge, wonach die junge Frau unseres imaginären Taipan mit ihrem Liebhaber in Macao ermordet worden ist. Fällt Ihnen dazu etwas ein?«
»Genial ausgedacht«, sagte Lin und runzelte die Stirn. »Man versteht nur wenige Racheakte so leicht wie den alten Satz ›Auge um Auge‹. In gewissem Sinne ist das die
Basis Ihrer Strategie – oder zumindest dessen, was ich davon weiß.«
»Was würde Webb Ihrer Meinung nach tun, wenn er herausfände, dass es sich um eine Lüge handelt?«
»Das kann er nicht. Sie haben doch dafür gesorgt, dass die Spuren verwischt worden sind.«
»Sie unterschätzen ihn. Wenn er einmal in Macao wäre, würde er jedes Stück Unrat zweimal umdrehen, um herauszubekommen, wer dieser Taipan ist. Er würde jeden Hotelpagen, jedes Zimmermädchen befragen – wahrscheinlich würde er ein Dutzend Hotelangestellte im Lisboa und den größten Teil der Polizei unter Druck setzen oder bestechen, bis er die Wahrheit erfahren hätte.«
»Aber wir haben seine Frau, und das ist keine Lüge. Er wird dementsprechend handeln.«
»Ja, aber in einer ganz anderen Dimension. Was auch immer er jetzt denkt – und er argwöhnt bestimmt einiges –, er kann es nicht wissen, wenigstens nicht genau. Wenn er aber in Macao zu graben anfängt und die Wahrheit erfährt, dann hat er Beweise, dass seine Regierung ihn getäuscht hat.«
»Was für Beweise?«
»Ein hoher Beamter des Außenministeriums, nämlich ich, hat ihn angelogen. Und das wäre nicht das erste Mal, dass man ihn betrogen hat.«
»So viel wissen wir.«
»Ich möchte, dass an der Passkontrolle in Macao einer unserer Leute sitzt – rund um die Uhr. Stellen Sie Leute ein, denen Sie vertrauen können, und geben Sie ihnen Fotos, aber keine Informationen. Bieten Sie dem, der ihn entdeckt und Sie anruft, eine Sonderprämie an.«
»Das lässt sich machen, aber er würde dieses Risiko nicht eingehen. Er glaubt, dass die Chancen gegen ihn stehen. Ein Informant im Hotel oder im Polizeihauptquartier, und seine Frau stirbt. Er würde dieses Risiko nicht eingehen.«
»Und wir können dieses Risiko erst recht nicht eingehen, so klein es auch sein mag. Wenn er herausbekäme, dass er wieder benutzt wird – wieder betrogen –, dann könnte er durchdrehen und Dinge tun und sagen, die für uns alle unvorstellbare
Konsequenzen haben könnten. Offen gestanden, wenn er nach Macao ginge, könnte er statt einer Trumpfkarte zu einer schrecklichen Belastung werden.«
»Liquidation?«, fragte der Major nur.
»Ich kann dieses Wort nicht benutzen.«
»Ich glaube auch nicht, dass Sie das tun müssen. Ich war sehr überzeugend. Ich habe mit der Faust auf die Sessellehne geschlagen und wirkungsvoll die Stimme erhoben. ›Ihre Frau wird sterben!‹, habe ich geschrien. Er hat mir geglaubt. Ich hätte mich für die Oper ausbilden lassen sollen.«
»Sie haben Ihre Sache gut gemacht.«
»Eine Vorstellung, die Akim Tamiroffs würdig gewesen wäre.«
»Wer ist das?«
»Bitte. Ich hab das am Tor schon einmal durchgemacht.«
»Wie bitte?«
»Vergessen Sie es. In Cambridge hat man mir gesagt, dass ich
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